Deutsches Creepypasta Wiki
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TTT88

Ich betrat meine Stammkneipe.

Wie es in solch einem Lokal üblich, war die Beleuchtung nur spärlich gesät. Dadurch wurde eine gemütliche Atmosphäre geschaffen, die mir das Gefühl gab, willkommen zu sein.

Die Lokalität war nicht sonderlich groß.

Ich schaute vom Eingang direkt auf den Tresen, den ich sofort ansteuerte, um mich dort niederzulassen.

Rechts von mir befand sich eine Sitzgelegenheit, die aus einer Eckcouch bestand. Als ich auf einem der Hocker Platz genommen hatte, bedeutete ich dem Barmann, der jünger war als ich, dass ich ein Bier möchte. Er hatte die Kneipe vor einigen Monaten übernommen, da der alte Besitzer, aus gesundheitlichen Gründen, diese aufgeben musste.

Ich nahm einen Schluck aus dem Glas.

Ich sah mich um und erst in diesem Moment bemerkte ich es. In der hintersten Ecke des Lokals saß sie.

Emma.

Sie trug ein schwarzes Abendkleid, das schlicht aber elegant ihre Figur betonte. Ihre kurzen Locken schimmerten rötlich im schummrigen Licht und umschmeichelten ihr hübsches Gesicht. Die rehbraunen, großen Augen, die mir so geheimnisvoll erschienen, blickten nicht in meine Richtung. Die Stupsnase, die sie jünger aussehen ließ, gipfelten in einem verführerischen Mund mit roten Lippen.

Schlagartig wurde ich von einer bohrenden Panik erfasst, mein Körper versteifte sich und langsam drehte ich mich wieder zu meinem Bier.

Das konnte nicht sein, dachte ich, ich hatte sie doch vor einem Jahr......‟

Nochmals versuchte ich, meine rasenden Erinnerungen zu ordnen, doch wollte es mir nicht gelingen.

Das ist völlig unmöglich‟, flüsterte ich mit knirschenden Zähnen, während sich Wut und Angst in mir vermischten.

Einen Moment lang glaubte ich, mein Verstand belog mich und ich war nur einer Täuschung meiner Sinne erlegen, doch schnell verwarf ich diesen irrsinnigen Gedanken und stellte mich der Realität. Sie war es in Fleisch und Blut, mein Verstand funktionierte einwandfrei. Nur musste ich nun dafür sorgen, dass dieser klar arbeitete, damit die Panik in mir nicht Überhand gewann.

Reiß dich zusammen, du Feigling, du leerst dein Bier und verlässt die Kneipe‟, versuchte ich mich zu beruhigen.

Ich griff nach meinem Glas und wollte es leeren, doch erstarrte ich mitten in der Bewegung.

Die goldgelbe Farbe des Bieres war einer roten, schwerfälligen Flüssigkeit gewichen, der ein widerlicher Geruch von Verwesung entstieg. Mein Magen verkrampfte sich in eine endlose Verzweiflung, die mein ganzes Wesen in eine bodenlose Leere fallen ließ. Die Umgebung, die sich bis vor einem Augenblick noch real anfühlte, hatte sich in eine abstrakte Kopie eines schreienden Abgrundes verwandelt.

Und wäre dies nicht genug, fraß sich eine nie geahnte Leere in meine Seele, die sich mit keinem bekannten Gefühl beschreiben ließ. Die Tränen, die mir über die Wangen liefen, spürte ich nur dumpf und weit entfernt, wie in einem Traum, der aus Chaos und wilder selbstmörderischer Verworrenheit verlebt wurde. Dazwischen drang eine grauenhaft klingende Stimme an meine Ohren, die mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. Kreischende Worte, die meine Eingeweide zum Kochen brachten, verschlangen meine zerschmelzende Seele ins Unermessliche.

Und als ich an den Punkt geriet, dass ich diesen gellenden Schmerz nicht mehr ertrug, erstickte alles in einer schreiende Stille.

Schlagartig erwachte ich und schrie in die Dunkelheit, von der ich verschlungen wurde.

Grausamkeiten, Angst, pure Panik: Worte, um ein Gefühl zu beschreiben, waren nicht mal annähernd in der Lage zu beschreiben, was in mir vorging. Mein Verstand, der vergewaltigt in mir rumorte, versuchte sich von all dem zu lösen, aber nur widerwillig den Hauch einer möglichen Realität ertrug.

Realität‟, brachte ich würgend hervor.

Sofort verließ mich mein Mageninhalt und ich kotzte alles über meine Matratze, auf der ich vergehend lag. Unter mir fühlte sich alles kalt und feucht an, als ich bemerkte, dass ich mich eingepisst hatte und mir der Geruch von Urin in die Nase stieg.

Das kann nicht sein‟, brachte ich nur stammelnd hervor, als ich eine weitere Ladung meines Magens los wurde.

Ich bin IHR begegnet, formulierte ich die Worte im Geiste, dabei brannte sich jedes Wort glühend heiß in meine Existenz, die, wie ich glaubte, nur noch eine lächerliche Karikatur war.

So blieb ich einfach liegen.

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