Deutsches Creepypasta Wiki
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Ständig erfordert etwas meine Aufmerksamkeit

Vor mir köchelt leise das Essen vor sich hin, während ich an der Arbeitsfläche lehne

Der Postbote klingelt, bereits zum dritten Mal

Meine Geliebte bittet mich im Vorbeigehen, die Tür aufzumachen

Das Baby weint, die sorgende Mutter naht

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Ständig erfordert etwas meine Aufmerksamkeit

Das Essen brennt an und kocht über, ich lasse es regungslos geschehen

Der Postbote klingelt, bereits zum zehnten Mal

Meine Frau brüllt aus dem Kinderzimmer, dass ich gefälligst aufmachen soll

Das Kind schreit, es plärrt sich die Seele aus dem Leib

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Ständig erfordert etwas meine Aufmerksamkeit

Müde raffe ich mich auf, versuche dem Chaos Einhalt zu gebieten

Der Postbote klingelt, bereits zum tausendeinhundertunddreiundzwanzigsten Mal

Meine Furie tobt regelrecht, sie will die Scheidung, der Anwalt gesellt sich schon zu dem Postboten

Die Jugendliche klagt, über mich, die Welt und überhaupt über alles und jeden

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Ständig erfordert etwas meine Aufmerksamkeit

Die Flamme des Gasherdes erfasst meine Kleidung, der brennende Schmerz signalisiert meinem Hirn, etwas dagegen zu unternehmen

Der Postbote klingelt, bereits zum drölfzillionsten Mal

Meine Ex-Frau gibt sich gelassen, der Prozess ist zu ihren Gunsten ausgefallen, sie suhlt sich im Wohlstand

Die Tochter steht kopfschüttelnd und seufzend in der Küche, fragt mich, meinen brennenden Leib betrachtend, wann ich mein Leben endlich auf die Reihe kriege

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Nichts erfordert mehr meine Aufmerksamkeit

Das Haus ist zu Asche zerfallen, mein Körper hat sich dazu gesellt, das Essen schmeckt furchtbar

Der Postbote klingelt nicht mehr, er hat die Lieferung mit der Angabe „Nicht zustellbar“ zurückgeschickt

Irgendeine alte Dame sitzt abgeschoben und verbittert in einem Altersheim, sie stirbt unbemerkt an einem Herzinfarkt

Die Zurückgebliebene steht am Herd, das Essen kocht, der Postbote klingelt, der Mann läuft an ihr vorbei, das Baby verlangt nach Aufmerksamkeit

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