Kurzgeschichten sind wie eiskaltes Wasser, in das der Wagemutige springt. Er erstarrt für einen Moment vor Schock aufgrund der Eiseskälte, fragt sich unvermittelt, warum zur Hölle er sich das angetan hat, doch hat er sich einmal hineingewagt, will er das Becken ganz gleich der widrigen Bedingungen trotzdem nicht verlassen. Er will es ergründen, jede noch so winzige Ecke davon nach den Schätzen, die er zu finden hofft, absuchen.
Die gemeinen Vertreter ihrer Art, verwehren sich mit aller Gewalt dieser Plünderung. Wer gedankenlos in ihre Gewässer springt, landet mit dem Kopf direkt auf massives Gestein, welches nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche wartet. Es verletzt nur selten schwer, doch das laute Klonk gefolgt von einem Augenblick der Desorientierung vermag so manchen Abenteurer abschrecken, ihn sich lieber sicherere Fluten suchen lassen.
Und dann gibt es da noch die Abgründe. Ihr Wasser ist so pechrabenschwarz, dass es unmöglich ist, zuvor abzuschätzen wie tief sie wohl sein mögen oder was sich darin verbirgt. Was bringt uns nur immer wieder dazu, uns lachend in dieses Verderben zu stürzen? Der Reiz des Makabren? Todessehnsucht? Die Flucht in eine grausame Realität, die verglichen mit der echten Welt noch einem Ponyhof gleicht?
Es ist einerlei, wir tun es wieder und wieder, entdecken dabei dunkle Artefakte längst vergangener Tage, grausige Kreaturen, die jeder Beschreibung spotten und die Überbleibsel tragischer Ereignisse, mit nicht zu überblickender Tragweite.
So manches dieser Gewässer mündet gar, in ein Meer, in das wir uns nur allzu leicht verlieren. Wir werden hinausgespült in die endlose Weite und kehren unter Umständen nie wieder zurück, begeben uns auf eine Reise, die alles verändert, unseren Blickwinkel auf die Welt in ihren Grundfesten erschüttert, diese vielleicht sogar gänzlich zertrümmert.
Worauf ich mit alldem hinauswill? Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung.
Aktuell mangelt es mir leider viel zu häufig an Zeit, mich in diese eisigen Gewässer zu stürzen, sowohl was das Erkunden dieser als auch was das Befüllen etwaiger Becken anbelangt, dabei stehe ich inmitten einer unendlichen Fläche, welche nicht zu erfassende Mengen solcher Möglichkeiten bietet.
Jedoch, ein Ozean hat mich gefangengenommen. Er zwingt mich dazu, ihn auszuloten, immer tiefer hinabzusteigen und nur dann und wann aufzutauchen, wenn die Realität nach Aufmerksamkeit verlangt, was dieser Tage viel zu häufig geschieht.
Oder um etwas klarer zu sprechen: Ein Roman, der dritte und vermutlich auch finale Teil einer Reihe, hält mich in seinem Bann und verhindert nicht nur das Verfassen neuer Kurzgeschichten, sondern auch das Lesen selbiger. Ich hoffe in naher Zukunft – definitiv nicht mehr dieses Jahr – das Projekt zu finalisieren und mich wieder mehr diesem Vertreib der Zeit widmen zu können, dessen Fehlen mir dieser Tage doch gelegentlich einen kleinen Stich versetzt – obgleich ich natürlich weiß, dass die Fluten geduldig sind, manch garstiger Jäger sogar schon auf der Lauer liegt und nur darauf wartet, mich im rechten Moment zu packen und hinab in die Dunkelheit zu ziehen.
Ich schätze, was ich hiermit sagen will, ist schlicht dies: Danke. Ohne das Wiki wären mir so einige schaurig schöne Reisen verwehrt geblieben. Ich freue mich bereits, die nächste anzutreten, auch wenn mit jedem Mal das Risiko steigt von tiefsten Tiefen verschluckt zu werden.
In diesem Sinn: Auf bald.
gez. Nathaniel Simon Laval