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Die kleine Flamme der roten, schon halb heruntergebrannten Kerze in der Mitte des Pentagramms auf dem Boden atmete ruhig und gleichmäßig, während eine brüchige, aber feste Stimme den ansonsten unbeleuchteten Raum mit Worten aus einer fremden Sprache füllte. Der Greis, aus dessen Mund diese Worte erklangen, stand trotz seines Alters aufrecht vor dem mit Kreide gezeichneten Pentagramm, das beinahe die gesamte Fläche der kleinen Kammer einnahm, die Augen zum Boden gerichtet. Im flackernden Schein der Kerze wirkten seine, bis auf die Schultern herab reichenden, wirren Haare so, als bestünden sie selbst aus Feuer, die über sein konzentriertes Gesicht tanzenden Schatten ließen ihn noch älter wirken, als er ohnehin war und verliehen seinen Zügen etwas Gespenstisches. Unter dem von der Kerzenflamme ebenfalls rot beschienen langen Bart hatte er die Hände vor seiner Kutte gefaltet, pausenlos formten seine dünnen Lippen die unverständlichen Verse, deren machtvoller Klang durch den dunklen Raum donnerte.

Schließlich verstummte seine Stimme und eine bedrückende Stille nahm den Raum ein. Die Augen des Alten öffneten sich langsam, in gespannter Erwartung blickte er auf die Kerze, die nun aufgehört hatte zu flackern. Nicht das leiseste Zittern, sie war wie in der Bewegung erstarrt. In einer Mischung aus fassungslosem Glück und einem plötzlichen Anflug von Furcht weiteten sich seine Augen, als ein Hitzeschwall von der Kerze ausging und gleichzeitig Kälte seine Gliedmaßen hinaufkroch.

Mit einem leisen Zischen erlosch die Kerze. Eine ungeheure Präsenz befand sich jetzt in diesem Raum. Plötzlich wurde der Raum wieder erhellt, doch diesmal ging das Licht von dem Bärtigen aus, dessen Haare nun tatsächlich lichterloh in Flammen standen. Begleitet von gellenden Schreien fing schnell sein gesamter Körper Feuer, wie eine lebende Fackel taumelte er über den Boden. Was danach geschah, ist zutiefst merkwürdig: Das lodernde Feuer in Gestalt eines mit einer Kutte bekleideten Greises löste sich mit einem einzigen Schlag in unendlich viele glühende Fünkchen auf. Und anstatt einfach zu Boden zu fallen, schwebten all diese Funken auf die Mitte des Pentagramms zu, als würden sie von etwas angezogen. Die Kerze in der Mitte des Pentagramms war auf unerklärliche Weise verschwunden, stattdessen versammelten sich dort die unzähligen Funken, welche das Zimmer in ein schwaches Glutrot tauchten. Kurz leuchtete dort ein helles Licht auf, dann breitete sich schlagartig wieder Finsternis aus und der Spuk war vorüber, genauso schnell, wie er begonnen hatte.

Als es am nächsten Morgen dämmerte und die Morgensonne ihre Strahlen durch die Fenster der kleinen Hütte am Waldrand schickte, deutete nichts mehr daraufhin, was dort geschehen war, abgesehen von ein paar Kreideresten auf dem Boden, die aussahen, als hätten sie einmal ein Muster ergeben. Wer sich aber an eben diesem Morgen in der Nähe des besagten Waldes aufhielt, der konnte mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit etwas wie einen Windstoß an sich vorbeifahren fühlen, allerdings überkam eben jene dabei ein klammes Gefühl von Furcht, Furcht vor dem unbändigen Zorn, den dieser Lufthauch in sich trug.


Advent bedeutet Ankunft...