Deutsches Creepypasta Wiki

Marmor, steinharter, weißlich gefärbter Marmor mit gräulich verzogenen Schattierung. Ausgenutzt.

Beinahe wie kalkige Haut von Knochen abgeschürft; ohne warmes Blut. Pure, rein gewaschene Kälte, welche sich wie spitze Nadeln unbarmherzig zwischen dein Gewebe schlagen, wenn du sich nur von der Erschöpfung gezeichnet an sie lehnen möchtest. 

Selbst das einlaufende, fast heiße Wasser kann diese unaussprechliche Kälte in sich hinein absorbieren; unauffindlich für feine Nerven. Ganz im klaren Gegenteil.

Es ist das Einzig Wahre, die passabelste Erklärung für mein verdunkeltes Gedankengut, weshalb sich eine fast undurchdringliche Barriere gegen diesen kühlen,  ausgelasteten Marmor innerlich errichtet hatte. Gegen dieses Wasser.

Es steht; wird geformt und gehalten; bewegt sich dennoch beinahe unhinderlich in dem hoch gebauten Gefäß, das man an die ebenfalls aalglatt glänzende Wand mit perfekten Fliesen gekittet hatte. Es schlägt kleine, silbrige Dünungen; leckt mit feuchten und gierigen Zungen nach deinen eingetränkten Gliedmaßen, selbst dann, wenn du noch nicht einmal seine klamme Nähe erreicht hast. Es zieht erpicht nach dir. 

Dieses ungleiche Zusammenspiel von teuren Stein und maßlosen Wasser ist mir eine Qual. Eine Qual, jenes mit bloß geprägten Auge in engen Betracht zu ziehen. So ist es doch recht denkbar und mit schlichten Gedanken auszuzeichnen, dass ich erst gar nicht daran Teil haben möchte

Wiederum stellen sich da andersartige Problematiken heraus. 

Als dritter Part dieses "Zusammenspiels" bist du Naturell betrachtet nicht mehr als dieser ausgenutzte, kalte Stein, der dich wiederum unbarmherzig eisig behandelt, wenn du dich etwas dankbar an ihn lehnen möchtest; was du bei jener grausamen Prozedur natürlich unverhinderlich musst.

Du bist vollkommen der ertränkenden Macht um deinen kleinen Körper herum entblößt und gibst ihm jede winzigste, verschämende Makel deines Aussehens Preis; gleich bei den meisten sogar als wohlwollende Geste anzusetzen. 

Nur das Wasser kann dich reinigen. Nur das Wasser kann diesen von dir selbst erbrachten Schmutz von deiner aufgelösten Haut schlagen; mit sanfter Gewalt in seinen Wellen. Du nicht. Du bist abhängig von ihm; von dieser kleinen Masse, welche du jeden einzelnen Tag konsumierst. Du bist vollkommen abhängig. 

Das ist der entscheidende Grund, weshalb ich diese Prozedur mit dem klanglosen Namen "Baden" oder auch manchmal "Waschen" grundsätzlich in meinem schon versrtessten Alltag vermeide.

Es ist die offen dargelegte Peinlichkeit, einer leblosen deine selbst erbrachten Tadel dahin zu legen. Es ist die pure Angst, sich diese ertränkende Flut über deine fein gewebte Haut rinnen zu lassen, die jene unaufhaltsam verwundbar erweicht. 

Da ich jedoch leider in einen recht ordinären Beruf hineingewachsen bin, sollte für mich Hygiene ein wichtiger Aspekt sein. So komme ich jeden zweiten Monat nicht darum herum, mich diesem ungnädigen, grausam- klammen Prozess beengt hinzugeben. 

Nun stehe ich nur mit einem dünn-maschigen, rau gewaschenen Handtuch um den fragilen Brustkorb gedrückt mit nackten Füßen auf weichem Teppich. Wenigstens jener hält mich noch in schützender Weise von dieser steinernen Kälte ab; mit hohen, anschmiegsamen Fasern. 

Ich wage mich, einen ungezielten und schwammigen Blick aus dem getrübten Braun meiner salzig verklebten Augen auf die transparente Flüssigkeit; geformt in der breiten, doch beengenden Marmor-Kuhle; zu werfen; es leckt mit winzigen Wellen an dem abgenutzten Stein entlang; gierig nach einem mir nicht definierbaren Wesen.

Oder bin ich es, welches es so zerfließend sucht? Für das Wasser und mich gibt es nicht genügend Platz. Die dünnen Finger schlagen sich in der heißen Pein fester in das trockene Tuch; die langen, brüchigen Nägel biegen sich schon fast unaufhaltsam in jenem krampfenden Druck.

Reine Angst fährt mit kalten Händen über meine einst erschlafften Sehnen, lässt sie herb versteifen, sodass diese sich hart an die blutige Innenseite pressen. Weiß. 

Ich werde es nicht ertragen können, diesen heißen, nicht rhythmischen Schlag gepresst gegen die überhitzende Haut;  das folgende Gefühl, wie dein dünnes Gewebe von den bleichen Knochen geleckt wird und in der liquiden Glut dahin schmilzt. Unauffindbar.

Wie du in jeder verstreichenden Sekunde eins mit diesem undankbaren Biest in der Wanne wirst. Die pure Angst sich über deinen nackten Körper verdunkelnd legt; du wirst sie nicht mit deiner verschmutzten Minderheit ablegen dürfen. 

Nein, ich will nicht. Ich kann nicht! Silbrige Zungen; fertig und unantastbar schleichen höhnisch an dem blassen Stein vorbei; immer und immer und immer wieder. Als würden sie sich in dem Netz der wiegenden Zeit befinden; sich unaufmerksam daran zu kitten wissen. 

Mein schwächliches Herz wird von einem mir unbekannten Strom getrieben; lieblos, maschinell. Das einst ruhige Blut in den weiten Venen erhitzt sich und verbrennt mit fast jedem raschen Schlag jene zu gleicher Flüssigkeit; mich von Innen an völlig ertränkend.

Die schwarze Angst ist ihre brennende Kohle. Ich bin unter dem freiem Himmel einstürzender Panik; schutzlos gefangen.  Nein, Fliehen bleibt mir verwehrt.  Die schimmernde Zeit rinnt daher, unhinderlich. Es rauscht so gierig. Und das darf es nicht.  Das dünn gewobene Tuch fällt mit einem der hallenden Fliesen gedämpften Schlag auf den weichen, schützenden Grund; verschlingt sich nach einigen flinken Herzschlägen in seinem dumpfen Echo endgültig.  ch kann nicht. Nicht iohne mich einer Prozedur verschiedenster Qualen hinzugeben.

Meinen einzigen, klein gehaltenen Stolz in die dicken Tropfen unfreiwillig und gezwungen zu werfen. 

Das Wasser hatte sich schon in silbrigen Pfützen wartend; drohend auf dem weißlich breiten Rand des unbarmherzigen Marmors drapiert; glatt und komplett nass. Mein schnelles Herz ist zu einem Gefangenen, wild flatternden Vogel verwandelt; zwischen den runden Rippen hebt es beinahe den ganzen, graven Brustkorb aus den verletzlichen Angeln.  Ich muss.

Ich bin schwarz in den weiten Schatten meiner selbst versunken; spüre keine einzige, verblasste Rührung meiner vollends panischen Seite. Der klamme Odeur von frischem Wasser aus stählernen Leitungen und jener von verschmutzten Partien lebendigen Teils melangiert sich stickig zwischen den zu ruhigen Brisen aus dem süßen Duft von Nelkenöl.

Setzt sich in den pomadug geprägten Lungen fest, welche sich stetig neu mit dieser erstickenden Mischung vorliegender Angst-Prozedur rasch füllen müssen.  Zitternd in dem kalten Sturm einliegender Angst lasse ich mein rechtes, völlig versteiftes Bein mit dem bleichen Fuß auf den klammen Rand legen; spüre mit der grellen Einsamkeit diese mächtige Nässe an der blassen Haut lecken; zucke aus kalten Sehnen. 

Es ist zu schlimm. Ich kann nicht. Um sich vor etwas ungehemmt zu fürchten, muss es nicht immer unbedingt schmerzhaft sein, wie ich leider die ganzen Jagre über alleine feststellen musste.

Langsam gleitet der kleine Fuß bebend und gefüllt mit reiner Angst an die sich selbst verschlingende, sanft wölbende Oberfläche meines engsten Feinds; spürt wieder diese undankbare Kälte des ausgelasteten Marmors, welche sich mit der schmelzenden Hitze des Wassers verwischte. Die langen Beine spreizen sich mehr und mehr; weiter; bis sie ohne wahre Warnung mit den dürren Zehen gegen jenes unaufhaltsam stoßen.  Beinahe Klirrend. Scharf.  Ich kann nicht anders. Es ist gleich einem hellen Reflex zwischen meinen Knochen, indes ich völlig in die übergießende Panik getränkt es wage, wie vom Blitz getroffen den nassen Fuß aus dem Wasser zu ziehen; unfreiwillig und recht unkoordiniert. Mit dem undurchdringlichen Nebel der Angst vor meinen geweiteten Pupillen hängen meine Fersen in blinder Absicht an dem feuchten Rand kurz hängen; kalter Schweiß rinnt unaufhaltsam über meine Panik geöffneten Poren; sammelt sich an meine dünnen Augenbrauen.   Ich kann nicht. Ich muss mir etwas anderes einfallen lassen. Was, sollte mir jedoch verwehrt bleiben, sowie die Tat, dass ich jemals ein normales Leben führen darf.

Denn kurz bevor ich unhinderlich anhand dieser ungewöhnlichen Position auf der klamme Fläche ausrutsche, mit schwerster Wucht mit meinem Atlas gegen das nahe Waschbecken schlage und mir meine dünnen Knochen das Genick brechen, stelle ich mir im bloßem Anschein des fliegenden Todes die eigentlich überdenkbare Frage: Warum habe ich überhaupt diese Angst?