Deutsches Creepypasta Wiki
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60° 07‘ 19‘‘ N  6° 44‘‘ 58‘‘ E

"Schatz, steh jetzt endlich auf! Wir wollten schon längst weg sein", rief meine Frau.

Ich drehte mich um und griff nach meinem Telefon auf der Bettkante. 4:17 Uhr…, "Oh Mann, es ist einfach viel zu früh", grummelte ich und wuchtete mich aus dem Bett.

Drei Wochen Urlaub hatten wir uns genommen für unseren großen Wunsch. Mit dem Auto quer durch Skandinavien, von Ort zu Ort, so weit wie wir kommen. Einen festen Zeitplan gab es nicht, nur eine grobe Route.

Hoch Richtung Hamburg, weiter nach Dänemark über die Öresundbrücke nach Malmö, Göteborg und über Oslo quer durch Norwegen. Weiter planten wir nicht. Von dort an wollten wir spontan sehen, wo es uns hin verschlägt.

Ach ja, Norwegen, atemberaubende Landschaften, weitläufige Natur und vor allem Ruhe und Einsamkeit. Es wird sicherlich ein unvergessliches Erlebnis werden, dachte ich, noch immer auf der Bettkante sitzend, und träumte wieder weiter - nicht ahnend, wie sehr ich doch damit Recht behalten sollte.

Wir kamen die ersten Tage zügig voran, einzig und allein das Wetter wollte einfach nicht mitspielen.

Die Norweger hatten gerade einen Jahrhundertsommer erlebt, welcher sich abrupt eine Woche vor unserer Ankunft verabschiedete. "Einfach typisch", meinte meine Frau noch… Sie beschwert sich schon immer, dass es nie dort Schnee gibt, wo wir gerade unterwegs sind, und dass jetzt selbst schon der ungewöhnlich heiße und trockene norwegische Sommer vor uns flüchtet, wäre dann ja umso passender.

So war es jetzt Ende August, größtenteils bewölkt und kaum mehr als 13°C warm. Der unerwartet dichte Nebel, welcher in den frühen Morgen- und späten Abendstunden jeweils die Landschaft schier zu verschlucken schien, war für uns ebenso ungewohnt. Ich scherzte noch: "Da hätten wir ja auch gleich nach Schottland fahren können."

Einige Tage später machte uns jenes Wetter, oder viel mehr der norwegische Regen, welcher eine Seele zu besitzen schien und uns seit Tagen ein stetiger, aber unliebsamer Begleiter war, so zu schaffen, dass wir uns dazu entschieden, unser Zelt gegen eine warme Bleibe einzutauschen. Da wir uns in ein paar Tagen zur Trolltunga, einem Felsvorsprung, welcher mehrere hunderte Meter über dem Ringedalsvatnet-Stausee liegt, aufmachen wollten, suchten wir noch nach einem Geschäft für ein paar Besorgungen.

Ich wartete im Auto… meine Frau hatte mal wieder den lebensnotwendigen Lippenbalsam vergessen. Ich wollte mir etwas die Beine vertreten und ging an der Promenade in Odda, einem eher industriell geprägtem Ort ca. 10 km von der Trolltunga entfernt, etwas spazieren und setzte mich auf einen alten Betonpfeiler am Wasser.

Starrend auf den einsamen Sørfjord hinaus bemerkte ich zunächst gar nicht, dass sich irgendwann eine junge Frau neben mich gesetzt hatte. Sie schien zu bemerken, dass ich sie beobachtete - die Haltung ihrer Arme und Beine hatte irgendetwas Befremdliches, Unnatürliches an sich - und lächelte mich an. Daraufhin kamen wir etwas ins Gespräch; glücklicherweise sprach sie wie die meisten Norweger Englisch. Ich sagte ihr, wie schön wir es hier doch fänden, erzählte ihr, was wir bis jetzt gesehen hatten und dass wir unbedingt noch zur Trolltunga wollten. Sie hörte mir die ganze Zeit freundlich lächelnd zu, einzig als ich die Wanderung zur Trolltunga erwähnte, wich ihr Lächeln einem kalten, ausdruckslosem Gesicht. Ich jammerte etwas über das Wetter und erzählte, dass wir uns jetzt erst einmal etwas Wärmeres suchen wollten. Sie lächelte wieder und sprach von einem alten, kleinen Bergbauernhof ganz in der Nähe, welcher noch sehr ursprünglich sei, aber immer wieder Hütten vermieten würde. Sie gab mir eine Telefonnummer… beim Eintippen klingelte plötzlich mein Telefon. "Schatz, wo steckst du, ich warte die ganze Zeit am Auto auf dich." Upps, hatte ich doch ganz die Zeit vergessen. Ich drehte mich um, um mich noch schnell zu verabschieden, doch die junge Frau war bereits gegangen. Daraufhin erzählte ich meiner Frau von der Begegnung und, dass sie mir eine Unterkunft empfahl.

Es war schon spät, als wir auf dem Hof ankamen, welcher wirklich abgeschieden über dem Ort Ullensvang am Ende einer Schotterstraße, deren Einfahrt ich schon beinahe übersehen hatte, lag.

Vor dem Haus standen zwei Männer, ein Älterer, vermutlich der Besitzer Jostein, welcher nur Norwegisch sprach, weshalb ich mich am Telefon vorwiegend mit seinem Helfer Janjic unterhalten hatte. Wir waren ganz allein auf dem Hof; zur Zeit schien nicht viel los zu sein. Die Kommunikation mit Händen und Füßen funktionierte jedoch außerordentlich gut, sodass Jostein selbst verstand, dass wir vorhatten, tags darauf zur Trolltunga aufzubrechen. Ich wollte ihm noch sagen, woher wir die Empfehlung hatten, bis mir auffiel, dass ich die junge Frau gar nicht nach ihrem Namen gefragt hatte.

Jostein hatte uns eine Hütte hergerichtet, urig traf es tatsächlich. An der dicken, alten Holztür hing lediglich ein Vorhängeschloss, schwere, dunkle Dielen zogen sich durch alle Räume nebst dem alten Holzofen. Doch es gab Strom, Wasser und moderne Toiletten im Nebengebäude. Die Hütte war fast 300 Jahre alt, die kleinen Betten aus altem, schwerem Holz stammten augenscheinlich auch aus dieser Zeit.

Als wir zusammen am Tisch saßen, eine „Allerlei-Suppe“ vor uns, machte sich die Stille, welche dort herrschte, erst richtig bemerkbar. Das Flackern der Kerzen auf dem Tisch und die tanzenden Schatten jener an den Wänden mögen eine leicht bedrückende Stimmung hervorgerufen haben.

Plötzlich wich meiner Frau sämtliche Farbe aus dem Gesicht, als hätte man jemandem schlagartig sämtliches Blut aus dem Körper gezogen. Ich fragte sie erschrocken, was denn los sei.

Sie antwortete nur, sie hätte plötzlich solch ein beklemmendes Gefühl gehabt, "als könne ich meine Hände und Füße nicht mehr spüren, als wäre ich wie gefesselt." Ich scherzte noch, dass sie vielleicht von einem Geist berührt worden sei; wenn die Hütte und die Betten schon so alt seien, sei hier sicherlich schon der ein oder andere verstorben sein.

Sie wollte sich gerade lauthals beschweren, als wir von einem Geräusch an der Eingangstür zusammenzuckten. Als ich diese öffnete, stand dort eine ältere Frau, welche uns einen Korb Brennholz hinstellen wollte. Ich war erleichtert und bedankte mich. Sie nickte und verschwand im Nebel… so schien es zumindest, in Wahrheit ging sie wohl wieder einfach ins Haus, dachte ich noch.

Meine Frau legte das Holz nach, als sie einen Zettel aus dem Korb zog. "Schau mal!", sagte sie und hielt mir diesen unter die Nase.

60° 07‘ 19‘‘ N 6° 44‘ 58‘‘ E

 

"Was soll das denn sein?" – "Einfach ein paar Koordinaten."

Ich zückte mein Telefon und gab die Koordinaten ein. "Seltsam", meinte ich, das ist unweit der Trolltunga vielleicht ein paar hundert Meter unterhalb in Richtung des Ringedalsvatnet.

"Sagte Jostein nicht irgendetwas davon, dass seine Frau früher bei der Tourismusbehörde arbeitete?“, unterbrach mich meine Frau. "Du meinst wohl eher, Janjic erzählte davon", erwiderte ich.

"Vielleicht wollte sie uns ja nur einen besonders schönen Ort zeigen. Wahrscheinlich spricht sie ebenfalls nur norwegisch."

Wir beschlossen, uns am nächsten Tag, sollte noch genügend Zeit sein, den Ort einmal anzusehen, und gingen schlafen.

"Da vorne, schau, ich kann sie schon sehen", rief meine Frau. "Na endlich", schnaufte ich. Wir waren seit gut fünf Stunden unterwegs und hatten irgendetwas zwischen 11 und 14 Kilometern hinter uns. Die Tatsache, dass es nur noch 3 Grad waren und mir das schwere, selbstgebundene Juteseil, welches mir Janjic als Ersatz für meinen gerissenen Rucksackärmel mitgabt, in die Schulter einschnitt, machte die Wanderung nicht unbedingt angenehmer.

Zugegebenermaßen entschädigte der Blick dann jedoch für all die Strapazen. Es hatte sich zwar zugezogen, doch genau über der „Trollzunge“ war ein kleines Wolkenloch, welches einige Sonnenstrahlen und den Blick in die Tiefe freigab.

Nach einer Pause mit einer kleinen Stärkung beschlossen wir, nach einem Weg zu suchen, welcher uns gegebenenfalls zu der Stelle auf dem Zettel führen würde. Der Ort musste irgendwo in der Nähe des Endes des Ringedalsvatnet-Stausees liegen. Wir folgten einem steilen, aber dennoch halbwegs gut begehbarem Trampelpfad, welcher sich seitlich des Felsens hinabschlängelte. Nach einigen hundert Metern wurde das Gelände stetig unwegsamer. Längst wich der kleine Pfad Geröll und alles überwuchernden Büschen. Die letzten paar hundert Meter wollten wir jetzt auch noch schaffen.

Hinter einem Vorsprung im Felsen entdeckten wir dann eine gut drei Meter breite und fast ebenso tiefe Felsspalte, welche augenscheinlich über Jahrhunderte vom Schmelzwasser ausgewaschen worden war und bis zu einem Loch mitten im Felsen führte. An den Koordinaten angekommen zeigte sich eine sichelförmig ausgewaschene, kleine Höhle mit einem kleinen kreisrundem Ausschnitt, welcher gen Trolltunga zeigte. Auf der anderen Seite befand sich besagtes Loch im Felsen, welches gut zwei Meter im Durchmesser maß und im Dunkel des Berges verschwand.

"Schon unglaublich, mit welcher Wucht sich Wasser seinen Weg bahnt", murmelte ich. Wir waren froh, diesen Ort entdeckt zu haben, auch wenn er doch etwas seltsam unwirklich wirkte. Wir wollten uns zügig auf den Rückweg machen, als ein Lichtstrahl von der Trolltunga durch die kleine Öffnung an der Höhle fiel und etwas Licht in den gegenüberliegenden Abgrund warf.

Sieh mal dort, sagte meine Frau und zog etwas im Licht Schimmerndes von einer Wurzel an der Felsöffnung ab. Es war ein kleines, irgendwie merkwürdig in sich verdrehtes Stück Holz oder vielmehr eine seltsam verdrehte Wurzel, an deren einem Ende eine schwarze Perle eingelassen war und am anderen ein zerschlissenes Lederband hing.

Na, wird wohl jemand oben am Berg irgendwann mal verloren haben, dachte ich und schulterte meinen Rucksack… zähneknirschend, wenn ich an das unbequeme Juteseil dachte.

Wieder im Auto sitzend starrte meine Frau den kleinen Anhänger an und murmelte, leicht abwesend, "Irgendwie kommt der mir bekannt vor."

 

 

 

Wir verbrachten noch eine Nacht bei Jostein und setzten unsere Reise dann fort.

Als wir zwei Wochen später wieder zuhause waren, saßen wir mit meinen Eltern zusammen und betrachteten uns die Urlaubsbilder. Meine Frau hatte immer noch keine Ruhe bezüglich des Anhängers gegeben, sie machte mich schon während des restlichen Urlaubs damit verrückt. Eines Morgens behauptete sie schon, in der Perle würde sich irgendetwas spiegeln, doch ich sah nichts in der Nähe, was sich hätte spiegeln können.

Als ich gerade dabei war, Aufnahmen von Josteins Hütte zu zeigen, rief sie plötzlich: "Stopp! Da, geh mal zurück! Ich wusste es doch." Augenrollend ging ich wieder zwei Bilder zurück. Auf dem Bild war die Anrichte in der Hütte zu sehen, auf welcher ein Porträt stand, welches mir damals gar nicht aufgefallen war. Auf dem Porträt war eine junge Frau zu sehen, welche einen Anhänger um den Hals trug, der dem, den wir fanden, recht ähnlich sah. Nur das dieser nicht so seltsam verdreht war.

Als ich genauer hinsah, wurde mir komisch. "Das kann doch gar nicht sein", rief ich. "Das, das ist sie, die Frau aus Odda am Pier, welche mir Josteins Hof empfahl."

Ich fragte mich, weshalb sie mir nicht gesagt hatte, dass sie dort wohnte oder die Familie besser kannte. Wir beschlossen Jostein anzurufen und ihm den Anhänger zu schicken, anscheinend kannte er ja die Besitzerin.

Wir konnten nur Janjic erreichen. Wir erzähltem ihm kurz von der Kette und von der jungen Frau. Er schien etwas verwirrt, verständlicherweise, und meinte nach einer kurzen Pause, dass er es Jostein ausrichten würde, und gab uns die Adresse eines Postfaches, an das wir den Anhänger senden könnten; es gab wohl irgendein Problem mit der Post auf den abgeschiedenen Hof.

Dummerweise bin ich ab und an recht schlampig, weshalb ich den Zettel mit der Postadresse verlor. Als wir einige Wochen später nochmal anrufen wollten – leider hatten wir es dann zwischenzeitlich wieder vergessen - , hob niemand ab, irgendwie schien die Leitung auch tot zu sein.

Da Jostein so nett war, riefen wir bei der örtlichen Gemeindeverwaltung an und schilderten unser Anliegen. Man wollte uns zwar keine Adressdaten nennen, verwies uns jedoch an eine andere Mitarbeiterin, welche wohl ganz in der Nähe von Josteins Hof lebte.

Diese sagte uns, dass er wohl vor kurzem in ein Heim kam, da Janjic wohl eine lukrative Anstellung irgendwo auf einer Ölbohrplattform angenommen hatte. Als wir ihr von dem Anhänger und der jungen Frau erzählten, wurde sie ganz still am Telefon. Nach einer Weile sagte sie nur: "Warten Sie, ich schicke ihnen etwas."

Wir erhielten eine Email mit einem Zeitungsartikel, welcher fünf Jahre alt war:

Die Polizei Hordaland bittet um Ihre Mithilfe.

Vermisst werden Linnea Arud (17) und ihr Freund Ole Gulbrandsen(18).

Es wird vermutet, dass die Beiden zusammen unterwegs sind.

Falls Sie Informationen über den Verbleib haben, melden Sie Sich bitte unter …

Polizeiinspektion Hordaland Süd

Darunter ein Bild der Beiden. Das Bild der jungen Frau war das gleiche wie auf der Anrichte in Josteins Haus.

Wir wurden direkt weiter zur Polizeiinspektion geleitet. Dort erzählten wir ihnen, dass ich Linnea in Odda gesehen hatte. Die Polizei teilte uns mit, dass es vor dem Verschwinden wohl einen Streit in der Familie gegeben hatte, weshalb man nicht ausschließen konnte, dass sie zusammen mit ihrem Freund ausgerissen war. Die damalige Suche führte zu keinem Ergebnis.

Ich wusste ja, dass ich sie in Odda gesehen hatte, auch wenn bereits fünf Jahre vergangen waren. Die Polizistin würde Jostein Informieren und sich bei Fragen nochmals bei uns melden.

Wir riefen Jostein einige Tage später im Heim an, oder viel mehr seine Pflegerin Nora, welche einige Jahre als Au-pair in Deutschland gewesen war und daher sogar Deutsch konnte.

Sie sagte, dass er so dankbar sei und was es doch für ein Zufall war, dass wir den Anhänger fanden, Linnea sahen und nur durch diesen sie erkannten. Sie wäre öfters früher mit Ihnen an der Trolltunga wandern gewesen, und später auch immer mal wieder allein.

Die nächsten drei Minuten dieses Gesprächs werde ich nie vergessen. Ich sagte, wäre seine Frau nicht abends mit dem Tipp vorbeigekommen, wären wir ohnehin nie dort gewesen.

Währenddessen fragte ich mich, was es eigentlich für ein Zufall sein müsse, dass wir dann dort auch noch die Kette von Linnea fanden. Einen Reim konnte ich mir noch nicht darauf machen.

Nora verstummte kurz und fragte dann, was ich meinen würde, dies könne nicht sein.

Ich erzählte ihr von dem Zettel mit den Koordinaten, den uns Josteins Frau zusammen mit dem Holz gab. daraufhin bat sie mich um einen Moment Geduld. Sie schickte mir ein Bild von Jostein und seiner Frau und fragte, ob ich diese meinen würde. Ich erwiderte: "JA, genau das war sie."

Ich vernahm nichts mehr von ihr, bis sie mit zittriger Stimme sagte, Josteins Frau habe sich vor zwei Jahren nach Linneas Verschwinden auf dem Hof das Leben genommen. Nach dem Verlust Ihrer Tochter, als Linnea gerade 4 Jahre alt war, und dem Streit, bevor Linnea damals verschwand, wäre dies irgendwann einfach zu viel für sie gewesen. Ich war wie paralysiert, konnte gar nicht fassen, was man mir soeben erzählte, abwesend stammelte ich noch: "Wawas fffür einen Sstreit?"

Sie erzählte, dass sich Linnea wohl irgendwann veränderte, sie hätte sich zurückgezogen und wäre immer öfter mit blauen Flecken und Blutergüssen nach Hause gekommen. Zuerst vermutete man, dass Ole etwas damit zu tun hätte, doch auch er sorgte sich anscheinend um sie. An dem Abend vor ihrem Verschwinden eskalierte es dann, sie schrie Ihre Großmutter an, wenn sie nicht endlich aufhören würden und sie nicht in Ruhe ließen, würde sie für immer verschwinden.

Ich brauchte einige Tage, um all das halbwegs zu verarbeiten. Wir entschlossen uns, nachdem wir uns etwas gesammelt hatten, nochmals bei der Polizei in Hordaland anzurufen. Ich erzählte ihnen von dem Anhänger, und wo wir ihn fanden, und dass ich mir mittlerweile nicht mehr sicher sei, dass die junge Frau wirklich Linnea gewesen wäre. Insgeheim wusste ich, was oder vielmehr wen ich damals gesehen hatte, aber mein Verstand sagte mir, dass dies nicht wahr sein konnte. Jedoch wollte man sich aufgrund meiner Aussage den Fundort dann noch mal ansehen.

Also gab ich Ihnen 60°07’19‘‘ N 6°44‘58“E.

Genau fünf Tage später bekamen wir einen Anruf, welcher für uns noch verstörender war alles, was wir zuvor erlebten.

"Emmanuelsen, Polizei Hadanger. Guten Tag.

Wir haben den von ihnen genannten Ort untersucht und hätten noch ein paar Fragen an sie. Wir entschlossen uns, zwei Kletterer den Abstieg an der hinteren Höhlenseite herabzulassen… Nun ja. Wir fanden zwei Leichen in der Felsspalte und wir müssen davon aussvsdvhhchsdch hheh c  shdbhsdchsd c...", die restlichen Worte verschwammen in meinem Kopf zu einem dumpfen, unverständlichen Konvolut.

Man informierte uns, dass es sich um die sterblichen Überreste von Linnea Arud und Ole Gulbrandsen handelte. Der Körper von Linnea war mit Juteseilen gefesselt und zusammengeschnürt, Arme und Beine waren verdreht und der Leichnam war vollkommen ausgemergelt. Demnach muss sie noch am Leben gewesen sein, als sie in der Felsspalte lag. Zudem kann ihr Tod keine fünf Jahre her gewesen sein, vermutlich eher fünf Monate. Oles Leichnam hingeben war wesentlich älter.

Die Polizei versuchte nach dem Fund unter anderem auch Janjic zu erreichen. Erfolglos, dieser war nie auf der Ölbohrplattform angekommen.

60° 07‘ 19‘‘ N  6° 44‘‘ 58‘‘ E

Diese Zahlen werde ich nie mehr in meinem Leben vergessen, dachte ich, als ich eine Stimme hörte: "Schatz, steh jetzt endlich auf!"

 

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