Deutsches Creepypasta Wiki
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Glas zersplitterte vor meinen Augen, während sich die spitzen und scharfen Glassplitter, welche sich an der Kante des zerstörten Fensters befanden, unweigerlich in mein Nackenfleisch hineinbohrten, bis jene von meinem dunkelroten Lebenssaft durchtränkt waren. Ist das das Ende?, dachte ich, während mein Peiniger mich für diesen einen Moment in jener Position verharren ließ. Nein, das kann nicht sein!, versuchte ich mir selbst einzureden. Er wird mich nicht so einfach sterben lassen. Nicht heute. Nicht hier. Nicht JETZT. Dafür ist ihm sein Schatz viel zu wertvoll, viel zu HEILIG, als dass er je zulassen würde, dass mir etwas passiert. Das hat er doch selbst immer wieder beteuert, immer wieder gesagt. Er würde mich doch nicht umbringen. Dafür liebt er mich zu sehr. Ja, das ist es! Es MUSS Liebe sein! Anders ist es gar nicht möglich! Und die, die man liebt, lässt man doch nicht durch seine eigenen Hände sterben, oder? Oder?! Nackte Panik breitete sich in mir aus, lähmte mein Schmerzempfinden nun gänzlich.

Tränen benetzten meine ohnehin durch die letzten Stunden verquollenen und geröteten Augen. Ich habe viel geweint. Sehr viel geweint und geschrien. Nicht nur in den letzten Stunden, sondern auch in den letzten Wochen, in denen er mich für sein Eigen hielt und auch so behandelte. Aber nie war ich der unausweichlichen Flut, gezeichnet durch wahnsinnige Panik und tiefer Trauer, so nahe gekommen wie jetzt. Meine Sicht verschwamm immer mehr, während mein von Blut durchtränkter Mund etwas vor sich hin gurgelte, das etwa so klang wie ein verzweifeltes: „Bit... te... töte... mich... nicht...“ Doch seinem mittlerweile geisteskranken Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste er genau, was er dort tat. Und er wollte es. Er wollte es so sehr. Woher ich es wusste? Ich konnte es an der Erregung in seiner Hose spüren, die er mich ohne jegliche Scheu absichtlich spüren ließ, indem er sich eng an mich schmiegte und mich fest umarmte. Ich verspürte seinen heißen Atem an meinem schmerzenden und pochenden Nacken, während er, begleitet von einem leisen Lachen, mich versuchte zu trösten: „Weine doch nicht, meine Liebe. Hast du schon vergessen, wie viel du mir bedeutest? Hast du schon vergessen, dass du meine Welt bist, die ich mit allem, was in meiner Macht steht, beschützen werde?“ Bevor er weitersprach, zog er endlich meinen Kopf aus dem zerstörten Fenster, sodass ich die anhaltende Pein in meinem Nacken nicht mehr spürte. All das Blut, das sich durch die scharfen Spitzen in meinem Mund angesammelt hatte, schluckte ich sofort hinunter, denn es reichte, ihm einmal in die Augen zu sehen, um zu wissen, dass er von mir kein Zuwiderhandeln duldete, da sonst schlimmere Konsequenzen drohten als jene, unter der ich beinahe gestorben wäre. 

Er drückte mich nun fester in seinen Armen, ließ mich sein erregtes Glied absichtlich weiter spüren. „Jetzt, wo du wieder weißt, wie viel du mir wert bist“, seine Stimme klang gepresst, sein Atem wurde flacher, „will ich, dass du für mich singst. Sing für mich, mein kleiner Vogel!“ Noch ehe ich etwas sagen konnte, warf er mich, unbeachtet der Wunde, die er erzeugt hatte, auf den harten Parkettboden und entledigte mich gänzlich meiner Kleidung.


Schlagartig öffnete ich meine Augen. Dunkelheit. Pure Dunkelheit. Eigentlich hätte ich sie sogleich wieder schließen können. Denn es machte keinen Unterschied, ob ich nun in der Düsternis dieses Raums eingesperrt war oder mich in der Düsternis aufhielt, die meine geschlossenen Augenlider erzeugten. Schweiß perlte von meiner Stirn hinab, rann weiter bis zu meinem Kinn und tropfte kaum hörbar auf den verstaubten Parkettboden unter mir. Doch der Schweiß kam weniger durch den von meiner Psyche erzeugten Albtraum, eher von der aufgestauten Hitze des Zimmers. Heiß, dachte ich. Mir ist so unerträglich heiß! Aus Reflex leckte ich mir über meine spröden Lippen. Vielleicht hoffte ich, sie so etwas befeuchten zu können, doch meine Kehle brannte nach wie vor. Dabei hatte er mir versichert, dass er wiederkommen würde. Er hatte mir versprochen, dass es nicht lange dauern würde. 

„Ich gehe eine Weile weg, um ein paar Dinge zu besorgen. Wenn ich wiederkomme, will ich, dass du dein süßes Lächeln und dein perlweißes, glänzendes Gesicht beibehältst, verstanden? Denn wenn ich sehe, dass du halbtot an den Ketten herabhängst, werde ich mir die Ehre erweisen und dir das letzte Bisschen deines erbärmlichen Lebens mit eigenen Händen aus dir herausquetschen!“ Ehe er weitersprach, nahm er mein zerstörtes Gesicht in seine Hände.

„Erinnere dich zurück, wer für dich da war, als sie dich im Stich ließen! Erinnere dich zurück, wer dir Halt gab, als du drohtest zu fallen! Oder hast du all das, was ich für dich tat, etwa schon vergessen? Hast du das?!“, schrie er mich nun an. Seine Finger umklammerten schmerzhaft mein Kinn. Nur noch ein bisschen mehr, dachte ich. Nur noch ein bisschen mehr, und mein Kieferknochen ist gebrochen. Und was machst du dann? Lässt du mich zum Sterben zurück, weil ich nicht mehr richtig essen oder reden kann? Würdest du mir so etwas antun, Liebster?! Doch anstatt meine Gedanken ihm gegenüber offenkundig zuzugeben, nickte ich langsam, während ich gleichzeitig verzweifelt versuchte, meine Tränen vor ihm zu unterdrücken. Er hasste es, wenn ich weinte. Wobei „hassen“ nicht annähernd seinen Zorn gegenüber meinen emotionalen Ausbrüchen zu beschreiben schien. Er verfluchte es regelrecht, sobald ich anfing zu weinen. Für jede Träne, die ich vergoss, kassierte ich schwere Schläge seinerseits. Blaue Flecken und ausgeschlagene Zähne waren die Folge seines Handelns. Oft, wenn es ihm allein nicht ausreichte, holte er sein, so betitelte er es selbst, „Lieblingswerkzeug“ heraus und quälte mich damit, bis meine Stimmbänder endgültig versagten. Alles, was mir dann noch blieb, war das Wimmern. Eine kleine, für mich ungemein tröstliche Form des Weinens, die er mich immer dann gewähren ließ, wenn er seinem Zorn Luft gemacht hatte und mich mit einem Panzertape auf dem Mund klebend alleine in dem Zimmer zurückließ. 

So wie jetzt auch. Einige Augenblicke, bevor mein Peiniger gegangen war, hatte ich wieder einen dieser „Heulanfälle“, wie er sie bezeichnete, und er sorgte mit diesem dämlichen Tape dafür, dass ich endlich die Klappe hielt. Auch wenn dieser Raum in nahezu perfekte Düsternis eingetaucht war, gab es einen schmalen Spalt. Einen kleinen Lichtblick, wie ich es immer wieder selbst scherzhaft betitelte, in dem die Sonne durch eben diesen kleinen Spalt der alten Rollläden durch das Fenster hindurch schien. Sie brannte heiß auf meiner Wunde am Bein. Auch wenn die Wunde nicht sonderlich tief oder groß war - sie glich vielmehr einer einfachen Schnittwunde, die man sich beim Ritzen zugezogen hatte - kochte das Blut durch die Sonne unentwegt und sprudelte sichtbar in kleinen Flüssen aus meinem Bein heraus. Alles, was ich tun konnte, war, dem ganzen Spektakel einfach nur zuzusehen und zu hoffen, dass er bald zurückkommen würde. Die kurzen Metallketten, welche er an meinen Armen befestigt hatte, ließen nicht zu, dass ich auch nur ansatzweise an die Wunde kam, um die Blutung zu stoppen, selbst wenn er mich von meiner anfänglichen „schwebenden“ Position so weit hinuntergelassen hatte, dass ich mit meinen Beinen auf dem Boden aufkam, so hatte er einzig und allein meine Arme in ausgestreckter Position durch die strammen Metallketten beibehalten. 

Die anfängliche Pein, welche er mit Absicht erzeugt hatte, indem er die Spannung der Ketten so eingestellt hatte, dass ich jeden Moment das Gefühl bekam, von ihnen regelrecht auseinandergerissen zu werden, wandelte sich binnen weniger Augenblicke in unerträgliche Taubheit, nachdem er gegangen war. Das Blut war bereits meine Arme hinuntergelaufen. Ich war müde und alles, was ich wollte und mir urplötzlich wünschte, war es zu sterben. Erneut schossen mir bittere Tränen in die Augen, doch dieses Mal schreckte ich nicht einmal vor der Vorstellung zurück, was er mir antun würde, sobald er wiederkäme. Würde er mich, wie in meinem Traum, missbrauchen? Würde er mich, bis ich nicht mehr imstande war, irgendeine Reaktion meines Körpers, nicht mal mehr ein Zucken, zu zeigen, foltern? Oder würde er, und das war es, was ich mir mittlerweile am sehnlichsten wünschte, mich endlich töten? Mir war egal wie, Hauptsache, er würde mich von meinen Qualen befreien. Während die Tränen unaufhörlich mein Antlitz hinabflossen, hörte ich mich selbst immer und immer wieder ein und denselben Satz murmeln: „Bitte töte mich, bitte töte mich, bitte töte mich!“ Dennoch versagte mein Mantra unmittelbar, nachdem ich es zum vierten oder fünften Mal aufgesagt hatte, durch meine staubtrockene Kehle, welche zwischenzeitlich in eine widerliche Taubheit verfiel. 

Nach einer Weile, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, waren nun auch meine letzten Tränen für diesen Tag versiegt. Insgeheim fragte ich mich, wie lange er mich hier bereits festhielt. In all der Zeit, die ich lediglich angekettet in diesem Raum verbracht und er mich nur widerwillig losgebunden hatte, damit ich unter seiner Aufsicht, die er damit erklärte, dass er vor der Tür auf mich wartete, sein Bad benutzen konnte, hatte ich das Zeitgefühl vollends verloren. Den ganzen Tag über hatte er bis auf eben diesen kleinen Spalt die Rollläden in diesem Raum runtergemacht, was seit meiner Gefangenschaft der Fall war. Licht von außen, wenn er den Raum betrat, um mich mit Nahrung zu versorgen, kam so gut wie gar nicht hinein, da er darauf achtete, so wenig wie möglich meine „wunderschönen Augen“ mit dem grellen Licht von außen zu verletzen, wie mein Peiniger selbst zu sagen pflegte, doch ich war mir durchaus bewusst, dass diese ständige Dunkelheit, diese permanente Panik, sobald ich die quietschende Tür und gleich darauf seine schweren Schritte hörte, eine Art der psychischen Folter war. Seine Art der seelischen Folter, um genau zu sein. 

Sicher hatten sich meine Augen nach einer Weile an die Dunkelheit gewöhnt, dennoch ließen sie mich nur schemenhaft erahnen, in was für einem Raum ich mich befand. Völlig egal, wohin ich auch schaute - überall begrüßte mich schwarze Düsternis. So, als ob sich in diesem Raum nichts weiter befand als stille, einsame Leere. Was mich zu dem Entschluss kommen ließ, dass es sich um einen Keller handeln musste oder einen leeren Dachboden. Letzteres würde durchaus eine logische Erklärung dafür abgeben, warum der Boden unter mir mit Parkett ausgestattet war. 

Mittlerweile hatte mich die immer mehr anschleichende Trägheit so weit, dass ich mich nicht mehr länger beherrschen konnte und in einen erneuten Schlaf verfiel. Der Schlaf würde mich zumindest für einen Moment lang nicht mit der Tatsache quälen, dass ich bereits regelrecht „austrocknete“ wie ein Fisch an Land in der prallen Sonne.

Erst ein Schlag ins Gesicht, der ein unerträgliches Brennen meiner rechten Wange ankündigte, holte mich in die Realität zurück. Ein heißer Atem streifte mein Gesicht, während ich einerseits erschrocken, andererseits nahezu desinteressiert in das Gesicht meines Gegenübers starrte, dem ich mein Leben hier zu verdanken hatte. Seine Fingernägel krallten sich schmerzhaft in das nackte Fleisch meiner Oberarme, während er mich panisch anschrie, dass ich doch wahnsinnig sei und ihm den unerträglichen Gedanken gegeben hatte, ich hätte „nach den Sternen gegriffen“. Und wenn`s so wäre? Was hättest du dann schon getan? Die einzige Panik, die dich beherrschen würde, wäre die Tatsache, dass du nicht wüsstest, wo du meine Leiche verstecken solltest. Vergraben, in einem dunkelblauen Sack in den Fluss werfen - alles Dinge, die jeder bereits getan hatte und die in den meisten Fällen nicht unentdeckt geblieben waren. Und davor hast du Angst, nicht wahr? Nicht davor, dass ich sterben werde, sondern vor den Konsequenzen, die du dich deinem Handeln wegen stellen musst. Alles Sätze, die ich ihm so gerne offenbaren würde. Ich würde so gerne seinen Worten und Taten entgegenkommen, doch außer einem langen, angestrengten Ausatmen, welches der Hitze zu verdanken war, neben der Tatsache, dass das Tape immer noch auf meinem Mund festklebte, blieb eine andere Art der Antwort aus. 

„Du musst sicher Durst haben, nicht wahr?“, fragte er, derweil sein Gesicht sich unmittelbar in der Nähe von meinem befand. Ich konnte die minimale Entfernung an seinem heißen, stinkenden Atem festmachen, als er mich ansprach. Insgeheim musste ich mir ein kehliges Lachen verkneifen. Was für eine lächerliche Frage! Reflexartig zuckte ich zusammen, als etwas Kühles meinen Hals berührte. War es Metall? War es ein Messer, dass er mir gegen meine Hauptschlagader drückte? Hatte ihm die Wunde an meinem Nacken nicht ausgereicht, unter der ich beinahe gestorben wäre? 

„Ganz ruhig“, versuchte er meine sichtliche Angespanntheit mit seinen gespielt sanften Worten zu lösen. „Das ist nur Wasser. Ich habe es dir extra gekauft, damit du bloß nicht verdurstest. Und jetzt... sei ein braves Mädchen und lass mich dir das Tape abmachen, damit du daraus trinken kannst, ja?“ Wasser, dachte ich und das Inferno in meiner Kehle meldete sich sofort wieder zu Wort, sodass ich ohne nachzudenken nur gierig nickte. Ich mache alles!, signalisierte ich meinem Peiniger damit. Ich mache alles, was du willst, nur bitte! Gib mir endlich etwas zu trinken! Langsam nahm er die kühle Flasche von meinem Nacken, sodass ich das leise Zischen, als er den Verschluss der Flasche aufdrehte, deutlich vor mir hören konnte. Auch wenn ich nur den Schemen der Flasche vor mir sah, schluckte ich schwer bei der unerbittlichen Vorstellung, gleich das kühle Nass meine Kehle hinunterlaufen spüren zu können. Mein Herz raste wie wahnsinnig, derweil ich als nächstes wahrnahm, wie mein Peiniger das mittlerweile unter meinem Schweiß juckende Klebeband langsam von meinem Mund abzog. Er wollte mich mit jedweder Sekunde, die verstrich, immer weiter leiden lassen. Wollte mich zappeln lassen, wie ein kleines Kind, das es nicht abwarten konnte, Geschenke an Weihnachten erst dann zu öffnen, wenn alle gegessen hatten. 

Je weiter er es hinauszögerte, desto ungeduldiger wurde ich. Hätte er das letzte bisschen Rest des Tapes nicht mit einem einzigen Ruck entfernt, hätte ich ihn vermutlich mit meiner zerbrochenen Stimme angeschrien, er solle mir verdammt nochmal das Wasser geben. Instinktiv bäumte ich mich ihm gegenüber mehr auf, sodass ich ihm die Möglichkeit gab, mich aus der Flasche trinken zu lassen, während er meinen Kopf festhielt. So, wie eine Mutter ihr Baby mit einem Fläschchen fütterte. Aber war ich etwa etwas anderes? Nein. Ich war genauso. Ich war sein Baby. Sein süßes, kleines Baby, um das er sich so gerne kümmerte. Mein Herz hämmerte mittlerweile schmerzhaft gegen meine Brust, während ich das köstliche Prickeln direkt an meinen Ohren vernehmen konnte. Anstelle der Tränen wimmerte ich jämmerlich. Ich wimmerte so sehr, dass er mich dafür mit einem erneuten, doch diesmal weitaus härteren Schlag ins Gesicht bestrafte. Kaum brannte die Pein entlang meiner Wange, schrie ich, so laut es meine zerrissenen Stimmbänder mir ermöglichten: „ES TUT MIR LEID! ICH FLEHE DICH AN, VERZEIH MIR!“ 

Ungeachtet des schlimmer werdenden Brennens in meiner Kehle betete ich geradezu, er möge meine Entschuldigung annehmen, doch mein Peiniger schien von all dem in keinster Weise überzeugt zu sein. Natürlich nicht. Wenn ich eines im Laufe unseres Zusammenseins klar und deutlich feststellen konnte, dann, dass er ein Sadist war. Während er mit einer Hand mittlerweile meinen Kopf festhielt, so sehr, dass es schon wehtat, ließ er mit der anderen Hand, in welcher er die Flasche festhielt, meine einzige Flüssigkeitsaufnahmemöglichkeit seit Stunden zu Boden fließen. Auch wenn ich es nicht wirklich sehen konnte, so konnte ich eindeutig vernehmen, wie das Wasser langsam auf den hölzernen Parkettboden fiel. 

Als der letzte Tropfen im bitteren Nachhall in meinen Ohren versiegt war, fiel ich kraftlos mit meinen bereits schlaffen und von Taubheit benommen Armen nach vorne. Meine Arme waren zu schwach, als dass ich die Möglichkeit besessen hätte, mich mit ihnen vor dem drohenden Sturz abzufedern. Er hatte die Ketten soweit gelockert, damit ich genau das tun konnte, was ich ohne eine Aufforderung seinerseits bereits tat. Kaum war ich mit meinem Gesicht genau in der Pfütze, die sich gebildet hatte, gelandet, leckte ich all das Wasser, so gut ich konnte, mit meiner Zunge auf. Den Dreck des staubigen Bodens und vereinzelte Splitter, die sich in mein Zungenfleisch vergruben, blendete ich für diesen Moment vollkommen aus.

Ein eiskalter Schauder durchlief meinen Rücken, sodass ich widerlich erregt zusammenzuckte, als ich in einem Augenwinkel sah, dass er seine Hand nach mir ausstreckte, um meinen Kopf zu streicheln. „Gutes Mädchen“, lobte er mich. „Du bist ein tolles, braves Mädchen und hörst endlich auf mich, nicht wahr?“ Zu sehr war ich in die Aufnahme der sich immer weiter in den Boden sickernden Wassertropfen beschäftigt, als dass ich seiner Frage Rede und Antwort stehen konnte. „Du bist ein tolles, braves Mädchen und hörst endlich auf mich, nicht wahr?“, wiederholte er nun mit einer stärkeren Betonung in den letzten beiden Wörtern. Seine Stimme klang scharf, herrisch. Wie jemand, der es liebte, über seine Opfer Dominanz auszuüben. „J-Ja, Dad-“ „Nenn mich Derek!“, unterbrach er mich und drückte mein Gesicht schmerzhaft gegen den nassen Boden. „Du hast meinen Namen schon so lange nicht mehr in dein widerwärtiges Maul genommen. Ich will, dass du ihn ab jetzt IMMER sagst, hast du verstanden, meine süße, vollkommene Rosita?“

Rosita... Es war nicht mein echter Name, aber seit Derek mich hier festhielt, nannte er mich so, weil er seiner Meinung nach am besten passte. „So hätte ich meine eigene Tochter auch genannt, weißt du? Obwohl ich keinerlei Verbindung in die spanische oder mexikanische Herkunft habe, fand ich diesen einen Namen - aber nur diesen Namen - schon immer schöner als die meisten anderen. Und ich möchte, dass du ihn bekommst. Ab heute bist du meine Rosita.“ An meinen echten Namen erinnerte ich mich nicht mehr. Zu sehr wurde er durch meinen neuen aus meinem Gedächtnis verdrängt. 

„Ja, Derek. Ich mache alles, was du willst“, antwortete ich ihm gepresst, derweil sich das Brennen in meiner Kehle nun für wenigstens einen Moment etwas gelegt hatte. Als er durch meine Aussage eine Genugtuung erfahren hatte, ließ er endlich von mir ab und zog die Ketten wieder stramm, sodass nun mein gesamter Körper buchstäblich in der Luft schwebte. „Du musst verstehen, meine liebe Rosita, dass wir beide uns noch eine kleine Weile gedulden müssen. Du musst für mich durchhalten, hörst du? Nicht lange, nur noch ein paar Monate, okay?“ Dieses Mal schwieg ich, da ich ganz genau wusste, worauf er mit dieser Anspielung abzielte. Doch ihm war egal, inwieweit ich es am Ende überleben würde, Hauptsache, er hätte sein Ziel dann erreicht, wenn es soweit war. Alles andere interessierte ihn nicht. Ich war nur sein Mittel zum Zweck. Nichts weiter. „Ich weiß, dass ich in der Vergangenheit Fehler gemacht habe, besonders heute, aber was kann ich denn dafür, wenn du mir nicht gehorchst und dich tagtäglich meinem Willen widersetzt? Es ist...“, bevor er weitersprach, löste er die Ketten ein kleines Stück, sodass er mein Gesicht mit seinen groben Händen anfassen konnte, „...ganz allein deine Schuld, wenn du meinen Wunsch nicht bis zuletzt erfüllen kannst, meine Hübsche“, flüsterte er zum Schluss drohend in mein Ohr, ehe er mich wieder wie eine kalte Leiche hängen ließ und mit einem leisen Kichern aus dem Raum verschwand. 

Das Letzte, was ich von ihm sah, waren seine leeren, glanzlosen, grünen Augen, welche zum ersten Mal seit meiner Gefangenschaft eine Leblosigkeit in eben jenen darstellten, welche ich noch nie zuvor gesehen hatte. „Ein paar Monate“, murmelte ich leise vor mich hin. „Nur noch ein paar Monate und einer von uns beiden wird das hier überlebt haben“, schmunzelte ich leicht, während ich auf meinen Bauch hinabschaute.

Teil 2: Gefangenschaft_-_„Happy“_Birthday


Geschrieben von:  BlackRose16

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