Deutsches Creepypasta Wiki
Advertisement

Fahrstuhl ins Nichts – Grausame Erkenntnis[]

„H-Hallo?“, rief ich mit unsicherer Stimme in die alles verschlingende Dunkelheit, die sich vor mir ausbreitete. Nein! Das konnte doch nicht sein. Wie kam ich überhaupt erneut in diesen verdammten Fahrstuhl? Dieser stand still, die Tür war offen und die Lichter flackerten, wie in einer Disco. Die Wände begannen sich langsam zu nähern. Mist – dieses scheiß Ding wurde kleiner. Was sollte ich nur tun? 

Panik machte sich in mir breit. Dieses Wesen wartete bestimmt auf mich und freut sich schon, mich zu verspeisen, zu foltern oder gar schlimmeres mit mir anzustellen. Schweiß rann mir an allen Körperstellen hinunter und mein Herz raste. Etwas packte mich am Handgelenk. Ich sah nicht was es war. „Nein, bitte, was willst du von mir?“, ächzte ich mit angsterfüllter Stimme. Sollte ich mich meinem Schicksal einfach hingeben und…?

„Jim, wach auf.“, hörte ich eine Frauenstimme sagen. „Was?“, blinzelte ich verwirrt. Erleichterung kam über mich, als ich realisierte, dass meine Freundin mich ansah. Sie lächelte mich verliebt an und gab mir einen Kuss auf die Lippen. Sie deutete auf meinen schweißnassen Körper: „Hast du schlecht geträumt?“.  Ich zwang mich zurück zu lächeln und mich zu beruhigen. Bestimmt hatte sie Recht, ich war bloß in einem bösen Traum gefangen. Ein Traum, von diesem schrecklichen Tag, der genau heute ein Jahre her war. Sie stand auf und lief  in die Richtung der Dusche. „Kommst du auch?“, sie warf mir einen verführerischen Blick zu. Mia - wie machte sie das? Bereits am Morgen sah sie perfekt aus - eine Kombination zwischen süß und sexy. Den Albtraum ignorierend schmiegte ich mich an sie in der Dusche.

Mia und ich lernten uns in einem Café in der Nähe meiner neuen Wohnung kennen, sieben Monate nach dem Vorfall mit dem Fahrstuhl. Das Café war der erste Ort, an den ich mich wieder alleine traute hinzugehen. Die Zeit nach der Höllenfahrt ins Nichts war die schlimmste, die ich je hatte. Unverzüglich packte ich meine Sachen und floh regelrecht aus der alten Wohnung, die Miete musste ich aber weiterhin bezahlen. Ich zog in die erstbeste Wohnung, welche mir angeboten wurde. Nachdem was ich erlebt hatte, verlor ich die Glaubwürdigkeit gegenüber meiner Mitmenschen. Der Job wurde mir gekündigt, da ich nicht mehr die geforderte Leistung erbringen konnte – dem Chef erklären, was in mir vorging? Nein danke! 

Meine Freunde wollten mir nicht glauben und verschoben jedes Treffen, welches anstand. Familie ist immer da, egal was geschieht? Nein meine lieben, dies war eine Lüge. Außer meiner Mutter war mir niemand geblieben. Alle wichen mir aus. Ich merkte, wenn sich jemand raus reden wollte, mich zu sehen. Ich beschloss ab diesem Zeitpunkt, den fiktiven Fahrstuhl, der gemäß Psychiater nur in meinem Kopf existierte, niemals wieder zu erwähnen. Keiner Menschenseele. Deshalb hatte Mia keinen Grund mir aus dem Weg zu gehen oder mich zu verlassen. Sie wusste von nichts. 

Da es für mich psychisch sehr schwierig war, einen neuen Job zu finden, blieb ich wieder einmal zu Hause. Mia gab mir noch einen leidenschaftlichen Kuss bevor sie zur Arbeit fuhr und schritt rasch aus der Wohnung hinaus. Sie hatte so viel Verständnis für mich. Ich wollte wieder ins Leben zurück finden und mir eine Anstellung suchen. Ich startete meinen Computer, um die Inserate durch zu stöbern. Ich wollte nach vorne schauen, mich auf die wichtigen Dinge im Leben konzentrieren. 

Als ich mich setzte, um das Passwort meines Computers einzutippen, knurrte mein Magen. Allerdings gab der Kühlschrank nicht wirklich etwas her, auf was ich Lust hatte. Also schnappte ich meine Brieftasche, zog mir meine Schuhe und Jacke über und verließ meine Wohnung. Gemütlich lief ich auf die Treppe zu und lächelte, als ich an Mia denken musste. Sie ist einfach perfe…

WAS war das? Gerade als ich die erste Stufe der Treppe erreichte, bemerkte ich etwas in meinem Augenwinkel. Sah das gerade aus wie ein… wie ein Fahrstuhl! Mein Blut gefror in den Adern und mein Herz machte einen Sprung, als befände ich mich auf einer Achterbahn, welche in die Tiefe stürzte. Heilige Scheiße! Es war exakt der gleiche Fahrstuhl wie letztes Jahr, der mich in die Hölle verfrachtete. Nein, in diesem Haus gab es definitiv keinen Fahrstuhl. Sofort begann ich wieder an mir selbst zu zweifeln. Muss ich doch ins Irrenhaus, hatten die Menschen in meinem Umfeld Recht gehabt? Mein Handy fiel mir beinahe aus den Fingern, als ich meine Mutter ganze Zwölf mal versuchte zu erreichen. Auch Mia beantwortete keinen meiner Anrufe.

Auf einmal ertönte eine knarrende Tür hinter mir. Ein älterer, gebrechlicher Mann kam aus seinem Apartment, verschloss die Tür hinter sich und humpelte auf mich zu. Mensch, ich musste mich mal meinen Nachbaren vorstellen, denn ich hatte keine Ahnung wer er war. „Oh, der Herr, halten sie den Fahrstuhl für mich auf!“, hörte ich ihn rufen. Wann hatte ich meine Ohren zuletzt geputzt? Sagte er gerade Fahrstuhl? Er sah ihn auch? Ich war sprachlos und wusste nicht genau was ich entgegnen sollte. „Klar…“, murmelte ich.

Der Mann stieg tatsächlich in den Fahrstuhl, guckte mich dann verwirrt an, warum ich ihm nicht folgte. Sollte ich diesen schutzlosen Mann alleine fahren lassen? Nein, ich musste mitgehen. Das war genau der Fahrstuhl, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Verdammt! Mein Fuß auf die Schwelle setzend, machte ich langsam den ersten Schritt. Ich spürte, wie sich mein Körper verkrampfte. Bevor ich den Mann nach dem Fahrstuhl fragen konnte, räusperte er sich: „Fahren sie auch ins Erdgeschoss?“ Ich erwiderte mit einem kurzen „Ja“, mein Kopf war voller Fragen, mein Mund aber trocken. „Na dann wünsch‘ ich ein angenehmen Tag, der Herr.“, lächelte er sanft, als wir unten ankamen. Er zog seinen Hut vor mir als er den Fahrstuhl verließ. Eine Sekunde war ich paralysier. Halt, ich musste auch raus hier. 

Die Tür schlug schlagartig zu und ich klemmte mir beinahe die Nase ein. Nein! Das war jetzt nicht passiert! Nein! Warum musste ich diese Hölle erneut durchleben? Was um alles in der Welt hatte ich so Schlimmes getan, dass ich das verdiente? Wie nicht anders erwartet fing dieser verfickte Fahrstuhl an sich nach unten zu bewegen. Ich empfand diese Fahrt als noch brutaler als die letzte. Vielleicht weil ich wusste, was dort unten auf mich wartete – Nichts. Nichts und die finstere Stimme, die ich bis heute nicht vergessen konnte. 

Endlich stoppten wir. Obwohl ich das Wort ‚endlich‘ als das falsche betrachte, denn ich hatte schreckliche Angst. Die Lichter flimmerten so wild, dass ich extrem Mühe hatte, etwas zu erkennen. Ich hörte, wie sich die Tür öffnete. Ganz benommen von diesem Licht versuchte ich mich zu konzentrieren und nicht ganz die Nerven zu verlieren oder gar in Ohnmacht zu fallen. Das Adrenalin half mir auf den Beinen zu bleiben. Das Drücken der Knöpfe, wollte dem Fahrstuhl keine Befehle geben, sich zu bewegen. Schlagartig hatte ich ein Flashback, dieser Geruch, ich hatte ihn nicht vergessen. Modrig, alt, abgestanden, faul. Und wieder diese Schwärze, diese Finsternis. Wie vor einem Jahr, wie in meinem Traum, aber ich träumte keines Falls.

Ausharren war die Lösung, wie letztes Mal. Da hatte dieses Wesen erbarmen und ließ mich wieder nach oben fahren. Ich wusste bereits damals nicht, was es von mir wollte. Ich drückte mich an die linke Wand des Fahrstuhls, ich war nicht dumm genug um in der Mitte stehen zu bleiben und frontal in diese Schwärze zu blicken. Ein Held war ich keiner, deshalb wollte ich mich klein machen. Ich schliff mit dem Rücken zur Wand nach unten auf den Boden, nahm meine Knie in die Arme, senkte meinen Kopf nach unten und versuchte ruhig zu bleiben.

Zeit? Die Zeit existierte hier unten nicht, jedenfalls fühlte sie sich ganz anders an. Ich hatte keinen blassen Schimmer, wie lange ich meine Beine umarmte, ich schon ohne Wasser auskam und mein Herz mit dieser Geschwindigkeit weitermachen konnte. Nach etlichen Stunden des Verharrens wagte ich einen Blick in die Finsternis. Meine Augen schmerzten so sehr von diesem Partylicht, dass ich kurz vor dem Durchdrehen war. Ich musste einfach hier raus.

So leise als nur möglich kroch ich ins Nichts hinaus. Meine Beine waren zu schwach um mich tragen zu können, so intensiv musste ich sie umschlungen haben. Ein Fuß immer noch im Fahrstuhl, versuchte ich etwas zu erkennen, zu ertasten, zu hören. Die Finsternis war mir in diesem Moment gerade Recht, da sich meine Augen von diesen Strapazen erholen konnten. Der Boden war matschig, warm, weich und teilweise glatt. Die Luftfeuchtigkeit war erdrückend. Hinter mir knallte die Tür des Fahrstuhls zu und mein Fuß schleuderte umher. Autsch. Na toll – ich war verloren. Was machte ich nun in dieser beschissenen Hölle? Der Schmerz meiner Beine war mir vollkommen egal, ich hievte mich hoch und begann zu laufen, wohin wusste ich nicht. Das Geräusch, welches ich beim Laufen verursachte, konnte ich nicht ganz identifizieren. Es war ein Knacken und Schmatzen, als würde ich auf Zweigen und nassem Waldboden gehen. Ich rutschte an manchen Stellen beinahe aus.

Plötzlich hörte ich dieselbe Stimme, die mich damals auch schaudern ließ. „Hat es mein Reich nun betreten? Oder kauert es immer noch in der Ecke des Raumes?“ Scheiße. Meinte es mich und den Fahrstuhl? Ein furchterregendes Knurren kam näher und ich rannte ins Nirgendwo. Im Dunkeln zu rennen war unbeschreiblich furchtbar. Jeden Moment konnte ich irgendwo dagegen klatschen, hinunterfallen oder auf dieses Wesen treffen. Vor lauter Adrenalin hatte ich keine Schmerzen mehr. Modrige Luft pumpte in meine Lunge und meine trockene Haut saugte diese in sich auf. Ich erbrach mich auf dem Boden vor lauter Ekel.

Auf einmal herrschte absolute Stille. Dieses Wesen musste mich gehört haben. Shit! Ich musste diesen verfluchten Fahrstuhl wieder finden. Ich musste raus aus dieser Unterwelt. Da die Tür des Fahrstuhls geschlossen war und ich weggerannt bin, konnte ich nicht erahnen, wo er sich befand. Urplötzlich vernahm ich leichte Vibrationen unter mir. Der Boden vibrierte. Ich hörte Geräusche die sich näherten. Oh Gott nein, da kam etwas auf mich zu. Rasch bewegte ich mich rückwärts, schlug kurz darauf an etwas an, was sich wie eine Wand anfühlte. Ich wurde buchstäblich in die Ecke gedrängt. Auf einmal herrschte wieder Stille, keine Vibrationen. Aber was ich auf einmal sah, konnte mein Gehirn nur schwer verarbeiten. 

Zwei rote, boshafte Augen starrten mich regungslos an. Es waren eher Löcher in denen ein intensives Feuer zu brennen schien. Sie wurden langsam grösser, was bedeutete, es kam auf mich zu. Aber in einer solch langsamen Geschwindigkeit, welche mich ausflippen ließ. Ich schwitzte, verlor nahezu mein Verstand. Der Blick des Wesens war schlimmer, als der eines Psychos in einem Horrorfilm. Schließlich kamen sein Gesicht und Körper zum Vorschein. 

Die Öffnung vorne am Kopf musste der Mund gewesen sein, falls das Zähne waren, sahen diese verflucht spitz aus. Die Haare an seinem Körper wirkten wie kleine, feine Nadeln, die sich im Rhythmus seines Schwebens mitbewegten. Zwei Meter groß schätzte ich es ein und es besaß so lange Arme, dass ich mit einem Fluchtversuch keine Chance gehabt hätte. Du fragst dich nun, warum ich es sehen konnte in der Dunkelheit? Es war seine eigene Lichtquelle, so zu sagen seine eigene Sonne, welche durch die feinen Nadeln des Körpers schien. Das letzte was ich hörte, bevor ich mein Bewusstsein verlor, war diese zornige, tiefe Stimme: „Du wirst dich bald zu den anderen gesellen.“ Als ich wieder wach wurde, war ich wieder alleine und Tränen schossen mir in die Augen. 

Hier kauere ich nun am Boden und schreibe diese Zeilen auf einen gefalteten Zettel, den ich in meiner Brieftasche fand. Ich hoffe, du, wer auch immer du bist kannst meine Schrift lesen, denn ich bin in kompletter Dunkelheit. Ich weiß jetzt, was das Wesen mit ‚den anderen‘ meinte. Es erklärt auch diesen widerlichen Gestank und die Wärme. Schon die ganze Zeit wandle ich auf menschlichen Knochen, auf Leichen. Ich ertaste sämtliche Körperstellen toter Menschen, wie viele das sind? So weit wie ich gelaufen bin – tausende. Ich schreibe diesen Text mit einem blutigen, dünnen Knochen irgendeiner armen Seele, die das gleiche Schicksal erfahren musste, wie ich. 

Mit dem einzigen Unterschied, dass ich noch am Leben bin. Hilf mir.

Vertonung :

https://www.youtube.com/watch?v=oIn0EvVGn64&t=16s

Zu Teil 1 : https://creepypasta.fandom.com/de/wiki/Fahrstuhl_ins_Nichts#comm-258751

Advertisement