Deutsches Creepypasta Wiki
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Nun liege ich schon seit Tagen auf der Lauer. Und es kommt einfach nicht! Meine Knie sind zerkratzt und die Finger erklammt, die Zeit verrinnt zu langsam. Meine Augen tränen schon seit gestern nicht mehr, und ich fürchte mich schon davor, sie im Angesicht ihrer vollkommenen Trockenheit auch nur für einen kurzen Moment zu schließen und dabei womöglich die Bestie zu verpassen! Nein, ich werde ihr Untergang sein, selbst wenn ich Sekunden danach vor Erschöpfung sterben müsste! Keinen Triumph werde ich diesem Scheusal gönnen, nicht noch einmal!

Meine Geliebte hat er mir entrissen, mit seinen scharfen Krallen und nackten Pranken! Und sie schrie dabei nicht einmal, nein, sie lachte! Ein Lachen im Angesicht des Verderbens? Ja, wahrscheinlich wird es das gewesen sein! Niemand würde so einer Bestie wahrhaftig ein Lächeln schenken, ohne ihr dadurch schaden zu wollen! Ja, sie wartet doch nur darauf, dass ich diesem Biest mit dem blitzenden Messer den grotesken Leib zerfetze!

Doch Obacht, es kommt schon angelaufen! Das buschige Haar über abgewetzten Lippen und die düsteren öligen Augen verraten es meiner niemals endenden Wachsamkeit und bewegen meine versteiften Glieder schneller als jemals zuvor. Im Zornesrausch greife ich nach meinem Messer und wiege die Klinge so fest in meiner Hand, das meine Finger nachzugeben scheinen. Doch es ist mir alles gleich, sie muss errettet werden!

Doch was ist denn das? Geht meine Liebe etwa Hand in Hand mit dieser Ausgeburt der Hölle? Was ist nur mit ihr passiert? Oh nein, er hat sie in seinen Bann gezogen! Finstere Zauber und gespaltene Zungen haben sie zerstört! Meine Tränen rinnen schneller als ein reißender Fluss meine blassen Wangen hinab, und verstärken meinen Zorn nur noch weiter! Sie beide werden sterben müssen! Auch wenn mein Herz meine Hand zu zügeln versucht, überwiegt doch mein immenser Hass.

Schnell und voller Kraft springe ich vor die beiden und präsentiere ihnen mit brennenden Augen meine schimmernde Klinge. Angst macht sich in ihren Gesichtern breit, und sie versuchen, mich mit profanen Worten zu besänftigen! Mit Worten! Nicht einmal der Tod würde mich davon abhalten, meine innere Mission zu erfüllen! Meine Geliebte weint bitter, und ich wende meine roten Augen rasch von ihr ab. Zu groß ist der Schmerz, der erneut in mir aufflammt. Nein, sie werde ich nicht töten! Ich werde sie befreien!

Und so wische ich ihr eine kullernde Träne aus ihrem Auge und flüstere "Alles wird gut". Und im selben Moment ramme ich der grässlichen Bestie das Messer in die Stirn und zertrümmere ihm mit meiner bloßen Zorneskraft den abartigen Schädel. Es versucht zwar noch, sich zu wehren, doch nach einem schlaffen Todeskampf sackt er schlussendlich in sich zusammen! Voller Freude lache ich aus tiefster Seele, doch meine Geliebte stimmt nicht ein. Sie ist nur erschrocken, und entreißt mir doch einfach meine Klinge! Mit geweiteten Pupillen und vollgeweinten Wangen steht sie nun vor und hält das Messer doch glatt in meine Richtung! "Die Bestie ist tot!", sage ich und komme näher auf sie zu. "Wir können endlich glücklich sein!"

Und "Du elender Stalker hast meinen Freund getötet!" war das Letzte, was ich jemals aus ihrer wunderschönen Kehle vernehmen würde. Denn nach diesem Satz steckte die Klinge tief in meinem Herzen und entließ mich von allen irdischen Sorgen.   

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