Deutsches Creepypasta Wiki
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Gabi starrt. Ich versuche mich auf die dunklen Buchstaben vor meiner Nase zu konzentrieren, doch ihr krampfhafter Blickkontakt ist schwer zu ignorieren.

Ich hasse es, wenn sie das macht.

Kann sie nicht einfach frei sagen, was Sache ist, anstatt darauf zu warten, dass ich ihr Verhalten bemerke und sie frage? Und wenn ich schon fragen muss, kann sie dann nicht wenigstens sofort antworten, anstatt ihr Anliegen noch wenigstens fünfmal abzustreiten?

Ich habe Gabi ja gern. Wirklich, wirklich gern. Aber diese Angewohnheit, diese ich-lass-mir-jeden-Wurm-einzeln-aus-der-Nase-ziehen-weil-alles-andere-ja-unhöflich-und-aufdringlich-wäre-Mentalität, die muss ich ja deshalb nicht auch gern haben, oder? Seufzend senke ich die Zeitung.

„Gottverdammt… Also schön, was ist denn los?“

Sofort senkt sie den Blick auf ihren Teller, die Unschuld in Person. „Wieso, was soll schon sein?“

Arrrrgh. Das. Genau das. Hin und wieder ist meine Mitbewohnerin so nervig, wie sie vorhersehbar ist. Aber: Ich bin eine geduldige Person, die einen möglichst undramatischen Morgen verbringen will, also bleibe ich ruhig.

„Gabi Wüllberg, du hast etwas auf dem großen, chronisch überbesorgten Herzen, das da in deiner Brust tuckert. Spuck es bitte einfach aus! Wir wissen beide, dass ich dich lesen kann wie ein Kinderbuch, weiteres Leugnen wird also nicht nötig sein – du hast doch nicht einmal dein Brötchen angerührt!“ Das goldbraune Teilchen liegt tatsächlich noch unangetastet auf ihrem Teller, sträflich ignoriert.

Sie presst die Lippen zusammen. Beleidigt?

„Also schön. Ich wollte ja nichts sagen, aber wenn du darauf bestehst...“

Ich habe mal von jemandem gehört, dem die Augen hängengeblieben sind, als er sie zu lange verdreht hat. Wollte Gabi schon immer mal fragen, ob das ein Bekannter von ihr gewesen sein könnte. Der bissige Kommentar wird zurückgehalten, stattdessen nicke ich ermutigend, bedeute ihr weiterzusprechen.

„... Es ist deine Nase. Das heißt, eben nicht deine Nase. Sie ist komisch. Ich bin ziemlich sicher, dass jemand sie ausgetauscht hat.“

Ich blinzele.

Mein Verstand rennt gegen eine Glasscheibe. Gabis Worte winken ihm von der anderen Seite aus unschuldig entgegen, während er mit diesem langgezogenen Quietschen, dass man sonst nur in Cartoons hört, am Glas hinabgleitet.

„Was?“

Sie ist aufgesprungen, stapft hektisch gestikulierend durch die kleine Küche. „Okay, okay, okay. Ich weiß, das klingt schon wieder dämlich. Aber hör mir erst einmal zu! Man kann es fast gar nicht sehen, nur im richtigen Licht, nur im richtigen Winkel, deshalb mache ich dir auch gar keinen Vorwurf – allein hättest du es kaum bemerken können. Mir wäre es ja selbst fast gar nicht aufgefallen. Aber das da, dieses Dings, dieser… dieser Zinken in der Mitte deines Gesichts, das ist nicht deine Nase. Ich weiß nicht, was es ist, ich weiß nicht, warum es da ist, und ich weiß nicht, wer so etwas machen würde – außer vielleicht Ihnen.“

Ich bringe rasch den Kaffeekocher in Sicherheit, als sie ihn beinahe mit einer dramatischen Geste vom Tisch fegt. Meine Wohnung ist wirklich zu klein. Stirnrunzelnd verschränke ich die Arme. „Gabi. Gabi! Reg dich doch bitte erst mal ab! Ich will ja nicht sagen, dass das absolut hirnrissig klingt, aber...“

„Aber?!“ Es ist beinahe ein Fauchen. Sie wirbelt zu mir herum und zum zweiten Mal an diesem Morgen starre ich wie ein Reh im Scheinwerferlicht in diese stahlgrauen Augen. Beschwichtigend hebe ich die Arme.

„... aber du könntest es vielleicht selbst zugeben? Ich meine, selbst wenn Sie tatsächlich existieren - selbst wenn! - wie hätten Sie denn bitte meine Nase austauschen sollen? Vom "Warum" einmal ganz abgesehen. Könnte es sein, dass du dich gerade wieder in irgendwelche verrückten Ideen hereinsteigerst? Vielleicht?“ Ich senke den Blick und greife abwesend nach meiner Zeitung. Der andere Stuhl knarzt erbost auf, als Gabi sich schnaubend auf ihn fallen lässt.

„Und genau darum sage ich eben nichts. Weil du mir ja ohnehin nichts glaubst. Wenn es nach dir ginge, könnten Sie uns einen nach dem anderen ausschalten – dem feinen Herrn wäre das egal, hmm? Hauptsache, er kann in Ruhe sein Tagesblatt lesen.“

Ihre helle Stimme zittert vor Wut. Seufzend streiche ich das weiche Papier glatt.

„Ich habe doch gar nicht gesagt, dass ich dir nicht glaube. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass du… naja… manchmal etwas voreilige Schlüsse ziehst, nicht? Das musst du zugeben.“

Bitteres Schweigen tönt mir von der anderen Seite des Tisches entgegen. Mir soll es recht sein. Ihr Schweigen lässt sich leichter überhören als ihr Starren.

So richtig auf den Artikel konzentrieren kann ich mich allerdings auch nicht mehr. Abwesend streiche ich mir über die Nase. Klar, ein vollkommen lächerlicher Gedanke, aber in all seiner Lächerlichkeit schon etwas beunruhigend. Ich räuspere mich leise. „Also, nur einmal angenommen, du hättest recht – woran hast du es denn gesehen? Dass das nicht meine Nase sein soll?“

Ich blicke gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie sich ein Lächeln in ihrem Gesicht breitmacht. Sie springt auf, packt meine Hand.


Mit zusammengekniffenen Augen neige ich den Kopf erst in die eine, dann in die andere Richtung und beobachte mein Spiegel-Ich, das die Bewegung widerstandslos imitiert. Das heißt, viel eher beobachte ich seine Nase. Meine Nase? Ich runzle die Stirn. Verdammt, sehe ich alt aus…

Gabi unterbricht meine Gedanken, ehe sie es schaffen abzuschweifen.

„Und?“

„Ich weiß nicht. Scheint mir eigentlich ganz normal, oder? Also, höchstens minimal anders. Wenn ich den Kopf so mache, sieht‘s schon merkwürdig aus, aber...“ „Na bitte, das meine ich doch! Ist doch klar, dass die nicht vollkommen anders ausschaut – solche Fehler machen Sie doch nicht. Aber man kann es sehen, richtig?“

Ich nicke langsam. Es klingt vollkommen irrsinnig, aber ich vertraue Gabi einfach. Meine Mitbewohnerin mag manchmal vielleicht wirres Zeug reden, ab und an monatelang auf irgendwelchen merkwürdigen Expeditionen verschwinden, um dann unangemeldet wieder bei mir aufzutauchen, aber wir kennen uns nun schon so lange... Ich weiß gar nicht mehr, wann wir überhaupt Freunde geworden sind. Jedenfalls hat sie mir schon oft aus der Patsche geholfen. Meistens sogar noch ehe ich bemerkt habe, dass ich drin stecke. Und wenn sie nun sagt, dass das nicht meine Nase ist, dann ist es wohl nicht meine Nase.

Zufrieden rüttelt sie an meinen Schultern. Eigentlich sollte es mich ja stören, dass sie sich so über das Verschwinden meines Riechorgans freut - aber ich kann ihr einfach nicht böse sein.

Sie will schon so lange beweisen, dass Sie tatsächlich existieren.

Mit einem letzten Blick auf meine Nase… eine Nase… das Ding?… stemme ich mich von dem alten Waschbecken hoch und drehe ich mich zu ihr um.

„Und jetzt? Alte Fotos herauskramen und die Polizei rufen?“

„Ja klar, ganz genau. Das heißt, bevor wir uns den Aufwand machen, könnten wir Ihnen eigentlich auch gleich einen freundlichen Brief schreiben und uns dann aus dem Fenster schmeißen, damit Sie uns noch nicht einmal entsorgen müssen. Mann! Ich hab‘ dir doch schon tausendmal gesagt, dass die Polizei Ihnen hilft! Beinahe jeder hilft Ihnen! Hast du mir denn nie zugehört?!“

Stirnrunzelnd räume ich den Becher mit meiner Zahnbürste zurück auf den Waschbeckenrand. Nein, ehrlich gesagt nicht. Ich habe nur eine vage Vorstellung von Ihnen. „Okay, schon gut… Was denn dann?“

Gabi beißt sich auf die Lippen. Soweit hat sie offenbar auch noch nicht gedacht. Wie einer dieser Silvester-Böller, dieser verrückten Bienen, zischt sie aus dem Bad und beginnt erregt durch die Wohnung zu stapfen. Gähnend folge ich ihr.

Tief in ihren Gedanken verloren fährt sie sich durch die Haare, leise vor sich hin murmelnd.

Ich liebe es, ihr beim Denken zusehen zu können. Plötzlich kommt sie zum Stehen, dreht sich abrupt zu mir um. Triumphierend.

„Ist doch eigentlich ganz logisch! Wir müssen zuerst einmal analysieren, wie sie das Ding an dich ranbekommen haben. Schließlich werden Sie dafür Leute aus unserem Haus engagiert haben. Ich tippe auf-“

„Warum?“

„Huh?“

„Warum müssen Sie Leute aus unserem Haus engagiert haben? Wenn Sie so mächtig sind, hätten Sie meine Nase doch auch selbst stehlen können?“ „Quatsch, ich habe doch Vorkehrungen getroffen. Von Ihnen kommt keiner in unseren Wohnblock. Mann, kriegst du denn gar nichts mehr mit?! Jedenfalls tippe ich auf die Maiers. Wenn jemand sich mit Ihnen einlassen würde, dann garantiert die Maiers. Die kamen mir schon immer fischig vor!“

Ich verziehe den Mund. Betroffen. Ausgerechnet das alte, freundliche Pärchen?

„Gabi, bist du sicher? Die kamen mir eigentlich immer ganz nett vor. Haben immer im Treppenhaus gegrüßt. Weihnachtsgeschenke vor die Tür gelegt. Du, die haben uns doch vor einigen Wochen sogar auf ihre Goldhochzeit eingeladen!“

„Jaa-aaa. Eben. Natürlich sind sie so freundlich – weil sie dich einlullen wollen. Du musst mitdenken, Mann, mitdenken. Wer grüßt denn bitte jeden Tag freundlich im Treppenhaus? Und die Goldhochzeit – natürlich lassen die sich bestechen, wenn sie sowas noch feiern. Bei der Rente heutzutage!“

Hmmm. Ich lasse ihre Worte kurz vor meinem inneren Auge vorbeiziehen, wiege ihr Gewicht in den Händen. Ich meine… Wenn man es so sieht. Da könnte schon was dran sein. „Also gut, die Maiers dann also. Und was machen wir jetzt mit dem Wissen? Wir können ja nicht einfach anklopfen und ihnen sagen, dass sie meine Nase wieder rausrücken sollen, oder?“

Ich blicke gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie sich ein listiges Lächeln in Gabis Gesicht ausbreitet.


Bam! Bam! Bam!

Meine Faust schmerzt schon vom Hämmern. Hinter der Tür regt sich nichts. Ich werfe Gabi, die am Treppenabsatz wartet, einen fragenden Blick zu. Sie deutet gestikulierend auf ihren Mund.

Seufzend wende ich mich erneut der Tür zu.

„JETZT GEBT SIE EINFACH RAUS, VERDAMMT! WAS WOLLT IHR DENN DAMIT? DAS IST MEINE NASE, GOTTVERDAMMT, MEIN VERFLUCHTES EIGENTUM! WIE VIEL ZAHLEN SIE EUCH, HMMM? VERRÄTER!“

Gabi nickt ermutigend, streckt lächelnd den erhobenen Daumen aus. Bestärkt mache ich weiter.

„ICH TRETE DIE VERFLUCHTE TÜR EIN! KÖNNT IHR MICH HÖREN?! ICH TRETE DIE TÜR EIN! GEBT MIR EINFACH MEINE NASE ZURÜCK!“

Das hat offenbar eine Wirkung. So schade, dass man bei machen Leuten einfach nur mit Drohungen weiterkommt. Und ausgerechnet die Maiers. Was wäre ich nur ohne Gabi?

Etwas raschelt, dann meldet sich eine zittrige, altersschwache Stimme durch das Holz.

„Verschwinden Sie endlich, Mann! Wir wissen nicht, wovon Sie reden. Wir haben nichts, dass sich zu stehlen lohnt…! Klopfen Sie noch einmal gegen die Tür und wir rufen die Polizei!“

Verflucht, ich hätte das wirklich nicht von Herrn Maier und seiner Frau gedacht. Zögerlich blicke ich zu meiner Mitbewohnerin. Die Polizei unterstützt Sie, also sollten wir den Anruf wohl vermeiden. Doch Gabi schüttelt lediglich den Kopf, bevor sie mir bedeutet weiterzumachen.

BAM! BAM! BAM!


Das Knallen meiner Wohnungstür übertönt den dumpfen Lärm der Sirenen für den Bruchteil einer Sekunde.

Gehetzt sehe ich mich um. Das darf doch alles nicht wahr sein! Weshalb?!

„Warum sind wir hier? Hätten wir nicht gleich fliehen sollen?“ Anklagend drehe ich mich zu meiner Mitbewohnerin, die hinter mir in den Flur stolpert.

„Quatsch, das würden Sie erwarten. Los. Schließ schon ab!“

„Mach es doch einmal selbst, du bist schließlich näher dran!“

Gereizt raufe ich mir die Haare. Das sie einen aber auch immer so herumkommandieren muss! Ständig muss ich alles übernehmen, während sie keinen Finger rührt. Was, bloß weil sie alle die großartigen Ideen hat, darf sie sich nicht selbst die Hände schmutzig machen? Manchmal kommt mir unsere Beziehung unglaublich einseitig vor.

„Du hast den Schlüssel, Vollidiot!“ Oh. Stimmt. Weshalb haben wir eigentlich nur einen Schlüssel? Das ist doch unglaublich unpraktisch.

Ich wühle durch die Taschen meiner Jeans, schaffe es schließlich, das kleine, metallene Teil hervorzufischen, und ramme es ins Schloss. Für einen kurzen Moment fühle ich mich etwas sicherer. Dann beginnt der logische Teil meines Bewusstseins mahnend den Kopf zu schütteln. Halt… „Was machen wir denn jetzt? Sie können die Tür doch einfach aufbrechen. Wir hätten verflucht nochmal wegrennen sollen, Gabi!“

Mit wutverzerrtem Gesicht fährt sie zu mir herum.

„Du hörst wirklich nicht zu, oder? Ich habe dir doch gesagt, dass Sie genau das von dir erwarten würden. Das, was du normalerweise tun würdest. Also musst du tun, was du normalerweise nicht tun würdest, wenn du Sie überlisten willst!“

„Woher soll ich denn bitte wissen, was ich nicht tun würde?!“

Ich vergrabe das Gesicht in den Händen, versuche verzweifelt mitzukommen. Ihre Schritte verschwinden in der Küche. Nach kurzem Zögern stolpere ich hinterdrein. Die Sirenen schallen. Im Treppenhaus werden Stimmen laut. Mit verschränkten Armen lehnt Gabi am Küchentisch, nickt beiläufig zum Hängeschrank, als ich den Raum betrete. Ich folge ihrem Blick. Der alte Sambuca.

Huh. Ja, vermutlich würde ich mich in dieser Situation normalerweise nicht betrinken. Aber ich sehe auch nicht wirklich, wie es weiterhelfen würde. Vielleicht, wenn ich behaupten könnte, lediglich einen über den Durst getrunken zu haben…

„Quatsch, Depp, du sollst das Feuerzeug holen!“ Gabis energische Stimme schneidet durch den Gedankengang wie ein Sägeblatt durch warme Butter. Klar. Ein Feuer legen. Das ergibt natürlich mehr Sinn. Schätze ich zumindest? „Los! Beweg dich! Bitte!“

Der Peitschenhieb ihrer Worte bringt mich wieder in Bewegung. Ich reiße die Flasche vom Schrank, beginne die Schubladen nach dem Feuerzeug zu durchwühlen… Da! Das kleine, orange Plastikding.

Auf ihr zufriedenes Nicken hin leere ich die Flasche. Binnen Sekunden saugt das Tischtuch die aromatisch duftende, hochprozentige Flüssigkeit auf.

Panisch wische ich das restliche Geschirr vom Tisch, Messer, Tassen, Löffel fliegen durcheinander, das ignorierte Brötchen landet auf dem Boden.

Aus einer anderen Schublade zerre ich ein Päckchen Servietten, fummele mit tauben Fingern an der Verpackung herum, reiße sie schließlich mit den Zähnen auf. Wie weiße Segel trudeln die Stofftücher zu Boden.

Ich fische eines aus der Luft, rolle es hektisch zusammen, nein, zerknülle es viel mehr.

Mein feuchter Daumen rutscht einmal, zweimal, dreimal vom Zündstein des Feuerzeuges ab, ehe das kleine Flämmchen aufleuchtet. Probehalber leckt es an der Serviette, scheint sich für einen Augenblick nicht entscheiden zu können, ehe es seinem natürlichen Instinkt folgt und beginnt, das weiße Papiertuch zu verschlingen.

Ich werfe es auf den Tisch.

Die Stichflamme faucht beinahe ebenso beeindruckend wie Gabi.

Keuchend stolpere ich aus der Hitze, taumele rückwärts in den Flur und beobachte erleichtert, wie die Flammen den Tisch verschlucken. Jetzt kann alles gut werden, richtig? Ich stütze mich an der rauen Tapete ab und spüre, wie ein hoffnungsfrohes Lächeln meine Lippen kräuselt. Der Rauchmelder schlägt Alarm.

„Also gut, das wäre das. Damit haben Sie bestimmt nicht gerechnet. Wie geht es jetzt weiter, Gabi?“

Ich blicke gerade rechtzeitig auf, um zu sehen, wie sich ein zufriedenes Lächeln in Gabis… Ähm... Suchend schaue ich mich nach meiner Mitbewohnerin um.

„Hey, ehm… Gabi? Wo steckst du jetzt schon wieder? Was machen wir?“

Ich stapfe eilig in das kleine Wohnzimmer. Keine Spur von meiner Mitbewohnerin.

Werfe einen Blick in mein Schlafzimmer. Nichts.

Stürze in das Badezimmer. Keine Gabi weit und breit.

Sie kann doch nicht in der Küche geblieben sein? „Gabi?!“

Dicker Rauch dringt mittlerweile aus dem kleinem Inferno, in dem wir noch vor einer guten Stunde friedlich gegessen haben. Ich schreie ihren Namen, bis sich der Rauch in meiner Lunge verbeißt. Wo? Wo? Wo?

Hustend beuge ich mich vor, die Augen gegen die Hitze zusammengepresst. Spähe in den engen Raum. Nein. Da kann sie nicht drin sein.

Mein Blick fällt auf das vergessene Brötchen, das in den Türrahmen gerutscht ist.

Wie betäubt greife ich danach. Es verschwimmt vor meinen tränenden Augen, doch meine Hand schließt sich trotzdem um das harte Teilchen, reißt es in den sicheren Flur.

Gemeinsam gleiten wir an der warmen Wand hinab.

Hart. Das harte Teilchen. Es ist so hart.

Habe ich es ihr nicht erst heute morgen auf den geblümten Teller gelegt?

Verblüfft lasse ich den Blick durch meine Wohnung wandern. Auf einmal fühle ich mich unglaublich einsam. Meine Wohnung. Mein Schlafzimmer. Mein Schlüssel. Meine Zahnbürste.

Oh.

Bitte nicht schon wieder.

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