Heyho, kennt mich noch jemand? Wollte auch mal wieder ein Lebenszeichen absetzen. Viel Spaß mit diesem Onetake^^`
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Das alte Gebäudeude verweilt seelenruhig, während der Sturm der Zeit hektisch um es herumwirbelt. Es hat zu viel gesehen um sich davon hetzen zu lassen, und so steht es weiter still. Zummindest, wenn man unachtsam ist. Bei genauerer Investigation lernt man den Charakter dieses verlassenen, doch nie einsamen Ortes kennen - aus dem Knarzen der morschen Bretter, dem subtilem Geräusch des Regens, der sich hin und wieder einen Weg durch das müde Dach bahnt, und dem leisen Trippeln der Ratten bildet sich eine gewisse Atmosphere, etwas eigenes. Jeder dieser Orte hat etwas, das manche sogar als Persönlichkeit anerkennen würden, und wer solch einen Ort das erste mal betritt, wird sofort spüren, was gemeint ist.
Heute ist ein besonderer Tag für meine Wenigkeit, denn ich habe beschlossen, dem oben erwähntem Haus einen Besuch abzustatten. Ich habe mir meinen Weg durch den verwilderten Garten mit seiner vom Regen noch feuchten Vegetation gebahnt und bin durch ein zersplittertes Fenster eingestiegen. Ärgerlicherweise habe ich dabei einen Glassplitter übersehen, doch zum Glück nur einen Kratzer davongetragen, welcher nicht weiter stört.
Mit dem Durchqueren des Fensters habe ich Zutritt zur alten Villa erlangt, durch deren Inneres zu streifen sich für mich anfühlt, wie die Psyche eines uralten und weisen Wesens zu examinieren. Egal wie viele Orte ich besuche, das ganze verliert nie ihren Zauber. Man lernt mit der Zeit, welche hier still zu stehen scheint, die Eigenarten zu erkennen und zu schätzen.
Es gehört sich meiner Meinung nach nur, solch eine Umgebung zu betreten, wenn man bereit ist, ihr genug Zeit zu widmen. Dies ist keine kurze Belustigung, du interagierst mit einem Zeitzeugen, welcher um ein vielfaches älter als deine bescheidene Wenigkeit ist.
Die brüchigen Gemäuer haben Streit, Trauer, Hass oder andere starke Emotionen miterlebt, und ein Teil dieser Energie bleibt ihnen immer erhalten. Deshalb ist es nicht ratsam, vorlautes oder respektloses Verhalten an den Tag zu legen - du willst nicht, dass der Boden unter dir plötzlich nachgibt und du dich mit zertrümmerten Beinen vor Schmerzen bewegungsunfähig ein Stockwerk weiter unten wiederfindest.
Ich schweife wieder ab, entschuldige. Es wirkt wunder, diesem Ort etwas neues zu bringen, etwas das Frische hineinbringt. Die grundstimmung ist danach ungemein friedlich, sozusagen als Dank für die Gabe.
So auch dieses Mal, wie erwartet wird mein Geschenk dankend angenommen. Für mich war die Leiche eine Last, das Gebäude jedoch saugt ihre verbleibende Lebenskraft gierig auf. Ich werfe einen letzten Blick auf das, was mein Bruder war. Nun werde ich diesen Zettel zu seinem Körper legen und beides dem Schicksal überlassen. Wenn du das hier liest, tut mir der Anblick leid.
Hätte er bloß nie von meiner Leidenschaft zum schenken erfahren. Lebe wohl.