Deutsches Creepypasta Wiki
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WARNUNG: DER FOLGENDE TEXT GILT ALS NSFW
(not safe for work = nicht sicher im Umgang / nicht sicher für die Arbeit)
Geschichten mit diesem Hinweis enthalten extreme Gewaltdarstellungen und/oder sexuelle Themen, die auf empfindsame Gemüter verstörend wirken können.

Wenn du emotional instabil oder noch nicht volljährig bist, dann such dir lieber eine andere Geschichte aus.

Weiterlesen geschieht auf eigene Gefahr - Wir haben dich gewarnt!
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In den letzten Tagen habe ich jetzt immer und immer wieder versucht, irgendwie aufzuschreiben, was mich beschäftigt. Aber es ist so viel, dass ich erst gar nicht weiß, wie und wo ich anfangen soll. Deshalb möchte ich mich von vornherein dafür entschuldigen, wenn mein Text so unstrukturiert und durcheinander wirkt. Ich versuche es so strukturiert und einfach wie möglich zu gestalten. Also...

Ihr müsst zunächst wissen, dass ich die meiste Zeit mit dem Gedanken spiele erst gar nicht aus dem Bett aufzustehen. Einfach liegen zu bleiben, den ganzen Tag und zu schlafen. Aber ich weiß, wenn ich mir diese Art angewöhnen werde, dass sie mich wie ein verdammter Dämon begleiten wird. Und das sind sie auch. Depressionen sind Dämonen. Das ist kein Geheimnis. Bitte, kommt mir jetzt nicht mit irgendeinem Spruch, der mich irgendwie aufmuntern soll. Bitte versucht mir nicht weis zu machen, dass sich irgendwann, irgendwie, irgendwas bessern wird.

Ich glaube nicht daran.

Ich meine es ernst. Ich hab die Schnauze gestrichen voll, mir das alles von euch durchzulesen und zu versuchen genau dieselben goldenen Linien zu sehen, die ihr seht. Die goldenen Linien, die mich aus dieser Dunkelheit führen sollen, in ein buntes Leben. Voller hüpfender Einhörner und Regenbögen und so n scheiß - SOWAS GIBT ES GAR NICHT! UND ES HAT ES NOCH NIE GEGEBEN! Ich verstehe bis heute nicht, wie es Menschen geben kann, die ernsthaft noch daran glauben, dass alles gut wird. Schaut euch doch um! Was hat euch dazu bewegt so zu denken? Was hat euch dazu bewegt das zu glauben? Erklärt es mir. Ich verstehe es nicht. Ich verstehe es wirklich nicht. Wie kann man noch „Licht am Ende des Tunnels sehen“, wenn alles dunkel ist?

Aber vielleicht ist es nicht mal der Glaube an das Gute. Vielleicht ist es eher eine Art Drang, dem wir nachgehen. Immerhin... sind wir Tiere. Wir sind wirklich Tiere. Und ich bin mir sicher, dass wir nicht nur von den Affen abstammen. In jedem von uns stecken mehrere Tiere. In jedem von uns stecken Triebe: Sexuelle Triebe, gewalttätige Triebe, Begierende Triebe, mörderische Triebe und so weiter. Das Problem dabei ist, dass die meisten von uns mehr den schlechten Trieben nachgehen und dabei vollkommen vergessen, wer sie sind. Es kann mit etwas harmlosem wie Mobbing anfangen, aber mit etwas „unfassbarem“ wie Mord enden. Doch, wenn uns bewusst ist, dass es auch schlechte Menschen auf der Erde gibt, warum sind wir dann so überrascht und geschockt, wenn wir in den Nachrichten hören, wie ein armes Mädchen, auf dem nach Hause weg plötzlich überfallen und vergewaltigt wurde? Warum rufen wir ein erschrockenes „Oh nein!“ aus, wenn wir im Radio mitbekommen, wie bereits das nächste, unschuldige Opfer Teil eines Serienmörders geworden ist?

Es ist doch offensichtlich, dass so etwas passiert. Es ist doch logisch; wenn ihr es so wollt sogar schon natürlich. Jedoch sind wir immer noch schockiert über all diese Geschehnisse. So sehr, dass wir erst gar nicht wollen, dass es real ist. Wir wollen nicht wahrhaben, dass unser Partner uns jeden Moment in der Nacht, während wir schlafen (oder meinetwegen auch beim Sex, mir egal) erstechen könnte, erwürgen könnte, vergiften könnte oder was weiß ich nicht noch alles mit uns anstellen könnte.


Wir wollen nicht mitansehen, dass eine langjährige Freundschaft von heute auf morgen einfach so in den Dreck gezogen werden könnte, indem uns unser bester Freund, dem wir alles anvertraut haben, betrügt und hintergeht, ohne nachzudenken einfach alles erzählt, was wir im Glauben ihm trauen zu können aus unserem Herzen, ausgeschüttet haben.

Aber während wir mit einer Sicht durchs Leben gehen, die uns die heile Welt verspricht, passiert genau das auf unserem Planeten und wir sehen es nicht. Nicht weil wir blind sind. Wir sehen es nicht, weil wir es erst gar nicht sehen wollen. Wir tun so, als wäre die Abscheulichkeit unseres Lebens gar nicht erst existent, als wäre sie nichts weiter als eine Geschichte, die uns von allen möglichen Medien aufgetischt wird. Und das ist sie es ja am Ende auch. Es ist nur eine Geschichte, weil wir schließlich zum Tatzeitpunkt weggesehen haben. Wir waren nicht existent, als es drauf ankam. Sind weggerannt, als wir kurz davor waren das Auge des Teufels zu erblicken. Haben uns umgedreht und uns die Ohren zu gehalten, damit wir am Ende so tun können, als wären wir erst gar nicht beteiligt gewesen. Als wäre das alles nur eine Show. Ein Trick. Ein Witz. Ja genau: Es ist nichts als ein Witz!


Dabei... habe ich in meinem Leben einziges Mal diesem „Witz“ sogar beigewohnt. Und das ungewollt. Mein Leben war bis zu einem gewissen Punkt... na ja... wie soll ich es sagen, ohne das es zu egoistisch rüberkommt? Perfekt wäre ein wahrlich gut gewähltes Wort, doch die meisten, die das hier lesen würden, würden ungläubig und fassungslos den Kopf schütteln, mich auslachen oder gar vor Neid grün anlaufen. Oder vielleicht dem Bildschirm entgegen schreien: Wie kann bitte das Leben dieses Mannes so perfekt sein? So ein Hochstapler! Niemandes Leben ist perfekt! Wisst ihr was? Ich nehme es trotzdem!


Niemandes Leben ist perfekt... eine gute Einleitung, um fortzufahren bevor ich mich in die Vorstellung darüber verliere, was andere, wildfremde Menschen aus dem WorldWideWeb über mich denken mögen, nicht wahr?


Wie ich bereits sagte, bis zu eben besagten Punkt, war mein Leben wirklich gut. Doch dann kam der Tag (nein, jetzt und hier von einem Tag zu sprechen klingt falsch. Es war ein ganzer Augenblick. Wieso, werdet ihr gleich verstehen), an dem diese Perfektion vor meinen Augen wie eine riesige Glasscheibe urplötzlich zu zerbersten begann. Ohne Sinn, ohne Vorahnung, zersprang sie. Sie zersprang in abermillionen Teile. Diese Splitter regneten auf mich wie glitzernde, kleine Kristalle herab, doch in keinem schnellen Tempo (wie ich es erwartet hatte), sondern in Zeitlupe. So, als wollte eine Macht, eine Gottheit, dass ich mein perfektes Leben noch einmal sorgfältig betrachtete, mir die einzelnen Fragmente gut einprägte. Denn es war an der Zeit Abschied zu nehmen. Ich wollte sie einfangen. Ich wollte sie alle einfangen und wieder zusammensetzen. Ich wollte nicht zu lassen, dass alles von heute auf morgen einfach vor meinen Augen zerstört wurde. Ich flehte, weinte und schrie in meinem Inneren. Klagte Gott an. Fragte ihn, womit ich das verdient hatte! Schrie gen Himmel das er ein abscheuliches Monster sei, wenn er nicht unterscheiden konnte, wer nur gutes im Sinn hatte und wer nicht. Sackte auf den Boden zusammen und schrie mein Leid in die Welt hinaus. „WAAAAARUUUUUM?!“, brüllte ich aus voller Kehle, meinen Kopf zum Himmel erhoben. „WARUM TUST DU MIR DAS AN, DU ABSCHEULICHES MONSTER?! ICH HASSE DICH! ICH HASSE DICH! ICH.HASSE.DICHHHHHHHH!“


Selbst jetzt in der Abendstunde, in welcher ich mein Manifest niederschrieb, zitterte ich am ganzen Körper. Doch es ist weniger die Wut, die mein Blut zum Kochen brachte, als vielmehr die innerliche Kälte, die mein Geist seit einer gefühlten Ewigkeit bis in meine Nervenbahnen hinein, Stück für Stück aussterben ließ. Und dabei hatte es so harmlos angefangen...


Ich stand an jenem schicksalshaften Tag früh auf, machte noch die letzten Feinschliffe für meine Präsentation in meiner Firma fertig und begab mich dann auf den Weg zur Arbeit. Meine Firma in welcher ich arbeitete, war eine überaus hochangesehene IT Firma gewesen, dessen Aufgabe unteranderem darin bestand nützliche Bürosoftware und Apps für alle anderen Firmen, die davon in ihren IT-Abteilungen und in ihren Berufen profitieren konnten zu entwickeln. In unserem aktuellen Projekt waren wir damit beschäftigt eine Software zu erstellen, die digitale Akten herstellte, sodass beispielsweise Banken, aber auch jedwede Verwaltung in anderen Firmen ihre gesamten Akten digital zur Verfügung hatten und sich so viel lästigen Papierkram sparen konnten. Zum Zeitpunkt der Digitalisierung war so eine App überaus gefragt und genial, wenngleich es jedoch viele solcher Anbieter gab, wollte ich mit meiner Idee herausstechen. Ich wollte eine App entwickeln, die sich nach den benötigten Kategorien einer Firma oder Bank (oder sogar Dienstleister) anpassen konnte. Was bedeutete, dass eine App, gleich allen Firmen zur Verfügung stehen konnte und wir somit keine Sorge mehr um unsere Konkurrenz hatten.


Doch noch am selben Tag, als wir alle als Team unsere Idee präsentiert hatten, hatte sich unser Geschäftsführer für die Idee meines (wenn ihr so wollt) Rivalen entschieden: Anthony Western. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn so sehr, dass mir selbst sein siegreiches Grinsen zuwider wurde, als unser Chef ihm mit einem Händedruck zu seiner Konzeption gratulierte, die er ja „mit seinem Team von selbst entwickelt hatte, wobei ihm die Idee eines Abends, als er in einem Restaurant saß und dort einen Geschäftsmann erblickte und ihn auf das Programm, dass er auf seinem Laptop benutzte ansprach“. Gottverdammter Heuchler! Wer Anthony gut genug kannte wusste, dass er nie im Stande war etwas eigenes auf die Beine zu stellen. IMMER, suchte er sich die „Inspiration“ für seine „Ideen“ bei anderen. Mit anderen Worten: Er klaute sie, gestaltete sie jedoch soweit mit seinem eigenen Hirn, dass es nicht zu sehr auffiel und verkaufte es schlussendlich als sein eigenes Projekt.


An all jene, die sich jetzt sicher denken mögen, dass es kein Grund sei, mein Leben als zerstört zu betrachten und sie nicht verstehen können, warum die bildliche Perfektion vor meinen Augen in winzige Einzelteile zerbrach: Wartet es ab. Ich sagte bereits, dass es harmlos anfing. Seit jenem Tag waren einige Wochen vergangen und meine Frau (Janine) hatte gesehen, dass mich das ganze selbst nach Wochen einfach nicht losließ. Ihr müsst wissen, ich bin ein echt nachtragender Mensch. Ich kann schlimme Geschehnisse nicht einfach aus meinem Gedächtnis verbannen, dazu fehlte mir einfach die Kraft... oder vielmehr die Möglichkeit dazu oder den Charakterzug oder wie auch immer ihr es nennen mögt.


Natürlich wusste es meine Frau, denn sie hatte diese negative Eigenschaft von mir schon lange vor unserer Ehe miterleben müssen. Doch anstelle einer Trennung hielt sie fest zu mir. Versprach mir für immer, für mich da zu sein, was auch passieren mag und vollkommen gleich, wie sehr ich in meinem Nachtragendsein gefangen war. Sie war die erste Person in meinem Leben, der ich mich vollends hingeben konnte. Ich konnte ihr meine Macken offen und ehrlich zeigen. Ich konnte meinen Charakter bei ihr so ausleben, wie noch nie bei irgendeiner Frau. Mir war es nicht peinlich vor ihr (ALS MANN) zu weinen, wenn es mir schlecht ging und ich am Ende meiner Kräfte war. Ich musste meine Gefühle ihr gegenüber nie zurückhalten. Ich musste keine Angst haben dadurch in ihren Augen meine Männlichkeit verloren zu haben. Und dafür liebte ich sie. Ich liebte sie dafür so unendlich sehr! Denn sie verstand mich. Sie verstand mich, wie es noch nie zuvor ein Mensch tat. Und ich würde alles in der Macht stehende tun, um diesen wertvollen Schatz, den mir mein Leben gegeben hatte, zu beschützen. Alles!


Jedoch... Was mir das Leben eins gegeben hatte, wurde mir sogleich wieder gewaltsam entrissen. Und in diesem einen Augenblick indem mir das Leben meinen Schatz aus meinen Armen riss... in diesem einen Moment sah ich mich nicht mal mehr im Stande, den oben geschriebenen Satz in die Tat umzusetzen. Ihr habt es erfasst: Ich konnte sie nicht beschützen. Ich konnte nicht, weil ich mich in einer ausweglosen Zwickmühle befand.

In was für eine Zwickmühle kann sich ein Mann schon befinden?

Ohne das ich euch kenne, weiß ich, dass es ein Teil eurer Gedanken ist, den ihr jetzt gerade denkt. Ich weiß es, weil es doch logisch ist, dass ein Mann sich in keiner Zwickmühle befinden kann. Ein Mann ist stark, er findet in jeder Situation eine Lösung, nicht wahr? Ein Mann weiß sich zu verteidigen und für sich, seiner Familie und seiner Frau einzustehen, korrekt? Ihr seid so unendlich naiv... Wenn das alles, was jeder von uns denkt, der Realität entsprechen würde, würde ich wohl kaum meinen Hass gegen die Menschen hier verewigen, richtig?


Und nur damit ihr es wisst: Ich bin mir sicher, dass niemand von euch jener Situation, die ich euch jetzt bis ins Detail schildern werde, entfliehen könnte. Ich werde sie absichtlich so genau wie mein Gedächtnis es noch zu lässt beschreiben, damit ihr versteht wie ich mich gefühlt habe, als ich diesem Ereignis beiwohnen musste. Ich will, dass ihr das fühlt, was ich fühlte!


Meine Frau und ich hatten uns entschieden an jenem späten Abend (zu dem Zeitpunkt war es bereits dunkel draußen) in unser Lieblingsrestaurant zu gehen. „Ich hoffe doch, dass es dich von deinem harten Arbeitstag etwas ablenkt, Liebling“, hatte sie mir zu geflüstert, während sie ihren Kopf an meine Schulter lehnte und ich sie mit einem Arm um ihre Taille gelegt, fest an mich zog. „Solang ich die Zeit mit dir verbringen darf, ist alles perfekt“, kommentierte ich und küsste sie auf die Stirn. Ich liebte sie so sehr. Sie war meine Göttin und ich würde selbst für sie sterben, wenn sie es gewollt hätte!


Die Laternen hinter uns leuchteten lediglich schwach, als wir eine nach der anderen passiert hatten, während uns nur noch eine Straße nach rechts unseres Weges von unserem gemeinsamen Abend trennte. Die nächste Szenerie, welche sich daraufhin ereignete ging so plötzlich und zu schnell vonstatten, als das ich je begreifen konnte, warum mir so etwas angetan wurde. Man hatte den einzigen Menschen, der mir in meinem erbärmlichen Leben je etwas bedeutet hatte, genommen. Nein, man hatte sie nicht einfach mir aus meinen schützenden Armen entrissen und getötet. Es war schlimmer. Sehr viel schlimmer.


Man hatte sie vor meinen Augen vergewaltigt. Ja... ganz genau. Ich musste mitansehen, wie dieses Monster meine Frau vergewaltigte. Ich musste mitanhören, wie sie meinen Namen schrie (JESPER!). Sie schrie ihn so voller Angst und Verzweiflung, doch ich konnte nichts tun. Der Mann, der sich über meine Frau hermachte wie ein sexuell unbändiges Tier, hatte noch zwei Freunde an seiner Seite. Beide breitgebaut. Und sie hatten - kaum hatte er meine Frau zu Boden geworfen und ihr einst wunderschönes Seidenkleid in Fetzen gerissen - mich ebenfalls zu Boden geworfen, sich auf meinen Rücken gekniet und meinen Kopf nach oben gehalten, sodass ich nicht anders konnte als zu zusehen. Meine anfänglichen Versuche mich zu wehren kosteten mich mich einen gebrochenen Arm und eine ausgekugelte Schulter. Tränen liefen meinem geschockten Gesicht entlang, während ich in das meiner Frau sah. Sie schrie. Sie weinte. Flehte. Schluchzte und bat schlussendlich um Vergebung. Doch es war nicht ihr Peiniger, den sie um Vergebung bat und welcher hämisch mit seinen anderen beiden Kumpanen zusammen lachte, während er den gewaltvollen Akt an ihr ausübte. Meine Frau.... Sie bat mich um Vergebung. Verwirrt und unter Tränen vollkommen aufgelöst, fragte ich sie was sie damit meinte. Warum sie wollte, dass ich ihr vergab. Doch anstelle einer Antwort, verschwand ihr süßes Lächeln, welches sie mir gleich nach eben diesen Worten schenkte, im selben Moment, als auch ihr Peiniger in ihr mit einem widerwärtigen Aufstöhnen gekommen war. Alles, was mich nunmehr anblickte, war eine leere Hülle. Zwei leere, glanzlose Augen, starrten mich an, als wären sie in einer anderen Welt. Als wäre meine Göttin, meine Janine, nicht mehr hier bei mir. Und alles, was von ihr blieb war ihre menschliche Gestalt. Ihr Körper. Mehr würde ich nie von ihr zu sehen bekommen.


Nachdem ihr Peiniger seine Begierde gestillt hatte, war er mit seinen beiden Begleitern genauso schnell wieder verschwunden, wie er uns überfallen hatte. Etliche Stunden, welche in der Realität tatsächlich nur Minuten waren, vergingen, ehe ich die Sirenen der Polizei und kurz darauf des Krankenwagens hörte. Irgendjemand muss uns in der Ferne beobachtet haben. Doch anstatt meiner Frau zu helfen (wenn diese Person schon sah, dass ich nichts mehr ausrichten konnte), entschied er oder sie sich dazu einfach irgendwo versteckt die Polizei und den Rettungswagen zu rufen, während diese beiden Monster sich längst aus dem Staub gemacht hatten!


In diesem Moment wagte ich es nicht mal für eine Sekunde meine Gattin aus den Augen zu lassen. Stattdessen kroch ich durch den Dreck, schleppte mich schwermütig zu ihr hin, als ich endlich ihre Hand zu fassen bekam. Sie war so kalt. Ich müsste lügen, um zu sagen, dass sie nicht kälter als meine war, doch es war so. Sie war eiskalt.


Sorgsam strich ich ihr durch ihr von Dreck und Sperma feuchtes Haar (dieses Biest hatte die restliche Körperflüssigkeit von seinen Händen in ihre Haare abgewischt) und flüsterte einen Satz, dessen Worte ich das erste Mal in meinem Leben in Frage stellte: „Es wird alles gut, dass verspreche ich dir“.

Es wird alles gut, dass verspreche ich dir. Wird es das wirklich? Kann man das überhaupt zu einer Person, die gerade die Hölle ihres Lebens durchgemacht hat, sagen? Vermutlich war beides falsch, unangemessen und entsprach nicht der Wahrheit, aber was hätte ich in so einer Situation anderes sagen sollen? Nein, diese Frage richte ich direkt an euch: Was hättet ihr in so einer Situation zu eurer Freundin, eurer Frau oder irgendeiner anderen Person, die ihr liebtet und der ihr nahestand gesagt? Ja... dachte ich mir fast schon. Wahrscheinlich hättet ihr einfach geschwiegen. Ihr hättet schweigend zugesehen, wie die Rettungssanitäter eure innerlich abgestorbene Liebe auf eine Liege gehievt und von euch weg transportiert hätten.

Katatonisch.

Ihre Frau ist katatonisch. „Was? Könnten Sie das bitte nochmal wiederholen?“ Der Arzt sah mich zunächst fragend, dann besorgt an, ehe er sein Fachbegriff in eine einfachere Erklärung umwandelte, sodass auch der letzte Depp es verstehen würde: „Ihre Frau hat durch die Vergewaltigung ein enormes Traumata erlitten. Es muss für ihre Psyche eine derartige Belastung gewesen sein, sodass ihr Gehirn dieses Geschehen in eine Art Schockzustand verwandelt hat. Doch dieser Schockzustand macht sich nicht nur durch den Körper bemerkbar, welcher sich in eine unnatürliche, verkrampfte Haltung oder in eine Bewegungslosigkeit ausarten kann. Auch die Psyche fordert ihren Tribut davon. Mit anderen Worten: Ihre Frau wird weder in der Lage sein zu sprechen, zu gehen oder irgendeine andere Form der Lebendigkeit zeigen. Sie ist praktisch-“ „Tod?“, unterbrach ich mein Gegenüber mit der tonlosesten, doch eindeutigsten Frage (wenngleich es mehr einer Feststellung glich), die ich in diesem Moment aufbringen konnte, ohne jeden Moment vor ihm in Tränen auszubrechen. Der Arzt nickte stumm, jedoch nicht ohne mich eines Blickes zu würdigen, der nicht mehr als Mitleid für mich übrig hatte. Es war beinahe so, als ob er sagen würde: Es tut mir leid, dass ich Ihnen keine besseren Nachrichten überbringen kann. Aber sehen Sie es positiv: Ihre Frau kann sich glücklich schätzen einen solch liebevollen und fürsorglichen Mann, wie Sie zu haben. Ich bin mir sicher, dass Sie sich gut um Sie kümmern werden. Ganzgleich wie lange die Katatonie auch andauern mag.


Erinnert ihr euch noch an meine bildliche Perfektion, welche ich zu Anfang beschrieb? Das war jener Augenblick in dem sie zerbrach. Das Glas fiel. Es fiel vor meinen Augen auf den harten Boden der Realität und hinterließ Scherben. Scharfkantige Scherben an denen ich mir am liebsten gleich die Pulsadern aufgeschnitten hätte, anstatt sie wieder zusammensetzen zu wollen. Doch vollkommen gleich, wie oft ich versuchte hatte nach ihnen zu greifen: Sie verschwanden sofort wieder, kaum hatte ich (in Gedanken) meine Hand nach ihnen ausgestreckt. „Doktor...“, begann ich nach einer Weile des Schweigens. „Würden Sie mich bitte umbringen?“

Meinen Worten zunächst vollem Unglauben staunend schaute der erfahrene Mediziner mich an. „Bitte?“, setzte er an, so als habe er meine Frage nicht richtig zu Ohren bekommen. Doch ich schwieg und verließ daraufhin das Besprechungszimmer. Noch bevor ich die Zimmertür ins Schloß hatte fallen lassen, erblickte ich in die immer noch fassungslosen Augen dieses Arztes. Fragwürdig runzelte er die Stirn. So, als sei ihm selbst nicht klar, wie ernst es um meine Worte stand. Was soll ich sagen? Ich wusste es selbst nicht. Ich wusste selbst nicht, wie ernst ich es mit diesem einfachen Satz meinte. Für einen Moment... wollte ich es. So sehr. So sehr, dass ihr es euch nicht mal in euren kühnsten Träumen vorstellen könntet. Sterben ist immerhin einfach. Es muss ja nicht mal wehtun. Man kann Tabletten nehmen. Einfach ne handvoll oder mehr Schlaftabletten. Schlucken. Augen zu machen. Seinem immer langsam werdenden Herzen lauschen. Nie mehr aufwachen. Und es tut nicht mal weh. Und ist so einfach.


Ich war fast soweit. Ich war so nah wie nie. Ich hatte es als meine letzte Chance betrachtet. Nur so, konnte ich meiner andauernden Depression entkommen. Doch... ich habe zu Beginn von all den schlechten Menschen geredet und wie ich sie verabscheue, wisst ihr noch?


Hier ist noch ein kleines Geständnis, dass ich euch machen muss. Und dieses Geständnis ist so, so viel besser, als jeder Versuch sich umzubringen: Ich habe mich im Zuge meines ursprünglichen Plans, mir das Leben zu nehmen, umentschieden. Ich habe mich dazu entschieden, die Welt ihr wahres Gesicht mit meinen eignen Händen rauszureißen. Gewaltsam, wenn sein muss. Denn die Welt soll dafür büßen, was sie mir angetan hat!


Was denn? So überrascht? Ernsthaft?



Dachtet ihr etwa wirklich... ich hätte kein Blut auf meinen Händen kleben und würde mich nur still und leise über die Verkommenheit der Menschen beschweren?

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