Deutsches Creepypasta Wiki
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Es war ein noch warmer Spätsommertag. Ich saß auf einer Bank mit einem Kaffee und schaute einem Schmetterling zu, wie er durch die Luft tanzte. Er hatte dunkelviolette Glitzerflügel und in der Sonne sahen die Flügel wunderschön aus. Nur der Kopf war sehr seltsam geformt. Ich schloss die Augen, atmete tief ein und hörte den Grillen beim Zirpen zu. Ansonsten war hier alles so schön still. Keine Autos, kein Lärm, hier verirrte sich kaum ein Mensch her. Es war ein abgeschiedenes Plätzchen mit einer zu tief gelegten Bank unter einem Baum etwas weiter oben auf einem Hügel. Wieso hier kaum jemand herkam, verstand ich selbst nicht. Der Weg war nicht weit weg von unserer kleinen Stadt. Doch selbst Leute, die mit Ihren Hunden spazieren gingen, kamen hier kaum vorbei. Mir war es recht. Das hier war schon immer meine Seelentankstelle.

Von weiter weg hörte ich etwas durch das Gras rascheln, das sich auf mich zubewegte. Als ich die Augen öffnete, sah ich zwei Hundeohren, dann das süße Gesicht eines Schäferhundes. Sofort schaute ich mich um, wo war denn der passende Gassi-Gänger dazu? Als der Hund näher auf mich zukam, sah ich dann, wieso niemand mit diesem Hund spazieren ging. Am Rücken lag die Wirbelsäule frei und auf jeder Seite des Rückens war die Haut mit langen Nägeln nach oben genäht. Jeweils drei lange Nägel auf jeder Seite. Das Fell war abgeschoren von der Haut, durch das Licht sah man die Blutadern verlaufen. Trotz allem schien der Hund fröhlich und kam zu mir her. Etwas zögernd streichelte ich ihm über den Kopf. Glücklich fing der Hund an meine Hand zu schlecken und legte sich zufrieden dicht an meinen Füßen auf den Boden. Nun schaute ich mich noch mal nach allen Seiten um, dieses mal aber um sicherzugehen, dass niemand sehen konnte, dass ich die Luft streichelte. Ich seufzte erleichtert auf. Ich galt hier eh schon als die Verrückte, noch mehr klatsch und Tratsch konnte ich nicht brauchen.

Ich trank meinen Kaffee aus und stand auf, der Hund hob sofort den Kopf und schaute mich etwas traurig an, als ob er sagen wollte, bitte geh noch nicht. Ich ging in die Knie und streichelte ihm noch mal über den Kopf. „Mach Dir keine Sorgen, ich werde wieder herkommen. Vielleicht treffen wir uns ja wieder? Pass gut auf Dich auf“.

Zwei-drei Tage später ging ich wieder zu meiner Bank. Tatsächlich, bellend und schwanzwedelnd wurde ich erwartet. Doch dieses mal war der Hund nicht alleine, eine total abgemagerte weibliche Gestalt kroch am Boden entlang. Ich schloss kurz die Augen... das ist alles nicht echt... das ist alles nicht echt.... DAS IST ALLES NICHT ECHT, sagte ich zu mir selbst in Gedanken. Der Anblick des Hundes war für mich erträglich, aber diese Frau, machte mir wirklich Angst. Doch auch als ich die Augen wieder öffnete, änderte das nichts an dem, was ich sah. Der Hund rannte zu mir und die Frau schrie ihm hinterher, dass er da bleiben sollte. Aber ohne Erfolg. Ich schaute mich verstohlen um und fragte sie mit etwas unfester Stimme: „Ist... ist das da Ihr Hund?“ Die Frau hörte auf, auf uns zu zu kriechen und schaute mich verwundert an. „Du kannst uns sehen?, fragte Sie mit Ihrer etwas merkwürdigen Stimme. „Ja“, antwortete ich. „Ich weiß, die Frage klingt blöd, aber darf ich zu der Bank gehen?“ „Sie können hingehen, wo auch immer Sie hinwollen“, antwortete mir dieses für mich sehr seltsame Wesen. Ich atmete tief ein, um mir Mut zu machen und ging zu der Bank. Ich sollte mich dem stellen was ich sah, egal was es ist. Hatte meine Therapeutin gesagt. Als ich immer näher zu der Frau kam, erkannte ich, dass sie keine Lippen und dafür lange spitze Zähne hatte. Ihre Augen waren weißlich. Ich setzte mich auf die Bank und versuchte sie zu ignorieren. Der Hund drückte immer wieder seine Schnauze gegen meine Hand, er wollte unbedingt gestreichelt werden. Die Frau kroch, halb im Boden versunken. Es war ein seltsames Geräusch, wie wenn man Erde umkräbt, vermischt mit dem Knacken von Knochen. So schien sie sich irgendwie fortzubewegen. Ihre Haare waren weiß-grau und an einem ihrer Oberarme sah man ein Stück vom Oberarmknochen. Sie blieb ein Stückchen von mir entfernt auf der Erde liegen, dann sagte sie zu mir: „Bitte tun Sie uns nichts!“ Ich überlegte kurz, ob ich überhaupt etwas antworten sollte. „Wieso sollte ich Ihnen den etwas tun? Sie doch eher mir.“ Sie schaute mich mit großen fragenden Augen an. Dann sprach sie weiter: „Am liebsten wäre ich vorher vor Ihnen geflüchtet.“ Ich war verwirrt, sie wollte vor mir flüchten? Ich wäre noch vor zwei Jahren vor Ihr panisch nach Hause gerannt und hätte mich in mein Schlafzimmer eingesperrt. „Wieso das denn?“, wollte ich wissen. Etwas zögernd antwortete sie. „Nehmen Sie es mir nicht böse, aber Ihr Erscheinungsbild macht mir wirklich Angst. Die meisten aus Ihrer Welt, die uns sehen, wollen uns umbringen. Da aber mein Freund hier meinte, Sie wären ein guter Mensch, fasste ich mir ein Herz auch zu bleiben.“ Ich musste lachen. Mein Unterbewusstsein spielte mir hier mal wieder einen sehr skurillen Streich. Mit einem ironischen Unterton antwortete ich: „Tut mir leid, aber Sie machen mir genauso Angst wie Sie aussehen. Mein Name ist übrigens Nicole. Töten tu ich nur Fliegen im Sommer.“ „Nicole also, es freut mich, dass ich Sie kennenlernen darf, aber wir haben hier keine Namen, wir erkennen uns ohne Namen.“ Das verstand ich nicht. Nun, ich hatte es aufgegeben, immer alles verstehen zu wollen. „Mhm“, sagte ich nur. Es wurde mir nun doch zu viel, ich stand auf und ging ohne mich noch mals umzudrehen davon. Der Hund bellte mir beleidigt hinterher, er hätte wohl noch mehr gestreichelt werden wollen.

Spät Abends nahm ich ein langes Bad. Ich sah schon lange solche merkwürdigen Wesen. Das hatte mich verrückt gemacht. Ich hatte eine Panikattacke nach der anderen. Vor zwei Jahren ging ich dann freiwillig in eine Klinik, weil ich Hilfe suchte. Nein, ich war nicht ausgerastet. Was mich fertig machte, war die Angst, vor dem was ich sah. Ich wurde untersucht, bekam Medikamente, aber es half nichts. Immer wieder sah ich trotzdem seltsame Wesen, die aus einem Horrorfilm stammen könnten. Manchmal schienen sie von mir gar keine Notiz zu nehmen. Dann wiederum war es manchmal so, dass mich etwas zu Tode erschreckte oder es genau umgekehrt war. Manchmal erschraken diese Wesen auch vor mir. Auch die Geräusche, die Sie machten waren für mich schrecklich. Das Knacken der Knochen. Das Ächzen und Stöhnen einiger, als hätten sie starke Schmerzen. Es ist schlimm, wenn man etwas hinter seiner Türe hört, was eigentlich nicht da sein sollte, aber man nichts dagegen tun kann. Die Ärzte meinten nach etlichen Monaten, dass es wohl durch Stress ausgelöst wird. So wurde ich zuerst krank geschrieben. Dann schließlich erhielt ich Rente, weil ich mich kaum noch aus dem Haus traute und ich schon seit längerer Zeit nicht mehr arbeiten konnte. Dank meiner Psychologin, die mich zu Hause betreute, fasste ich wieder Mut und fing an nach draußen zu gehen. Meine ganze Familie meinte nur, das sei doch alles nicht so schlimm. Das was du siehst ist doch nicht echt. Es gibt bestimmt genügend Menschen die auch so etwas sehen wie Du. Die kommen auch damit zurecht, irgendwann. Ja, damit hatte meine Familie bestimmt nicht ganz unrecht. Jedoch...was soll man nur tun, wenn man selbst trotz aller guten Ratschläge nicht zurechtkommt? Entweder man akzeptiert es einfach, dass es ist wie es ist, oder man geht irgendwann kaputt. Ich war es müde geworden, dagegen anzukämpfen und fing an trotz der Dinge, die ich sah, auch mal wieder raus zu gehen. Wenn es mir zu viel wurde wie heute ging ich einfach wieder nach Hause und verschanzte mich meistens erst mal im Schlafzimmer. Ich verkroch mich dann ins Bett, zog mir die Decke über den Kopf und ließ den Fernseher laufen. Das war zwar etwas seltsam, aber das war das einzige, was mich dann wirklich innerlich etwas beruhigte. Zum Schluss nahm ich dann immer ein langes Bad, das war für mich ein Ritual geworden, ich wusch mir sozusagen den Tag und das was ich gesehen hatte ab. Die Angst, den Ekel. Doch heute war ich auch stolz auf mich, dass ich nicht gleich weggelaufen war und mich dem Ganzen gestellt hatte.

Ich sah die Frau und den Hund seit dem einen Tag an der Bank immer öfters. Wir fingen an, über alle möglichen Sachen zu sprechen. Nach einer Weile waren wir sozusagen per Du. Anfangs hielt ich mich recht distanziert und beantwortete Fragen, die diese seltsame Frau an mich hatte. Wir bauten die Ängste, die wir gegenseitig voreinander hatten, Stück für Stück ab. Sie erklärte mir auch, dass noch mehr Wesenheiten hier wären, ich aber nur sie und ihren Begleiter sehen konnte. Genauso sah sie nicht die anderen Menschen, sondern nur mich. Dies stellte ich fest, als es einmal zu regnen anfing und wir dann zu mir gingen. Sowieso war es jetzt so langsam Herbst und es wurde kälter. Also trafen wir uns auch öfters bei mir zuhause. Am Anfang war es für mich seltsam, die Türe zu öffnen und zwei imaginäre Wesenheiten herein zu bitten, man gewöhnt sich aber auch sehr schnell daran. Als ich eines Tages erwähnte, dass die zwei ja eh nicht echt wären, war Sie ganz schön beleidigt, auch ihr Begleiter zeigte mir sofort die kalte Schulter. Sie verstand es nicht, wie ich Sie für nicht real halten könnte, obwohl wir so viel Zeit miteinander verbrachten. In diesem Gespräch klärte es sich auch auf, dass ihr Begleiter kein einfacher ungewöhnlicher Hund, sondern auch ein Wesen aus ihrer Welt war. Ein guter Freund würde man hier bei uns sagen. Allerdings konnte er nicht mit mir kommunizieren. Er hatte sich das Verhalten eines Hundes aus ihrer Welt abgeschaut und hoffte, dass ich so weniger Angst vor ihm hätte. Schon oft hat er mich an der Bank beobachtet und irgendetwas sagte ihm wohl, dass ich ihnen nichts tun würde. Natürlich war sie mittlerweile auch ein großes Thema in meiner Therapie. Genauso wie ihr Begleiter. Doch irgendetwas ganz tief in meinem Inneren sagte mir, doch, es muss echt sein. Auch wenn meine Therapeutin meinte, dass ich nicht vergessen darf, dass ich selbst diese Wesenheiten in meinem Kopf erschaffe. Ich hätte zwar keine Kontrolle darüber, dass es passiert, aber ich kann lernen damit umzugehen.

Es war für mich verwirrend, dass die Wesen besser damit zurechtkamen, dass sie unsere Welt sehen konnten, als umgekehrt. Es war wohl bekannt bei Ihnen das manche von Ihnen Teile von unserer Welt sehen konnten und umgekehrt. Sie beobachteten uns einfach, vieles von dem was wir tun, verstanden sie aber nicht. Ich erzählte ihr, dass man bei uns als verrückt gilt, wenn man ihre Welt wahrnimmt und davon erzählt. Das verstand sie wiederum mal gar nicht. Sie meinte nur, dass Dinge eben sind, wie sie sind. Es ist egal, ob wir es verstehen oder nicht. Deshalb bleibt alles trotzdem so wie es ist. Zudem war sie immer noch etwas beleidigt, weil ich dachte, dass es sie nicht wirklich gab. Damit hatte sie ja auch irgendwie recht. So vieles war mir halt zu hoch, ich verstand so vieles nicht. Wie das überhaupt alles möglich war.

Der nächste Frühling kam, ich hatte mir mal wieder einen Kaffee für unterwegs mitgenommen und ging zu unserer Bank. Meine zwei neuen Freunde warteten dort schon auf mich. Da schaute ich sie an und wollte wissen, von was sie sich den eigentlich ernährten. Sie erzählte mir, dass es überall große Bäume gibt, an denen dunkle Früchte runter hängen und diese würden sie essen. Und die Bäume ernähren sich von den Leichen der Verstorbenen. Wenn Sie sterben, versinken sie sofort in die Erde und landen in dem unterirdischen Fluss. Die Wurzeln der Bäume reichen bis zu dem Fluss. Von der wunderbaren Schlacke, die so herrlich nach Verwesung roch und das schönste Braun-Rot hatte, dass man sich vorstellen konnte, ernähren sich die Bäume. Wenn jemand neues von ihnen aus der Erde geboren wird, findet man auch überall die Früchte abgefallen auf dem Boden liegen. So kann man sich ab dem Tag seiner Geburt davon ernähren. Ich spürte eine Übelkeit in mir aufsteigen, wenn ich nur daran dachte, einen Bissen von so einer Frucht zu essen. Jedoch... Im übertragenen Sinn war es wahrscheinlich auch kein anderer Kreislauf als unsere Nahrungskette. Nur eben doch anders. Verstehen konnte ich es auch nicht wie man einfach aus der Erde heraus geboren wird. Ich erfuhr noch viel, viel mehr. Mit einer Art Kleidung wurden Sie schon geboren. Die gehörte also wie ein Federkleid zum Vogel zu ihnen dazu. Sie hatten keine Geschlechter wie wir Menschen, einige von ihnen sahen aber ähnlich aus wie wir.


Wie so oft verdaute ich die neuen Informationen und schaute einfach nach oben und beobachtete die Blätter. Da fragte ich beiläufig wie die Blätter ihrer Bäume aussehen. Doch diese Frage verstand sie nicht. Ich streckte den Finger nach oben und erklärte ihr, dass wir die Dinger, die von den Ästen wachsen, Blätter nennen. Doch sie sah keine. Wie konnte das denn sein? „Na hier, die grünen Blätter“, antwortete ich ihr nochmals mit Nachdruck, um ihr zu zeigen, was ich meinte. Sie verstand auch die Farbe Grün nicht. Sie schien etwas vom Boden aufzuheben und meinte, „hier unsere Frucht hat die Farbe Quakel. Das ist alles was an unseren Bäumen wächst.“ Quakel? Was für eine Frucht? Ich erkannte nichts. Wieder waren das Dinge, die wir uns leider nicht gegenseitig zeigen konnten. Hatte jeder unserer Welten etwa auch noch andere Farben? Farben, die wir beide nur in unserer Welt sehen konnten? Mir fiel sofort noch etwas ein, was ich sie fragen wollte. „Du, hör mal, wieso tötet ihr uns manchmal? Ich habe im Internet Dinge gelesen, wo es bestimmt um Wesen wie dich ging. Natürlich wird das hier als eine Lüge hingestellt. Und... wieso dachtest du am ersten Tag, dass ich Dich töten möchte?“ „..Das tun wir doch gar nicht“, kam prompt entrüstet die Antwort, „das sind Andere Lebewesen als wir. Wie erkläre ich das? Ihr würdet sie Tiere nennen, oder Biester.´´ „Biester?“, fragte ich neugierig. „Ja, schau, ihr habt hier doch bestimmt auch Tiere, die euch fressen oder töten, nicht wahr? Damit du es verstehst nenne ich Sie jetzt einfach mal Biester. Wie schon gesagt, wir haben drüben für uns alle keine Namen. Wir erkennen uns einfach an unserer Ausstrahlung, ich glaube Ihr würdet es Aura oder so etwas nennen. Wir spüren und fühlen uns und können darüber auch kommunizieren. Das ist unsere Sprache. Die Biester bewachen meistens ihre Bäume. Doch wenn nicht genügend altes Fleisch im Fluss für die Bäume zur Verfügung steht, dann kann es sein, dass sie auf die Jagd gehen. Um mehr Fleisch für den Fluß anzuschaffen. Sie jagen und töten uns, manchmal fangen sie dann auch euch Menschen wie Tiere aus dieser Welt und bringen sie zu ihren Bäumen. Damit der Fluss unter dem Baum genügend Fleisch hat. Alles was bei uns lebt, ernährt sich nur von den Früchten der Bäume.“ Sie erzählte das alles ohne große Gefühlsregung. Mir wurde bei dem Gedanken flau im Magen, von so einem Biest verschleppt zu werden, um als Futter zu enden. Ehrlich gesagt machte es mir sogar große Angst. „Nicole, Ihr tötet uns sehr oft, wenn Ihr uns sehen könnt. Also versuchen wir euch sofort zu erschrecken. Aber eigentlich wollen wir euch damit nur Angst machen. Wirklich weh tun möchten wir euch nicht. Wieso sollten wir Euch auch töten wollen? Ihr würdet hier sagen, wir sind sehr friedliche Lebewesen.“ „Danke Quakel“, antwortete ich und war schon wieder mitten in meinen Gedanken. „Wieso nennst Du mich Quakel?“, fragte mich meine Freundin sofort. „Ach, sei mir nicht böse, als Mensch muss bei uns alles einen Namen haben. Quakel hieß doch die Farbe der Frucht die du isst, oder? Stört es dich, wenn ich dich so nenne?“ Sie überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. Aber sie fand es immer seltsam mit einem Namen gerufen zu werden. Ich wollte von ihr wissen, woran ich ein Biest denn dann erkennen könnte. Aber diese Frage verstand sie nicht. Bei ihnen gab es keine Rassen wie bei uns. Ein Biest hätte auch ähnlich wie sie aussehen können, oder eben anders. Ein Biest kann man nur erfühlen. Das beunruhigte mich jetzt noch mehr.

Nach diesem Gespräch hatte ich mich erst einmal einen guten Monat in meiner Wohnung verschanzt und ernährte mich fast nur vom Lieferservice. Meiner Therapeutin erzählte ich, dass ich wieder vermehrt Angst hätte, nach draußen zu gehen. Dies war ja nicht mal gelogen. Den wahren Grund wieso, verschwieg ich ihr aber. Quakel kam mich dann besuchen, weil sie sich wunderte, dass ich mich nicht mehr an unserer Bank blicken ließ. Natürlich war ihr Freund auch dabei. Ich freute mich, die zwei zu sehen, erzählte ihr aber von meinen Ängsten. Das wollte sie natürlich nicht, dass ich jetzt solche Ängste vor den Biestern hatte. Quakel meinte dann nur, dass mich auch etwas hier in meiner Welt töten könnte und dass die Biester wirklich nur im äußersten Notfall jemanden jagten. Aber auch das machte mich traurig, ich machte mir Sorgen um meine Freundin und um ihren Hund. Ja gut, ich wusste ja mittlerweile, dass dieser Hund gar kein Hund war. Aber er sah einem Deutschen Schäferhund so ähnlich. Eigentlich wusste ich ja schon von Quakel, dass es in ihrer Welt viele, viele optisch unterschiedliche Wesen gibt. Alle kommunizieren sie über ihr Fühlen. Einige konnten aber eben auch mit uns Menschen sprechen. Das wieso, ja das stand hier auch mal wieder mitten im Raum. Wie immer kam meine Freundin damit viel besser zurecht als ich. Auch wenn ich es mir abgewöhnt hatte, alles verstehen zu wollen, kam hier einfach der Wissensdrang zum Vorschein. Ich war diejenige, die alles verstehen wollte und musste. Wieso etwas so ist, wie etwas so funktioniert. Sie fragte dagegen zwar Sachen nach. Aber für sie war es halt dann auch einfach so und fertig.

Meine Ängste blieben erstmal. Doch Quakel hatte mehr Angst vor einem Menschen, der Sie sehen und töten kann, als vor einem Biest. Außerdem erkennt sie ja ohne Probleme so ein Biest. Dass ich selbst von so einem Wesen verschleppt und getötet werden könnte, diese Angst, die wurde ich trotzdem nicht los. Dank Quakel wurde mir dann doch irgendwann klar, dass Sie recht hatte. Ich könnte krank werden, die Treppe herunterfallen, und so weiter. Ich kann mein Leben wieder aufnehmen oder hier in meiner Wohnung vergammeln und in Angst leben. Verhindern könnte ich es auch nicht wenn ein Biest jemanden von uns allen erwischt. Doch wir haben etwas davon, unser Leben zu leben. Also ging ich wieder nach draußen. Ich würde lügen, wenn ich sagte, dass ich jetzt weniger Angst habe, wenn ich etwas sehe, was nicht von unserer Welt ist. Die Angst einem Biest zu begegnen ist immer noch da. Jedoch hatte ich auch etwas begriffen.

Es schien so, dass hier zwei Welten miteinander auf eine seltsame Weise miteinander verwoben sind. Ich fand es schade, dass wir nicht alles voneinander sehen und uns so gegenseitig zeigen konnten. Doch beide konnten wir aus unseren Gesprächen neue interessante Erfahrungen sammeln und viel voneinander lernen. Auch wenn es mich oft verrückt machte, weil ich vieles einfach nicht verstand. Ich hätte auch gerne gewusst wie alt Quakel überhaupt ist, doch in ihrer Welt gab es keine Zeitrechnung. Man wurde geboren, lebte und starb. Der normale Kreislauf eines Lebewesens eben. Ich schien in dem Fall auch nicht verrückt oder krank zu sein. Ich hatte wegen irgendetwas einfach die Fähigkeit und das Glück, etwas von der Welt neben unserer Welt sehen zu können. Dieses Glück fand ich in der Form einer neuen guten Freundin und ihrem Begleiter, den ich auch ins Herz geschlossen hatte und der so gerne knuddelte.

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