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Auf ihrem weißen Nachthemd klebten riesige, dunkelrote
 
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Aktuelle Version vom 1. November 2018, 02:50 Uhr

Die Haustür fiel mit einem dumpfen Schlag hinter ihr ins Schloss, als sie hinein in die pechschwarze Nacht stolperte. Ein eisiger Windstoß wirbelte ihre blonden Haare auf und ließ den grauen Asphalt unter ihren Füßen, der sich wie Kaugummi in die Unendlichkeit zu dehnen schien, erzittern.

Hinter der nächsten Ecke müsste doch die Straßenkreuzung kommen, und dahinter die Haltestelle vor der Brücke…

Doch da kam nichts, nur ruinengleiche Gebäude, die verlassen am Straßenrand wie stumpfe Zähne aus dem Boden ragten und deren Schatten alle Hoffnung unter sich begruben.

Was waren das für seltsame Gebilde am Straßenrand, die den Weg immer schmaler werden ließen?

Das waren nicht die Straßen, die dieses sichere Gefühl von Vertrautheit in ihr wachriefen.

Je schneller sie rannte, desto mehr schien sich die Straße in die Länge zu dehnen,

zu einem breiten, langgezogenem Grinsen, was sie für ihre vergeblichen Mühen, vorwärtszukommen, zu verhöhnen schien.

Etwas schwarzes, zähflüssiges spritze an ihr hoch, als sie durch die öligen Lachen platschte, die gierig immer größere Löcher in den Asphalt gruben.

Sie wuchsen, fraßen sich durch den Asphalt, bis er anfing zu bröckeln und nach und nach zu Staub zerfiel.

Ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Schrei, als sie plötzlich ins Bodenlose fiel…

Luise war mit einem Schlag wach.

Draußen war es stockdunkel, nur das fahle Licht der Straßenlaterne

ließ schemenhafte Umrisse von Kommode und Sofa in ihrem Zimmer erkennen.

Ein kalter Windstoß, der durch das gekippte Fenster eindrang, spielte mit den Gardinenschatten an der Tapete.

Selten fuhr ein Auto draußen vorbei, dann wanderten die Schatten an der Wand entlang und Luise verfolgte sie aufmerksam bis in den hintersten Winkel ihres Zimmers, wo sie sich nach und nach in Dunkelheit auflösten.

03:56 leuchtete die elektronische Anzeige ihres Weckers rot auf, um sie daran zu erinnern, wie viel Schlaf ihr für diese Nacht noch blieb. Luise atmete aus.

Wieder dieser Traum, der sie schon die vergangenen Nächte heimgesucht hatte.

Sie drehte sich auf die andere Seite, versuchte, die düsteren Traumbilder abzuschütteln.

In wenigen Stunden würde der Wecker klingeln.

Aber an Schlaf war jetzt nicht mehr zu denken, so innerlich aufgewühlt hatte der Traum sie.

Mit einem Ruck schob sie die Bettdecke beiseite, erhob sich und schlüpfte in ihre Pantoletten. Immer noch benommen von den Traumbildern, die in ihrem Kopf weiter ihr Unwesen trieben, tastete sich Luise durch die Dunkelheit im Hausflur in richtung Bad.

Die Tür war nur angelehnt. Sie stupste vorsichtig mit dem Fuß dagegen. Ein paar Zentimeter tat sie sich auf, begleitet von einem langgezogenen Quietschen.

Luises Hand legte sich automatisch auf den Lichtschalter, doch ihr Blick fiel auf die Badewanne und sie ließ vom Schalter ab. Still lächelte sie in sich hinein.

Mondlicht flutete durch das Badezimmerfenster und hauchte das Wasser, was randvoll in der Badewanne stand, mit einem silbrig glänzenden Schimmer an.

Ein Arm lag lässig über den Wannenrand gelehnt, die zierliche Frauenhand hing schlaff herunter.

Mama ist schon wieder in der Wanne eingeschlafen, dachte Luise amüsiert.

Ihr Kopf war zur Seite gerutscht und die schwarzen langen Haare verloren sich an den Schultern abwärts im Wasser.

Plopp. Ein Tropfen löste sich vom Wasserhahn, tauchte in die spiegelglatte Oberfläche ein, um sogleich mit dem Wannenwasser zu verschmelzen. Die gekachelte Wand zerrte ein dumpfes Echo.

Dann Stille. … Plopp. …Stille. …Plopp. …

Einen Moment überlegte sie, ob sie ihre Mutter nicht besser wecken sollte, doch mit einem Blick auf die tiefen Augenhöhlen und das eingefallene, von Erschöpfung gezeichnete Gesicht ließ sie es.

Auch Mama hatte einen langen, kräftezehrenden Arbeitstag hinter sich, ich lasse sie besser in Ruhe.

Behutsam und leise schlich sich Luise an den Wannenrand, ja darauf bedacht, ihre

Mutter nicht zu wecken.

Langsam beugte sie sich hinab und tauchte ihre Hände vorsichtig in das Badewasser, was noch einen schalen Rest der Wärme vom Vortag hatte und benetzte Wangen und Stirn.

Die düsteren Traumfetzen in Luises Kopf lösten sich auf. Befreit atmete sie auf.

So langsam wie sie sich eben noch hinabgebeugt hatte, erhob sie sich nun wieder.

Mit spitzen Fingern griff sie nach dem Saum ihres Nachthemdes und tupfte sich mit flüchtigen Handbewegungen das Gesicht trocken, bevor sie nahezu lautlos zurück ins Bett schlich.

Riiiing. Der schrille Weckton riss Luise aus einem tiefen, diesmal traumlosen Schlaf.

Sie schlug die Augen auf.

Die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne, die das Zimmer jeden Morgen erhellten, erfüllten sie mit Leichtigkeit und trieben die nächtlichen Schatten in die Flucht.

Louise schob die Bettdecke beiseite, stand auf und reckte zufrieden die Arme von sich.

Im Haus war es noch Still. Offenbar war sie die einzige, die heute arbeiten musste.

Aber wen kümmerte das. Noch wacklig auf den Beinen, trottete sie zum Spiegelschrank. Erstmal brauchte sie frische Anziehsachen.

Louise streckte ihre Hand nach der Schranktür aus- und erstarrte.

Ein gellender Schrei, der nicht aufhören wollte, zerriss die andächtige Stille im Haus.

Ihre Augen waren weit aufgerissen und unablässig auf das Spiegelbild vor ihr gerichtet.

Auf ihrem weißen Nachthemd klebten riesige, dunkelrote Flecken.