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1ufohintergrund

Es war gegen fünf Uhr am Nachmittag, ein Freitag vor drei Jahren, als es das erste Mal anfing. Ich fuhr mit meiner lieben Tochter Anica und meiner Frau in das kleine Städtchen Grünberg. Wir hatten uns dort, am Rande der Stadt, ein Häuschen gekauft, denn wir wollten endlich weg aus der Großstadt. Anica war leider nie wirklich gut in der Schule, ich erwähne das, weil es im Verlaufe der Geschichte noch von besonderer Bedeutung sein wird. Das Städtchen schien normal zu sein mit seinen kleinen Giebeldächern und gewundenen Straßen, es war irgendwie verschlafen. Nur eine Merkwürdigkeit fiel mir schon am Anfang auf.

Die Leute oder zumindest einig von ihnen standen am Straßenrand und stierten in die Nacht. Gar so, als ob sie auf etwas, das sich im nächtlichen Himmel über der Stadt zeigen würde, warten würden. Ich habe mir sagen lassen, dass kleinere Städte zuweilen merkwürdig sein können, also dachte ich mir nichts weiter dabei. Im Nachhinein betrachtet war das ein Fehler. Wir kamen gut und ohne Zwischenfälle bei unserem Häuschen an. Ich drehte den Schlüssel um und wir betraten mit großer Vorfreude unser neues Heim. Wir hatten es bereits eine Woche zuvor möbliert.

Das Haus war schon ein wenig älter und es roch nach schwerem Holz. Es wurde generell viel Holz bei der Errichtung des Häuschens verwendet, obgleich es nicht ganz aus Holz war. Es hatte einen steinernen Sockel. Leider hatte sich in den unteren Räumen ein wenig Schimmel angesetzt, aber mit dem richtigen Reinigungsmittel würden wir das schon in den Griff kriegen. Was viel wichtiger war, war, dass wir in unserem Zuhause angekommen waren und den Umzug geschafft hatten. Meine Frau bereitete Abendessen und ich ließ mich derweil in den Couchsessel fallen, um mein neues Heim so richtig zu genießen.

Ich hatte auch einen neuen Job gefunden, direkt in der Stadt in einem Architekturbüro. Alles schien perfekt. Nach dem Abendessen legten wir unsere kleine Tochter schlafen und setzten uns danach noch ein wenig auf die Wohnzimmercouch. Im Nachhinein betrachtet war in dieser Nacht wohl unsere erste Begegnung mit dem Fremden. Ein surreal helles Licht schien durch die Wohnzimmerfenster. Es hielt nur einen Moment und verflüchtigte sich dann. Jeder, dem ich das erzählte, deutete an, dass es sich vermutlich nur um ein Auto oder einen Lkw gehandelt haben müsse, und wir glaubten das auch. Wir taten das surreale Licht als die Scheinwerfer eines Autos ab.

Doch heute bin ich mir nicht mehr sicher, ob nicht etwas viel Fremdartigeres und Unvorstellbares durch die Scheiben geleuchtet hatte. Schon am nächsten Morgen wollte ich meinen neuen Job antreten und das tat ich dann auch. Nach einem kräftigen Frühstück küsste ich meine Frau, verabschiedete mich von ihr und machte mich auf den Weg zur Arbeit. Mir fielen ein bis zwei Bewohner auf, die krankhaft in den Himmel starrten. Ich vergaß sie dann aber schnell während meiner Arbeit und hatte alles in allem einen guten Tag.

Eine Sache allerdings beunruhigte mich schon damals, ein Arbeitskollege teilte mir während der Mittagspause mit, dass hier in Grünberg immer wieder spurlos Leute verschwanden. Ich dachte an eine Jugendbande, Organhandel oder einen Massenmörder, an irgendetwas Normales. Ach, wie falsch ich doch damals lag. Ich erzählte beim Abendessen, es gab Fisch mit Reis, meiner Frau von den verschwindenden Leuten. Aber sie ging überhaupt nicht auf meine Geschichte ein und erzählte mir stattdessen etwas, dass mir heute noch die Haare zu Berge stehen lässt, wenn ich nur daran denke.

Sie sagte, es geschah, als sie gerade Anica von der Schule abholte. Sie musste dafür durch ein kleines Waldstück, das ich damals für einen bezaubernden Flecken Natur gehalten habe. Sie sagte, sie fuhr durch jenes besagte Stückchen Wald, als sie plötzlich Zeit verlor. Wie soll ich dass am besten erklären, sie erzählte mir, dass sie eben noch auf die Uhr geschaut hatte, es war 13:30 Uhr und im nächsten Moment war es 13:35. Was sie aber mehr verstörte als der Verlust der besagten fünf Minuten, war der glasige Blick in den Augen unserer Tochter.

Sie sah plötzlich so aus, als hätte man sie unter schwere Medikamente gesetzt und sie redete wirres Zeug, das Amy, meine Frau, nicht verstand. Ich sagte meiner Frau, dass sie überreizt sei und sich das alles nur einbildete. Heute bereue ich, dass ich ihr keinen Glauben geschenkt hatte. Die nächsten Tage waren ganz ohne Ereignisse jeder Art bis auf das erstaunliche Lob von Anicas Lehrerin, welche ihren Fleiß und ihre Intelligenz lobte. Ein solches Lob waren ich und Amy von Lehrern gar nicht gewöhnt gewesen. Damals dachten wir, dass sich endlich alles zum Guten wenden würde, auch das Problem mit Anicas Schulleistungen.

Eines Tages erzählte mir meine Frau, sie hätte wieder Zeit verloren, und sagte, dass sie sich ganz sicher sei, dass ihr plötzlich fünf Minuten fehlten. Auch stellte sie eine Gemütsveränderung bei Anica fest. Auch ich bemerkte das. Anica war ein so fröhliches Kind, fing aber an, sich immer mehr zurückzuziehen. Sie war zwar gut in der Schule, lächelte aber kaum noch und auf eine unheimliche Art wirkte sie kränklich. Und ihre Haut hatte einen seltsamen, fahlen Ton angenommen, ja, fast schon grau. Wir brachten Anica zu Doktor Oswin, einen älteren Herren. Aber er konnte nichts bei Anica feststellen.

Doch offensichtlich war sie nicht gesund, sie war nicht mehr das kleine Mädchen, das wir kannten. Eine Woche, nachdem wir mit Anica beim Arzt waren und ich wieder einmal von der Arbeit nach Hause fuhr, entdeckte ich ein merkwürdiges Flugobjekt. Ich hielt es damals für eine Rakete, obgleich ich spürte, dass etwas sehr Böses dieser Himmelserscheinung anhaftete. Als ich nach Hause kam, hörte ich Amy schreien, also eilte ich in die Küche. Anica hatte etwas Saft verschüttet. Ich wusste nicht, was mich damals mehr entsetzte, dass Amy wegen einer solchen Kleinigkeit so mit unserer Tochter schrie, oder die absolute Gleichgültigkeit von Anica, die die Schreie stoisch hinnahm.

Zuerst wollte ich glauben, dass Amy Anicas defensives und lustloses Verhalten so zu schaffen machte, aber das war eigentlich gar nicht Amys Art. Auch Amy schien sich verändert zu haben. Ich versuchte Amy zu beruhigen und brachte danach Anica mit einem Gutenachtkuss ins Bett. Ihre Stirn fühlte sich dabei seltsam kalt an. Am nächsten Morgen kam das erste Mal in mir das Gefühl auf, dass etwas an diesem Ort nicht stimmte. Nachbarn starrten verstohlen hinter ihren Vorhängen hervor und beobachteten unser Haus. Einer stand hinter einer Hecke und tat so, als würde er diese schneiden, ließ aber seinen Blick niemals von unserem Heim.

Es war fast so, als würden wir ihnen Angst machen, dabei waren wir diejenigen, die vor ihren durchbohrenden Blicken Angst haben sollten, nicht umgekehrt. Bei der Fahrt zu meiner Arbeit fragte ich mich, ob es eine so gute Idee gewesen war, hier draußen herzuziehen. In der Mittagspause fragte ich meinen Kollegen, der mir schon mal etwas über das Verschwinden erzählt hatte, was es Neues über die ominösen Fälle zu berichten gab. Er erzählte, dass ein Bauer, der weit draußen wohnte, samt Familie verschwunden sei, doch dass die Behörden nichts davon nach außen sickern ließen.

Er erzählte mir auch, dass er den Bauern gut gekannt habe, doch dass schon einige Zeit lang etwas Seltsames mit seiner Familie passieren würde. Er sagte, dass die Tochter des Bauern ganz grau geworden wäre. Ein Schauer lief mir über den Rücken und meine Hände wurden ganz zittrig. „Grau?“, fragte ich meinen Kollegen. „Ja, grau wie Asche“, sagte er und fügte hinzu, dass seine Tochter überdies über Nacht sozusagen dumm geworden wäre. Er erzählte, dass sie immer gut in der Schule gewesen sei, bis sie eines Tages nicht mehr mit den anderen Kindern mithalten konnte.

Als ich diesen Abend zuhause ankam, wurde mir auf einmal die Entsetzlichkeit meiner Lage bewusst. Anica hatte eine riesige Platzwunde auf der Stirn. Ihr Blut, das über ihr hübsches Gesicht geronnen war, war noch nicht einmal abgewischt worden. Sie sei in der Schule gemobbt worden und Kinder hätten sie mit Steinen beworfen, sagte Amy kühl. Sie hätte sie früher von der Schule abholen müssen und das Balg mache ihr nur ärger. Amys kühle Art erschrak mich mehr als Anicas Teilnahmslosigkeit.

Fünf Minuten später fuhr ich mit Anica ins Spital. Zwar war Anica nicht mehr so fröhlich wie früher, aber mit meiner Frau stimmte etwas ganz und gar nicht. Ich fragte Anica vorsichtig, wie es denn in der Schule gewesen sei. Doch was ich als Antwort bekam, würde ich mein ganzes Leben lang nicht vergessen. „Es sind Kinder, weißt du, Kinder sind jung, noch jünger als Erwachsene, sie haben Angst vor dem Fremden.“ Obgleich es durchaus wahr und vielleicht sogar weise war, was Anica sagte, lief mir ein Schauer über den Rücken.

Das war nicht die normale Reaktion eines Kindes, das gerade auf brutalste Art und Weise mit Steinen beworfen wurde. Aber ich konnte noch irgendwo darunter mein Kind erkennen, während meine Frau mir völlig fremd geworden war. Während meine Tochter immer weniger Emotionen zu zeigen schien, zeigte meine Frau immer mehr, und sie schien Anica zu hassen. Natürlich wurde ich im Spital verdächtigt, meine Tochter misshandelt zu haben, als könnte ich ihr jemals etwas tun. Ich klärte die Sache auf und dann sah ich einen Blick in dem Herrn Doktor, der da sagte, dass auch er Anica nicht besonders mochte.

Es war, als würde sich die ganze Welt gegen Anica verschwören und als wäre ich der Einzige, der sie vor der grausamen Wirklichkeit beschützen konnte. Auch die Schwestern schienen einen gewissen Respektabstand zu meiner Tochter zu halten. Freilich war das, was passiert war, ihre plötzlichen guten Noten, ihr Schweigen, ihr langsamer Gang etwas seltsam, aber es war kein Grund, sie zu hassen oder sich vor ihr zu fürchten. Als wir wieder nach Hause fuhren und daheim ankamen, war Amy nicht da. Sie hatte den zweiten Wagen genommen.

Ohne ein Wort oder eine Nachricht zu hinterlassen, war sie einfach fortgefahren. Es wurde spät und ich brachte Anica ins Bett. Diese Nacht hatte ich sehr seltsame Träume. Sie handelten von einer riesengroßen Maschine, umgeben von schwarzer Leere. Sie arbeitete und tat Dinge, die mir vollkommen unverständlich waren. Ich glaube, es war eine Art von Computer. Überall waren Zahnräder, Schalter, Lichter und Röhren, gefüllt mit einer Art von fremdartigen, wabernden Plasmas.

Ich hatte das Gefühl, dass die Maschine alt sei, sehr alt, und der Traum ließ mich mit einem eigenartig befremdlichen Gefühl zurück. Als ich am nächsten Tag zur Arbeit fuhr, fragte ich mich, ob es klug war, Anica mit Amy alleine zu lassen. Ich erzählte meinem Kollegen von den Sorgen und Ängsten, die ich wegen Anica und Amy hatte. Er sah mir tief in die Augen und sagte: „So hat es damals auch angefangen.“ Ich wusste nicht, ob mir das ein Trost sein sollte oder was ich überhaupt mit jenen ominösen Worten anfangen sollte. Auf jeden Fall schürte das meine Angst weiter.

Als ich an diesem Tag nach Hause kam, wusste ich, dass etwas geschehen musste. Amy hatte Anica verprügelt und auf ihr Zimmer gesperrt. Als ich sie fragte wieso, antwortete sie nur: „Weil sie anders ist.“ Ich schaltete die Behörden ein, aber man glaubte mir nicht. Man glaubte, ich hätte das Anica angetan. Ich musste ausziehen und mir eine neue Wohnung suchen. Ich fing an, Amy mehr und mehr zu verabscheuen, und gab ihr sogar die Schuld daran, dass Anica sich immer mehr in sich zurückzog. Aber heute weiß ich, dass Amy zumindest nicht an Anicas Verhalten die Schuld trug. Anica wurde mir weggenommen und kam zu ihrer zunehmend gewalttätigeren Mutter.

Ich sah Anica nur noch selten und immer mit einer Aufsichtsperson, wenn ich sie sah, hatte sie neue blaue Flecken oder Schürfwunden. Ich wusste nicht, wie viele davon von ihrer Mutter herrührte und wie viel von ihren Klassenkameraden, aber berührte mich sehr, und Anica, sie schwieg einfach dazu. Bernd, die Aufsichtsperson, half mir schließlich, Anica zurückzubekommen. Auch die Behörden sahen, dass trotz meiner Abwesenheit das mit den Verletzungen nicht aufhörte. Also bekam ich nach einiger Zeit und ein paar harten gerichtlichen Kämpfen meine Tochter zurück.

Aber ich spürte auch, dass niemand von den Behörden meine Tochter wirklich zu mögen schien. Nur Bernd hatte kein Problem mit ihr, aber er war auch irgendwie anders. Meine Frau beispielsweise hatte Bernd ein paar Mal wild angekeift. Aber es schien ihn überhaupt nicht zu kümmern, es war fast so, als würde Bernd menschliche Emotionen nicht verstehen. Was vielleicht auch der Grund war, warum er keine Angst vor meiner Tochter hatte. Als ich meine Tochter endlich wieder zurückhatte, war sie allerdings noch emotionsloser als zuvor.

Sie schien sich nur noch für Wissenschaften und Philosophie zu interessieren, ganz und gar nicht wie ein normales Kind. Wir wechselten auch die Schule, weil das mit dem Mobbing nicht aufgehört hatte. Anica schien die Situation in ihrer alten Schule nicht gestört zu haben. Ich aber sah es ungerne, dass sie verletzt wurde. In der neuen Schule lief es ganz gut, Anica wurde jetzt nicht mehr gemobbt, die Kinder schienen sich von ihr fernzuhalten, sie hatten Angst. Naja, zumindest wurde sie jetzt nicht mehr gemobbt. Dann aber wurde alles noch seltsamer. Meine Frau, von der ich eigentlich nichts mehr wissen wollte, fing an, mich täglich anzurufen.

Sie erkundigte sich nach Anica und fragte des Öfteren, wie es ihr gehe, wollte sie aber dennoch nicht sehen. Sie erzählte mir auch, dass sie jetzt fast jeden Tag ein wenig Zeit verlor. Zuerst glaubte ich, dass sie einfach wahnsinnig war, ihre Wutanfälle gegen über unsere Tochter, ihre zunehmend irrationalen Behauptungen, ihre emotionale Instabilität, aber dann - ich fuhr Anica gerade nach Hause - passierte es mir selbst. Ich verlor fast eine halbe Stunde und Anica schien noch bleicher zu sein als zuvor. Dinge fingen an, sich in meiner neuen Wohnung zu bewegen. Oder eigentlich nicht zu bewegen, vielmehr waren Dinge, wie Schlüsselanhänger, Messer, Löffel, nicht mehr an dem Ort, an dem ich sie abgelegt hatte.

Es war, als würden die Gegenstände wandern, während ich nicht hinsah, und immer wieder wurde ich von einem seltsam hochdrehenden Geräusch geweckt, das dann, sobald ich erwachte, noch einige Minuten anhielt, bis es schließlich verstummte. Meine Frau schien trotz der Ereignisse mit der Zeit fröhlicher zu werden. Heute vermute ich, es lag daran, dass sie Anica nicht mehr sehen musste. Ich ging einige Tage nach dem Erlebnis, das mich eine halbe Stunde meines Lebens gekostet hatte, zu einem Arzt und auch zu den Behörden, denn ich vermutete, dass mir jemand Drogen verabreicht hatte. Aber die Ärzte fanden nichts und die Behörden hielten meine Geschichte für absurd.

Anica war damals ein angenehmes Kind, sie verlangte nichts, sie fragte nichts, sie brauchte nichts. Aber auch ich bekam langsam, aber stetig Angst vor meiner eigenen Tochter. Dann war da auch noch der Fall des Leonard Reich, der einen ganzen Monat einfach so verschwand, ohne eine Spur zu hinterlassen. Er wurde später völlig nackt auf einen kleinen Hügel in der Nähe der Stadt gefunden. Er behauptete vor der Presse, Zeit verloren zu haben. Ich recherchierte und schaffte es, ihn nach einiger Zeit ausfindig zu machen, und wir unterhielten uns über unsere Erlebnisse.

Er behauptete, dass DIE, wie er sie nannte, von sehr, sehr weit herkommen würden, und das sie Raumfahrer seien. Ich hielt das für das Geschwätz eines nervlich überreizten Mannes und ich beendete das Gespräch kurz danach. Doch fing ich an, immer öfter von dieser grauenhaften Maschine zu träumen, die da so einsam im leeren Schwarz zu schweben schien. Es passierte nicht wirklich etwas Entsetzliches in meinem Traum, ich wurde nicht verfolgt oder von Ungeheuern gejagt noch sah ich groteske Formen, wie sie für manche Träume üblich sind, aber ich wachte jedes Mal schweißgebadet auf.

Dann fingen zusätzlich zu den Albträumen von der Maschine auch noch seltsame Träume über meine Tochter an. Obgleich die Träume über meine Tochter so ganz anders waren als die Träume über die Maschine, ließen auch diese mich jedes Mal schweißgebadet aufwachen. Ich sah meine Tochter auf einer seltsamen, grauen, metallischen Plattform und sie war dort ganz alleine. Diese Einsamkeit, die von den Träumen ausging, erschütterte mich jedes Mal. Eines Tages kamen dann die Emotionen in meiner Tochter zurück. Nicht vollständig, aber ein bisschen. Sie zeigte wieder Freude, lachte über Filme oder ärgerte sich über Vorfälle in der Schule.

Auch schien ihre Farbe nicht mehr ganz so blass zu sein. Aber die Träume, von denen sie mir erzählte, die sie angeblich jede Nacht hatte, ließen mich bis ins Mark erschaudern. Sie erzählte, dass sie von der Zukunft träumte und dass sie in der Zukunft von einer fremden Macht mitgenommen werden würde. Sie erzählte mir jeden Tag von diesen Träumen und ich fragte sie, wer genau sie denn mitnehmen würde. Aber sie ging nie ins Detail, sie beschrieb die fremde Wesenheit nur als Macht oder als Energie. Das hochdrehende Geräusch war lauter geworden und seltsame Lichter fielen durch die Fensterscheiben meiner Wohnung.

Ich wurde unruhig, denn etwas sagte mir, dass Anica in unmittelbarer Gefahr schwebte. Ich wuchtete mich aus dem Bett oder zumindest wollte ich das, aber etwas hielt mich fest. Es war mir unmöglich, mich zu bewegen oder auch nur meine Atmung zu kontrollieren. Ich konnte einfach nur daliegen und die seltsamen Lichter beobachten. Das hochdrehenden Geräusch wurde immer unangenehmer. Zunehmend ergriff mich Panik und ich versuchte mich aus der seltsamen Paralyse zu befreien.

Dann hörte ich, wie Anica mit jemandem sprach, und ein kalter Schauer des Entsetzen kroch langsam über meinen Rücken. Es war eine alte, fremdartige Stimme, die da mit Anica sprach. Zwar konnte ich nicht verstehen, was sie sagte, aber ich konnte deutlich fühlen, dass nichts Gutes in ihr war. Die ganze Nacht musste ich jener grauenhaften Stimme lauschen, bis die ersten Sonnenstrahlen mich schließlich erlösten. Anica war weg. Ich ging zwar zu den Behörden, doch niemand glaubte mir.

Ulysses Kedl

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