Deutsches Creepypasta Wiki
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Tausend blutige Höllendämonen… verflucht seien Rupert und seine holzköpfigen Bastarde! Ich hab’s ihnen gesagt. Werft das Ding zurück ins Meer, hab ich gesagt! Damit bringt ihr uns den Tod an Bord, hab ich gesagt! Gesagt… ha! Scheiße nochmal, gebrüllt hab ich’s! Aber habense auf mich gehört, die dämlichen Hundeärsche? Habense auch nur eine Sekunde zugehört? Nein, die haben nur das verfluchte Ding am Schlepphaken gesehen und die prallen Münzsäcke, die man ihnen dafür auf den Tisch knallen wird. Ich wusste, dass das nich gut enden wird. Ich wusste es, noch ehe der erste Zipfel dieser gottlosen Kreatur aufs Deck geklatscht ist. Scheiße nochmal, wie sie's alle angegafft haben! Wie milchgesichtige Bälger bei ihrem ersten Besuch im Puff! Wie die Katzen haben sie damit gespielt, es mit den Harpunen angestoßen, es herumgedreht und übers Deck gerollt. Haben gesagt, dass sie was anderes erwartet hätten. Was… hübscheres. Oder wenigstens was mit Titten. Eben das, was mit den ganzen Geschichten übereinstimmt, die man so in den Kneipen hört. Was für ein Schwachsinn… aber da hab ich's noch einmal im Guten versucht. Hab ihnen gesagt, dass wir den Kadaver wieder von Bord bekommen müssen. Dass das Deck geschrubbt und alle Spuren beseitigen werden müssen, bevor der Geruch womöglich andere anlockt. Aber da wars schon längst zu spät. Ein paar von den Jungs waren zwar tatsächlich etwas nervös, aber dahinter hab ich die Gier in ihren Augen glänzen gesehen. Sie wollten es behalten. Es nach Hause bringen. Es überall rumzeigen und damit prahlen. Konnte ja bisher sonst keiner behaupten, jemals eines gefangen zu haben. Ob sie sich auch nur eine verfickte Sekunde lang mal gefragt haben, warum das wohl so ist?

Wie auch immer.

Als die Idioten kurz abgelenkt waren – haben gewettet, wer mehr Weiber ins Bett kriegt, wenn sie mit dem Fang zurückkommen – hab ich versucht, das Miststück zurück ins Meer zu werfen. Um ein Haar wärs mir sogar gelungen, aber der glitschige Ölfilm auf dem Kadaver hats leider verhindert. Kurz vor der Reling is er mir weggerutscht und dann waren auch schon Rupert und seine Arschlöcher zur Stelle, um mir die Knochen zu polieren. Nachdem sie mich einmal quer übers Deck geprügelt haben, hat Rupert klar gemacht, dass der Fang nirgendwo mehr hingeht, außer in die Kühlkammer, und so isses dann auch passiert. Wie ne Trophäe haben sie das tropfende Ding in den Schiffsbauch getragen und mich dabei gleich mit. Dort bin ich dann auch wieder zu mir gekommen, gut verschnürt, wie der Sonntagsbraten meiner alten Mama. Verräter habense mich geschimpft, die dämlichen Ziegenficker. 'nen Mistkerl, der ihnen die Chance auf’n bisschen Ruhm nicht gönnen würde!  Sie haben mir noch weitaus mehr an den Kopf geworfen, aber ich hab nix mehr gesagt. War sowieso schon zu spät. Der Kadaver war im Kühlraum und der Köder damit ausgeworfen.

Das war heute Morgen. Und inzwischen isses Nacht.

Vorhin ist etwas auf dem Deck gelandet. Ich kann von hier aus hören, wie's oben über die Planken robbt. Es is schnell, nich so schwerfällig wie Seehunde oder Robben, obwohl's doch eigentlich ins Wasser gehört. Vermutlich, weil es Arme hat. Oder zumindest etwas, das an Arme heranreicht. Schon höre ich das nächste Platschen. Und das nächste. Und das nächste. Kommen nie alleine, diese Miststücke. Kommen immer im Rudel, obwohl sie es hassen, ihre Beute zu teilen. Jemand schreit. Vermutlich der arme Arsch, der Nachtwache schieben muss. Könnte Julian sein. Vielleicht aber auch Bert, schwer zu sagen. Manche Männer kreischen wie die Weiber, wenn sie der Schnitter holt.

Der Startschuss ist damit gegeben, schon höre ich, wie Rupert und die anderen aus ihren Kojen durch den Schiffsbauch an Deck rennen. Schätze, die Jungs sind ziemlich überrascht über das, was sie da oben finden. Lebendig sind die Biester sogar noch gottloser als tot. Vermutlich liegt's an den vielen Zähnen, vielleicht aber auch an den starren Augen oder den Kiemenschlitzen. Rupert versucht was zu brüllen. Schätze mal 'nen Befehl, aber gut möglich, dass es auch nur der Name seiner Mama ist. Ich kann's nicht verstehen über das einsetzende Knacken brechender Knochen und gellender Schmerzensschreie. Vor Jahren hab ich mal gesehen, wie ein Mann von einer Walflosse erschlagen wurde. Ging verdammt schnell, hat der Bursche vermutlich nicht mal mitgekriegt. Die Jungs oben werden nich so viel Glück haben. Man kann praktisch jeden Knochen im Leib gebrochen kriegen, ohne dabei gleich zu krepieren. Ich war im Krieg, ich kenne also die Geräusche, die unmittelbar nach den Schlägen einsetzen. Das feuchte Reißen von Fleisch klingt immer gleich, völlig egal ob es sich dabei um eine Handvoll Gedärme oder einen Unterkiefer handelt. Dem gequälten Gurgeln nach sind die Jungs größtenteils noch am Leben. Frag mich gerade, was fürchterlicher ist: zuzusehen, wie ne Meerjungfrau deine Zunge verschlingt, oder zu begreifen, dass das Leben viel zu langsam aus dir tropft, um dir den nächsten Happen zu ersparen.

Wie auch immer… nicht alle beteiligen sich an dem Schlachtfest. Mindestens eines der Miststücke hat sich gerade die Leiter herabfallen lassen, die zu den Kojen führt. Es weiß, dass im Schiffsbauch noch mehr Fleisch wartet. Wird 'ne Weile dauern, bis sie mich hier finden, doch ich mach mir keine Hoffnungen, nochmal die Sonne zu sehen. Ich kann nur noch hier sitzen und dem näherkommenden Geräusch feuchter Flossen lauschen, die über das Holz schaben…

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