Deutsches Creepypasta Wiki
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Hätte ich gewusst, was mich erwartet, wäre ich gerannt, als ich noch die Gelegenheit dazu hatte.

Doch niemand kann in die Zukunft blicken.

Es war ein kalter Winterabend. Eisblumen bedeckten die milchigen Scheiben des alten Hauses meiner besten Freundin.

Ich war öfters bei ihr zu Besuch und übernachtete dort des Öfteren. Doch heute ergab sich eine völlig neue Situation.

Das Haus bestand aus zwei Etagen und einem Dachboden. Die Luke des Dachbodens war jedoch fest verschlossen.

Jedes Mal, wenn meine Freundin, ihre Eltern fragte, was auf dem Dachboden sei, verhielten sie sich eigenartig. Beinahe so als würden sie sich fürchten.

„N-nur ein paar staubige Bücher...“, stotterten sie jedes Mal und wechselten sofort das Thema. Heute waren sie jedoch bei Verwandten in Berlin zu Besuch.

Plötzlich, als wir gerade einen Film beendet hatten, boxte mir meine Freundin sanft gegen den Arm und grinste mich an. In ihren Augen loderte ein unheilvolles Funkeln.

„Willst du nicht auch wissen, was auf dem Dachboden ist?“, fragte sie mich. Ich zuckte bloß mit den Schultern.

„Deine Eltern meinten doch, da sind bloß Bücher. Reizt mich jetzt nicht besonders“, antwortete ich knapp.

Doch ich musste zugeben, dass auch ich eine gewisse Neugier verspürte. Meine Freundin lachte auf.

„Ich denke, es steckt mehr dahinter. Ich weiß, dass meine Eltern lügen. Das kann man ihnen anmerken. Egal, was sie vor uns verheimlichen wollen. Es ist mit Sicherheit etwas Verbotenes.“

Wieder zuckte ich nur mit den Achseln. „Na schön. Aber gib mir nicht die Schuld, wenn wir Anschiss bekommen."

Gemeinsam begaben wir uns ins Obergeschoss. Ich hatte eine Taschenlampe herausgekramt und hielt sie vor Aufregung in der geballten Faust.

Meine Freundin betätigte den Lichtschalter und betrachtete die Luke an der Decke.

„Und wie gedenkst du, dass wir da reinkommen, du Genie? Das Teil ist abgeschlossen“, murmelte ich ungeduldig. Doch sie zwinkerte mir bloß zu.

„Warte kurz.“ Ich gehorchte und sie ließ mich für wenige Minuten im Flur verharren. Plötzlich hörte ich ein leises Knacksen.

Ich fuhr zusammen und blickte hinter mich. Nichts. Ich schüttelte den Kopf. Ich hatte es mir mit Sicherheit nur eingebildet. Zumindest redete ich mir das ein.

Das Knacksen wurde lauter und meine Freundin kam aus dem Zimmer ihrer Eltern.

Sie runzelte die Stirn und starrte mich an. „Ist irgendetwas? Du siehst unruhig aus“, fragte sie mich besorgt. Doch ich leugnete mein Unbehagen.

Schließlich hielt sie mir triumphierend einen Schlüssel vor die Nase. „Ich wusste doch, dass sie ihn in dem einen Schrank aufbewahren. Das war zu vorhersehbar.“

Ich zuckte bloß mit den Achseln. Das Knacksen war verstummt. Mir wurde mulmig zumute und mich ließ das Gefühl nicht los, dass die ganze Sache nicht gut ausgehen würde.

Ich beschloss jedoch vorerst zu schweigen. Meine Freundin baute eine kleine Trittleiter unter der Luke auf und versenkte den Schlüssel in dem Schloss.

Mit einem lauten Klicken schob sich der Riegel beiseite und die Luke sprang auf.

Kreischend fiel meine Freundin rückwärts von der Trittleiter als eine weitere Leiter vom Dachboden herunterstürzte. Ich schaffte es gerade noch, ihren Sturz etwas abzufangen.

„Alles in Ordnung?“, fragte ich. Doch sie nickte bloß. Über uns hatte sich nun ein gähnendes Loch aufgetan. Mein Herz begann zu pochen und ich bekam eine Gänsehaut.

„Ich...denkst du, dass das wirklich eine so gute Idee ist?“, fragte ich nervös. Meine Freundin beachtete diese Frage nicht und begann an der Leiter, welche herabgestürzt war, hinaufzuklettern.

Ich schaltete die Taschenlampe ein und richtete den Leuchtkegel in die Dunkelheit. Das Unbehagen hemmte mich und ich verharrte regungslos vor der Leiter.

Erst als meine Freundin nach mir rief, folgte ich ihr auf den Dachboden. Es war eiskalt und staubig. Ich ließ den Kegel wandern und machte mir somit ein Abbild vom Raum.

Er war leer. Vollkommen leer bis auf den Staub...und einen vereinzelten Spiegel, der die Wand zierte. Entrüstet ließ meine Freundin die Schultern hängen.

„Wieso haben meine Eltern mir nicht einfach gesagt, was hier wirklich ist? Das ergibt keinen Sinn“, sprach sie ihre Gedanken aus. Gemeinsam traten wir vor den alten Spiegel.

Seine Oberfläche war etwas verschmiert, dennoch waren unsere Spiegelbilder erkennbar. Plötzlich wurde mir übel, als mein Spiegelbild begann mich anzugrinsen.

Es war ein hämisches, unheilvolles Grinsen, welches mich erschaudern ließ. Meiner Freundin stand der Mund offen.

„Du...du siehst das auch, oder? Bitte sag mir, dass du das auch siehst!“, begann sie mit zunehmend schriller Stimme zu schreien.

Zögerlich streckte ich meine Hand aus, mein Ebenbild imitierte diese Geste. Meine Fingerkuppen berührten die eiskalte Oberfläche.

Plötzlich stürzte der Spiegel auf die Erde und zersplitterte in tausende Einzelteile. Wir sprangen zurück und wichen den fliegenden Scherben aus.

Meine Freundin fluchte, als sie eine Scherbe aus ihrer Wange zog und das Blut ihr Kinn herabtropfte. Ich betrachtete mit blankem Entsetzen die Trümmer.

„Mist, was machen wir jetzt? Deine Eltern werden Gift und Galle spucken!“ Sie zuckte bloß mit den Schultern.

„Ich denk mir etwas aus. Aber erst mach ich mir etwas auf die Wunde. Das hört einfach nicht auf zu bluten...“ Plötzlich ertönte das Knacksen wieder.

Es war lauter als zuvor und klang hohl. Ich zuckte zusammen. Ich bekam es zunehmend mit der Angst zu tun.

„Ich glaube, wir sollten hier wirklich nicht sein. Das Ganze ist mir nicht geheuer“, stellte ich klar. Meine Augen rollten umher. Ich begann zu zittern.

„Sei nicht so ein Weichei. Das ist doch bloß ein Dach...“, sie brach ab, als es laut schepperte. „Hast du das gehört? Das kam von unten!“, flüsterte sie.

Ich kniff die Augen zusammen. „Klang fast so, als wäre der Spiegel erneut zerschmettert worden. Das kann nicht sein...es sei denn es war nicht der Spiegel, sondern ein Fenster.

Euer Haus ist doch einbruchsicher?“ Ich hörte ein leises Stöhnen. Ich wusste nicht, ob sich das meine Fantasie zusammenreimte.

Gemeinsam kletterten wir die Leiter wieder herab und schlossen die Luke. Plötzlich schepperte es erneut und das Licht im Flur fiel aus.

Eiskalter Schweiß rann meinen Rücken hinab. „Scheiße, was ist das denn jetzt?“, fluchte meine Freundin. „Vielleicht ist der Stromkreis überlastet?“, überlegte ich.

„Das kann eigentlich nicht sein. Aber wir können trotzdem mal nach dem Sicherungskasten schauen. Vielleicht finden wir dann auch heraus, woher das Scheppern kommt...“

Ich hörte an der Stimme meiner Freundin, dass sie immer mehr in Panik geriet. Leise schlichen wir im Dunkeln die Treppe herab.

Ich traute mich kaum, den Lichtkegel umherzuschwenken. „Wer ist da?“, stammelte meine Freundin mutig. Ich horchte nach weiteren Geräuschen, doch es blieb still.

Ich hörte das leise Wimmern einer Frau. Ich zitterte am ganzen Körper. „Was ist das?“, wisperte ich. Meine Freundin begann ebenfalls zu zittern und schüttelte den Kopf.

Das Wimmern wurde lauter und klang immer verzweifelter. Fast schon wie eine Mutter, die um ihr Kind trauerte. Es schepperte wieder.

Ich unterdrückte einen Schrei, solch eine Angst verspürte ich. „Es kommt aus der Küche!“, bemerkte meine Freundin und schlich mit zitternden Beinen durch das Wohnzimmer.

Es ertönte die Stimme der Frau. Sie flüsterte zu uns: „Ihr hättet nicht so neugierig sein dürfen...“ Ich packte meine Freundin an der Schulter und sie fuhr zusammen.

„Hast du einen Dachschaden? Du kannst mich doch nicht einfach so erschrecken!“ „Hast du das nicht gehört? Diese geisterhafte Stimme? Sie macht mir Angst!“, zischte ich.

Meine Stimme zitterte. Ich war den Tränen nahe. Sie packte mich sanft an den Schultern. „Das bildest du dir nur ein. Sei nicht so paranoid. Es gibt keine Geister.

Das hat sicher alles irgendeinen Grund.“ Ich versuchte ihren Worten Glauben zu schenken. Doch dies war nicht leicht.

Wieder hörte ich die Stimme: „Kommt nicht näher.“ Ich zwang sie zu ignorieren. Mir wurde schwindelig. Meine Freundin drückte zaghaft die Klinke zur Küche herunter.

„Ihr hättet nicht auf den Dachboden gedurft!“, flüsterte die Stimme lauter werdend. Sie wurde zunehmend penetrant. Ich kniff die Augen zusammen.

Meine Freundin trat die Türe auf. Ich richtete den Lichtkegel in die Küche. Doch dort schien niemand zu sein.

Es blitzte in meinem Augenwinkel rot auf und ich deutete den Lichtstrahl in die Richtung. Mir wich die Farbe aus dem Gesicht und ich ließ vor Entsetzen die Taschenlampe fallen.

Meine Freundin verdeckte ihren Mund mit der Handfläche. Auf die Wand war ein Satz mit einer roten Flüssigkeit aufgeschrieben worden. Diese Flüssigkeit war Blut.

„Wer nicht hören will, muss fühlen“ hieß es. Mir schnürte sich die Kehle zu. „Was machen wir jetzt?“, stotterte ich. Meine Freundin blickte mich mit aufgerissenen Augen an.

Sie hob die Taschenlampe auf und drückte sie mir in die Hand. „Wir sollten die Polizei rufen!“ Auch ihre Stimme zitterte. Ich hatte große Angst, die Küche zu verlassen.

Dennoch schlichen wir zu der Couch, wo unsere Handys lagen. Ich gab unter Notruf die bekannte Nummer 110 ein und führte das Smartphone an mein Ohr.

Doch statt der Polizei meldete sich die Mailbox-Stimme: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“ Ich legte auf. Mein Finger zitterte als ich einen zweiten Versuch startete.

Womöglich hatte ich aus Nervosität die falsche Nummer eingetippt. Doch erneut ging mein Notruf nicht raus.

„Ehm...lass mich mal...“, stammelte meine Freundin und rief von ihrem Handy aus an. Als sie sich mit bleichem Gesicht zu mir umdrehte wusste ich, dass wir auf uns allein gestellt waren.

Sie huschte zum Festnetz, von wo sie ebenfalls einen Anruf versuchte. Doch auch darüber war kein Anschluss unter jener Nummer.

„Das ist doch nicht mehr normal! Wie kann das nur sein?“, begann sie zu schluchzen. Meine Augen wurden ebenfalls glasig.

„Wir sollten schauen, dass wir wieder Licht bekommen. Vielleicht finden wir dann die Ursache...“, schlug ich vor. Aber ich wusste, dass uns selbst das nicht mehr retten konnte.

Sie nickte. „Du schaltest den Strom wieder ein und ich suche oben im Arbeitszimmer meines Vaters nach einer Waffe. Er besitzt so eine alte Pistole.“

Ich nickte und machte mich auf zum Sicherungskasten. Meine Freundin schlich wieder ins Obergeschoss. Als ich vor dem kleinen Schrank stand, suchte ich nach der Sicherung.

Surrend aktivierte sich der Strom wieder, als ich sie anschloss. Sofort wurde das Haus wieder in Licht gehüllt und ich deaktivierte die Taschenlampe.

Dennoch ich kam mir nicht sicher vor. Es war still. Viel zu still. Ich beschloss nach meiner Freundin zu suchen und ihr zu helfen.

Es schepperte wieder. Ich zuckte zusammen und rannte die Treppe hoch. Die Tür zum Arbeitszimmer stand offen.

Ich betrat den Raum. Er war völlig verwüstet, doch von meiner Freundin keine Spur. Ich hörte wieder das hohle Knacksen.

Es kam von dem Dachboden. Ich ging wieder in den Flur. Die Luke war aufgeklappt und es schien Licht von oben.

Jeder mit gesundem Menschenverstand wäre nun gerannt, hätte sein Leben gerettet. Doch ich wollte wissen, was dort oben wirklich war.

Also kletterte ich die Leiter empor. Meine Handflächen waren schweißnass. Als ich meinen Kopf in den Dachboden reckte wäre ich beinahe von der Leiter gefallen.

Meine Freundin lag auf dem Boden, regungslos. Kreischend ließ ich mich vor ihr auf die Knie fallen und rüttelte an ihren Schultern.

Doch sie rührte sich nicht. Aus ihrer Kehle quoll dickes, heißes Blut. Sie war tot. Ich zitterte am ganzen Körper.

Mein Hals war wie zugeschnürt und meine Augen tränten. In ihrer Hand hielt sie die Pistole ihres Vaters.

Sie konnte jedoch keinen Selbstmord begangen haben, da ihre Kehle sauber aufgeschnitten war. Eine Schusswunde sah anders aus.

Langsam griff ich nach der Pistole. Meine Hand zitterte. Sie war geladen, nur eine einzige Patrone.

Ich hörte wieder die Frau wimmern.

Es schepperte.

Es Knackste.

Der Strom fiel aus.

Ich hörte einen Schrei.

Eine unheilvolle, paranormale Macht zwang mich dazu, die Pistole an meine Schläfe zu halten.

Ich drückte ab.

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