Deutsches Creepypasta Wiki
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Der Mond schien durch das Fenster hinein und vertrieb mit seinem Licht ein wenig die Dunkelheit, welche sich in der Nacht über den Flur gelegt hatte. Es war zu einer späten Stunde, als Jim sich auf den Weg zur Gartentür machte. Um diese Zeit hätte er längst schlafen müssen, doch das summende Geräusch, dessen Ursprung aus der Hölle selbst zu kommen schien, wollte einfach nicht enden. Dieses Biest, was ihm den Schlaf raubte, konnte nur von diesem Ort kommen, oder aber es hatte sich verlaufen, und suchte in Wahrheit nach seinen Verwandten, welche einem genauso das Blut in den Adern gefrieren ließ, schenkte man den Geschichten denn Glauben.

Wieder trieben ihn seine unnatürlichen Bedürfnisse aus dem Haus. Eine Sucht, die irgendwann seinen sicheren Tod bedeuten würde, legte er diese schlechte Angewohnheit nicht irgendwann ab. Leise schlich er zur Tür. Zu seiner Überraschung kam das Licht nicht vom Mond, sondern von den Lampen, welche er bei seinem letzten Besuch vergessen hatte, auszuschalten. Genervt von seiner eigenen Vergesslichkeit drückte Jim gegen die Tür. Noch bevor er die Klinke ganz nach unten gedrückt hatte, fiel ihm auf, dass er sie eigentlich noch entriegeln müsste, doch da sprang sie bereits mit einem Ruck auf und Jim stolperte nach vorne. Es dauerte eine Weile, ehe er realisierte was passiert war.

Erschrocken starrte er auf die offene Gartentür. Das Licht vergaß er häufig, doch die Tür schloss er immer ab, egal in welchem Zustand er sich auch immer befand. Es war wie ein Zwang, und um so mehr wunderte er sich, dass er es dieses Mal nicht getan hatte. Vorsichtig schloss er sie wieder und er setzte sich auf einen der Stühle, die draußen herumstanden. Mit einem leisen Seufzen holte er eine Packung aus seiner Tasche und zündete das Gift in Form einer kleinen Stange an. Sein Körper entspannte sich wieder, als der blaue Dunst des Todes langsam seinen Weg in sein Blut fand. Gedankenverloren starrte er in die Nacht hinein bis sein Handy plötzlich anfing in seiner Hosentasche zu vibrieren.

Wer würde ihn denn um diese Uhrzeit anschreiben? Vermutlich war es nur eine Nachricht von seinem Anbieter, aber aus Neugierde schaltete er es wieder ein. Erst als sein kleines Display anfing zu leuchten, fiel ihm etwas auf. Er hätte gar keine Mitteilung bekommen können, da sein Handy ausgeschaltet war, dennoch konnte er eine ungelesene Nachricht auf seinem Bildschirm erkennen.

Sein Herz fing wieder an zu rasen, als er das Foto vor seinen Augen betrachtete. Er war darauf zu sehen, wie er im Garten saß und eine Zigarette rauchte. Was ihn noch mehr erschreckte, war die Art, wie das Foto gemacht wurde. An den Rändern konnte man deutlich die Fensterrahmen erkennen und auch die Pflanzen, die er auf der Fensterbank stehen hatte. Panisch drehte er sich herum und schaute nach drinnen, aber niemand war zu sehen.

Wieder starrte er fassungslos auf sein Handy und sprang blitzartig auf, als er ein lautes Klirren von drinnen hörte. Voller Panik stürmte Jim wieder ins Haus, nur um dann die Katze zu finden, welche ihn unschuldig beobachtete. Auf dem Boden befanden sich große Glasscherben. Sie hatte wohl eines der Gläser umgeworfen. Ein wenig wütend, aber dennoch sehr erleichtert, holte er sich eine Kehrschaufel und räumte die Unordnung weg. Erst als die Scherben klirrend in dem Mülleimer landeten, tauchte das Bild wieder in seinem Kopf auf.

Wer oder was hatte das Foto gemacht? Wieder fing sein Herz an zu rasen und er durchsuchte jeden Teil des Hauses, aber er fand nichts. Lieber hätte er eine grauenhafte Kreatur gefunden, denn die Vorstellung machte ihm weniger Angst, als überhaupt nicht zu wissen, wie das Foto entstanden war.

Wieder vibrierte sein Handy und was er darauf sah, versetzte ihn ein weiteres Mal in Panik. Auf dem Bild war seine Gartentür zu sehen, wie sie sperrenweit offen stand. Eine junge Frau stand dort und winkte lächelnd in die Kamera. Aus irgendeinem Grund kam sie ihm bekannt vor, doch er konnte sich nicht erklären woher. Ohne zu Zögern rannte er wieder zur Tür und fand sie, genauso wie auf dem Foto vor. Seine Beine zitterten und als er nach draußen ging, sah er niemanden. Die Verzweiflung in ihm wuchs immer mehr und um sich irgendwie zu beruhigen, schloss er die Tür wieder und machte sich eine weitere Kippe an. Wer auch immer im Haus gewesen war, war jetzt wieder draußen in der Dunkelheit verschwunden. Ein drittes Mal spürte er sein Handy in der Hosentasche.

Dieses Mal war es kein Bild, sondern eine Nachricht. Aufmerksam las er sie sich durch und mit jeder Zeile, die verstrich, wurde ihm bewusst, dass dies die Letzte sein würde. Nachdem er den Text zu Ende gelesen hatte, starrte er fassungslos auf seine Zigarette und eine Träne rannte ihm die Wange hinunter. Folgende Worte hatte Jim gelesen, ehe er sich langsam auflöste und zu einem Teil des silbernen Lichts wurde:

"Hey Jim... ich weiß, dass du diese Nachricht niemals lesen wirst, aber es beruhigt mich trotzdem, wenn ich dir schreibe, auch, wenn ich niemals eine Antwort bekommen werde. Ich vermisse dich und ohne dich ist mein Leben nicht mehr ganz so schön. Kennst du noch das erste Foto, was ich dir eben geschickt habe? Damals habe ich dich heimlich fotografiert und du warst danach ziemlich sauer auf mich. Leider ist es das Einzige, was ich von dir habe. Es macht mich traurig, dass es gerade dieses Bild ist. Ich meine, warum muss es gerade dieses sein? Ich sehe die Liebe meines Lebens, aber gleichzeitig auch deinen Tod vor den Augen. Ich... ich sollte das Bild vielleicht löschen, aber ich hänge noch zu sehr daran, ich will nicht vergessen wie du ausgesehen hast.

Ich habe dir ein Foto von mir geschickt. Ein Teil von mir glaubt wirklich, dass du es sehen wirst, aber das wäre ein Wunder. Während ich dir diese Nachricht schreibe, sitze ich im Auto und verbringe ein bisschen Zeit mit meinen Freundinnen. Eine von ihnen hat das Foto gemacht, kurz bevor wir gefahren sind. Ich hoffe dir geht es gut und das du jetzt an einem besseren Ort bist. Mir fällt gerade ein, dass ich vergessen habe die Gartentür abzuschließen. Wir fahren wieder nach Hause. Du warst in solchen Dingen immer besser als ich, außer es ging um das Licht. Das hast du nämlich immer angelassen. Ich hoffe der Katze geht es gut und sie hat nichts kaputt gemacht...

In Liebe

Mel

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