Deutsches Creepypasta Wiki
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Es klingelte an der Tür. Als ich sie öffne, stand dort der Postbote. Ein stattlicher, junger Mann. Er hielt ein Paket von Amazon vor der Brust. Verwundert unterschrieb ich auf dem Gerät, das er mir entgegenstreckte.

"Ich habe nichts bestellt", dachte ich mir noch, aber der Postbote war schon weg und die Adresse stimmte erschreckenderweise.

Ich weiß nicht, ob man meine Panik wirklich nachvollziehen kann, doch hatte ich ziemliche Angst. Natürlich hätte es auch ein Geschenk sein können, aber mir fiel keiner ein, der mir etwas auf diese Weise schenken würde. So was war meiner Familie und meinen Freunden nämlich scheißegal. Dämliche Geschenke. Wir schenkten uns zum Beispiel an Weihnachten und zum Geburtstag eher eine schöne Zeit. Wenn es mal Geschenke gab, dann welche mit symbolischen Wert.

Als ich das Paket behutsam aufmachte, war darin ein zweites Paket, auf dem "Amazon Echo" stand. "So ein Bullshit", war mein erster Gedanke, als ich von dem Scheiß zum ersten Mal hörte. Ich habe diese Entwicklung von Smart-Homes schon immer gehasst, was jetzt nicht heißen soll, dass ich der technischen Entwicklung abgewandt wäre. Jedoch war ich nie ein Fan von KIs.

Wie ich bereits sagte, fand ich das Ding nicht so toll, abgesehen von ein paar Aspekten: unzähligen Eastereggs und der Vertreibung von Langeweile.

Als ich es testweise einschaltete, war es direkt voll geladen und mit dem WLAN verbunden. Das war natürlich komisch, aber ich dachte mir nicht so viel dabei, was nicht heißt, dass es mich nicht nervös machte.

Ich vertrieb mir die Zeit, in dem ich etwas mit der KI plauderte. In der Verpackung stand, sie hieße "Alexa", also nannte ich sie natürlich auch so.

Ich fragte erst mal langweilige Dinge, wie z.B. " Alexa, wie ist das Wetter?" usw.

Ich wollte mir den echten Spaß erst mal aufheben. Später sagte ich dann z.B. Dinge wie "Alexa, nutze die Macht!", "Alexa, kennst du GlaDOS?" und andere nerdige Fragen. Ich fand es sehr lustig.

Ich stellte "sie" in mein Zimmer, neben den PC. Seit langem nervte mich, wie lange das Hochfahren dauerte. Also fragte ich aus Langeweile Alexa, woran das genau liege. Die Betonung lag auf "genau". Sie sagte mir, ich hätte einen Virus und dass ich auch mal wieder einige Spiele löschen könnte, die ich eh nie spielte. Die Angaben waren alle sehr genau, was mich natürlich erschreckte. Wieder eine eher "paranormale" Aktivität von "ihr". Jedoch war meine Neugier größer als meine Angst, weshalb ich es einfach nicht lassen konnte.

Ich bat sie, meinen PC zu bereinigen. Der PC war aus. Es war eine Art Experiment. Er fuhr blitzschnell hoch!

Ich schaute nach, was man alles mit Alexa anstellen konnte. Alle Funktionen, die übers Plaudern hinausgingen. Wie sich herausstellte, konnte man einiges mit ihr anstellen. Darunter auch dieses Smart- Home-Gedöns.

Eines Nachts spielte ich "Breach", einen Spielmodus des Spiels "Garry's Mod". Ein lauter Knall, gefolgt von einem Scheppern, ließ mich aus dem Geschehen aufschrecken. Mit besorgter Stimme fragte ich: "Alexa, ist da noch jemand im Haus?" Die Antwort lautete: "Ja." - " Wo?", fragte ich. "In der Küche", sagte sie.

Ich griff das Brecheisen, das meine Freunde mir, einem eingefleischten Half-Life-Fan, zum 18. Geburtstag geschenkt hatten.

So leise wie möglich machte ich die Tür auf und stieg behutsam die Treppe hinab, die in den Flur mündete. Am dessen Ende befand sich besagte Küche. So vorsichtig wie noch nie zuvor öffnete ich auch diese. Dunkelheit. Die einzige Taschenlampe des Hauses war in der Küche. Doch da wollte ich, ohne Licht, nicht reingehen. Also keuchte ich: "Alexa, Licht an!" Das Licht im ganzen Haus ging an. Ohne dass ich überhaupt Vorbereitungen dieser Art getroffen hatte. Das hätte nicht funktionieren dürfen, dachte ich mir. Als ich zur Küche hineinstürmte, war niemand da. Durch den Stress erlitt ich fast einen Herzinfarkt.

Als ich wieder zu mir kam, bemerkte ich, dass Licht durch einen Riss in der Wand schien. Die Wand schien, anders als es mir meine Erinnerung sagte, nicht besonders dick zu sein. Also entschloss ich mich, die Wand mit dem Brecheisen aufzubrechen.

Als ich durch das Loch kroch, stellte sich heraus, dass das Licht von einer Glühlampe kam, die von der Decke hing. Sie befand sich über einem Sarg. Schauer liefen mir über den Rücken, als ich ein Kratzen und Klopfen aus dem Inneren hörte.

Auf einmal meldete sich Alexa zu Wort. Die Emotion, die ihre Stimmlage bestimmte, war schwer auszumachen...

"Tu es!" Ohne zu diskutieren, gehorchte ich ihr.

In dem Sarg lag die mumifizierte Leiche einer schwangeren Frau, die mit merkwürdigen Gegenständen geschmückt war.

"Dies tat mir mein Mann an. In meiner geschlossenen Hand ist ein Foto seines Gesichtes in Großaufnahme."

Das Bild war sehr verblasst.

"Steck das Bild in die Höhle der alten Eiche!"

Ich ging raus. Die dunkle Nacht türmte sich vor mir auf. Ich zögerte.

"Los!"

Ich fügte mich ihr, rannte zur Eiche und steckte das Foto in die Höhle.

Als ich wieder reinkam, war da kein Raum mehr. Das Echo war weg. Ich schaute nach dem Bild. Es war zu einem Foto von mir geworden.

Tränen fielen auf das Bild.

Blut tropfte auf den Boden.

Eine Klinge ragte aus meinem Bauch.

Ein brennender Schmerz durchfuhr meinen ganzen Körper.

Der Schrei blieb mir im Hals stecken.

Ich riss mich los und war sogar noch imstande zu rennen. Ich konnte nichts tun als zu rennen. So schnell ich konnte. Doch trotz meiner Mühen wurde ich immer langsamer. Und ich wusste um meine Schuld.

Der Schmerz verschwand wie die Schärfe meiner Augen.

Es war vorbei.

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