„… du widerwärtige Made! Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Nicht nur, dass du jedes Mal im Simulator versagst! Nein, jetzt willst du mich und damit den Master auch noch betrügen! Du ziehst sogar meine beste Schülerin mit in deine kriminellen Intrigen! Ich sollte dich auf der Stelle rauswerfen und den Tecs überlassen!“ Maxim redet sich in Rage, sein sonst so attraktives Gesicht läuft dunkelrot an und er wirkt, als würde er am liebsten ein Loch in die Wand, oder noch besser, mein Gesicht schlagen. Während seiner Schimpftriade sinke ich immer weiter in mich zusammen. Ich bemerke, wie meine Augen schon wieder feucht werden und ich kurz davor bin, loszuheulen. Die einschüchternde Gestalt des Ausbilders ist immer noch zu viel für mich und wenn er mir dann noch solche Sachen um die Ohren wirft….“
Maxim zückt sein Handy. „Weißt du, was das Beste ist? Wenn ich dem Master von deinem Betrug hier berichte, dann wird er das wahrscheinlich sogar zulassen.“ Langsam beginnt er, eine Nummer einzutippen. „Oder noch besser,“ grinst er. „Vielleicht darf Devil hier sogar einen kleinen Happs von dir nehmen.“ Damit zeigt er auf den schwarzen Hund, der immer noch wachsam hinter ihm steht. Ängstlich reiße ich meinen Kopf hoch. „Aber Captain...“ beginne ich mit brüchiger Stimme. Verächtlich lachend unterbricht mich Maxim, wobei er seine makellosen Zähne entblößt. „Verpiss dich einfach, bevor mir doch noch die Hand ausrutscht. Ich rufe jetzt den Master an und dann heißt es für dich >Tschau, Tschau<.“ Dabei winkt er sarkastisch.
Als ich mich nicht bewege, sondern nur auf den Boden starre, schreit er: „Hab ich gestottert, du Wichser? Verpiss dich!“ Schnell drehe ich mich um, wobei ich auch noch vergesse zu salutieren und renne aus dem Simulationsraum. Als die Tür hinter mir zufällt, kann ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Ich beginne jämmerlich zu heulen und renne so die Gänge entlang, bis zum Wohnkomplex.
Dort renne ich fast Black über den Haufen. „Pass doch auf Blue. Was zur Hölle ist los mit dir?“ schimpft dieser, da er fast auf den Boden gefallen wäre. Als er meine Tränen sieht, fragt er besorgt: „Blue? Was ist lo…?“ „Lass mich in Ruhe!“ brülle ich und werfe dann die Tür hinter mir zu. Laut schluchzend werfe ich mich aufs Bett. „DAS IST SO UNFAIR!“ schreie ich meinen Frust heraus.
Ungläubig schaut Black Blue hinterher. „Was ist nur los mit ihm“ denkt er verwundert und schüttelt seinen Kopf. Dann macht er sich wieder auf den Weg Richtung Kantine. Er hat nach dem Training immer einen Bärenhunger und muss noch die Hausaufgaben erledigen. Mit leerem Magen denkt es sich so schlecht.
Als er an Maxims Zimmer vorbeiläuft, hört er seinen Captain mit erhobener Stimme reden. Die Tür ist nicht ganz geschlossen, anscheinend ist sie nicht richtig zugefallen. Black möchte gerade an die Türklinke ziehen, um die Türe zu schließen, da er weiß, wie wichtig Maxim seine Privatsphäre ist, als er hört, wie dieser zu fluchen beginnt. Und da Black nicht nur stark, sondern auch verdammt neugierig ist, lehnt er sich gegen die Wand und beginnt, dem Gespräch zu lauschen. Außerdem kann er so durch den Spalt in das Zimmer schauen.
Maxim hat den Kampfanzug wieder gegen seinen Jogginganzug getauscht und läuft wie ein gefangener Tiger in seinem Zimmer auf und ab. Sein Gesicht weißt einen etwas verzweifelten, aber auch sehr wütenden Ausdruck auf, während er mit gezwungen ruhiger Stimme in sein Telefon spricht. „Aber Master… ich glaube, ihr versteht nicht. Er hat betrogen!“ Betrogen? Black runzelt verwundert die Stirn. Wer sollte es wagen, Maxim zu betrügen? „Ja, ganz sicher war das nicht aus Versehen“ Maxim ist wieder lauter geworden und verdreht genervt die Augen. „Ja, ich weiß, dass ich ihn nicht so hart rannehmen darf, aber so etwas muss ich doch bestrafen. Ganz ehrlich, ich werde ihn raus werfen!“ Raus werfen? Oh, oh! Über wen auch immer der Captain hier redet, diese Person steckt in großen Schwierigkeiten. Bisher wurde erst eine Person aus dem Bunker verbannt und dieser abtrünnige Soldat hat einen seiner Kameraden im Wahn erstochen.
Maxim hat aufgehört, im Zimmer umher zulaufen und steht an seinem Schreibtisch. „Aber Master… Damit mache ich mich lächerlich! Blue darf doch nicht einfach ungeschoren davonkommen!“ Jetzt schreit Maxim fast ins Telefon, man kann sehen, wie schwer es ihm fällt, einigermaßen die Fassung zu bewahren.
Black schreckt zurück. Blue? Blue soll Maxim betrogen haben? Das kann er sich gar nicht vorstellen. Andererseits hört es sich so an, als ob er erwischt worden wäre. Das würde dann auch sein verheultes Gesicht gerade eben erklären.
Ein lauter Schlag Maxims auf seinen Schreibtisch hätte fast dafür gesorgt, dass Black erschrocken aufgeschrien hätte. Er war so in Gedanken vertieft, dass er gar nicht mitbekommen hat, wie rot das Gesicht des Captains geworden ist. Mit gepresster Stimme antwortet der gerade dem Master: „Jawoll… Ich verstehe… Natürlich, Master… Danke, Master…“ Dann legt er auf und wirft das Handy wutentbrannt auf den Boden, wo dieses in tausend Stücke zerspringt. „Fuuuck! Das darf nicht wahr sein!“ flucht Maxim und tritt gegen den Schreibtisch. Das ist das Signal für Black, sich so leise und so schnell wie möglich zurückzuziehen. Er muss mit Blue reden. Und zwar so schnell wie möglich, bevor dieser irgendetwas Unbedachtes tut.
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