Gold.
Glitzerndes Gold.
So wertvoll.
Ich versuche schon Lange eine 10 Pfund schwere Uhr, die auf einer Komode steht, mitzunehmen. Doch immer wenn ich hingreife, packt Sie meinen Arm!
Sie, dass ist meine pflegebedürftige Kundin Miss Riley. Sie ist 90, Witwe und leidet an Demenz. Morgens um 6:30 Uhr komme Ich immer in ihr Apartment, wasche Sie, mache ihr Frühstück und setze Sie auf ihr Sofa im Wohnzimmer, um ihre Lieblingsfernsehshow einzuschalten.
Das macht Sie nur noch. Fernsehen. Bis in den späten Abend, wo Sie von einem Kollegen dann ins Bett gebracht wird.
Immer, wenn Ich den Fernseher einschalte, lächelt Sie und ist nicht mehr ansprechbar, als wäre Sie in einer anderen Welt. Und nur einen Meter von ihr entfernt steht diese kostbare, schöne Uhr, die man auf dem Markt bestimmt für 90.000 Dollar verkaufen könnte. Aber auch diesmal packt Sie hart zu, und lächelt mich nur an.
Blöde, alte, debile Frau !
Egal, ob das Telefon läutet, die Tür klingelt, oder Draußen der Lärm ausartet, Sie schaut immer nur reglos auf den Fernseher. Doch wenn man der Uhr nur ein bisschen zu nah kommt... Naja ! Dann halt vielleicht nächstes Mal.
"Miss Riley ! Ich gehe dann mal wieder ! Brauchen Sie noch Was ?", fragte ich Sie laut.
Eigentlich bleibt Sie immer regungslos sitzen, doch dieses Mal drehte Sie ihren Kopf zu mir und sagte mit einem Lächeln :
" Oh Vielen Dank Mister Kersh. Kommen Sie doch mal mit ! Ich will ihnen meinen Mann kurz vorstellen "
Erstens, war mein Name nicht Kersh, sondern Green. Mister Kersh war mein Vorgänger, ist aber Lange schon verschwunden. Und Zweitens, war diese Alte doch Witwe und lebt schon seit 10 Jahren alleine.
"Den zeigen Sie Mir ein anderes Mal, Ja ?", sagte Ich Ihr freundlich und wollte gehen.
"Nein, Nein ! Kommen Sie kurz mit". Sie nahm meine Hand und Wir gingen in den Flur.
Diese arme Irre, dachte Ich mir. Jeden Morgen wecke Ich Sie auf, pflege Sie und nun denkt Sie noch, dass ihr Mann noch bei ihr wohnt. Ihre Demenz wird schlimmer.
"Müssen wir nicht in ihr Schlafzimmer, um Mister Riley 'Hallo' zu sagen ?", fragte Ich Sie, weil Sie mich in einen Flur führte, der in einen abgelegenen Bereich führte.
"Nein, Mister Kersh. Mein Mann ist doch schon tot, Ich habe einen Neuen gefunden", sagte Sie wieder mit diesem Lächeln im Gesicht.
Wir blieben vor einer Tür stehen, doch Sie war abgeschlossen.
"Oh... Wo hab Ich denn... Ach Mister Kersh, würden Sie mal Bitte zur Haustür gehen und in das braune Kästchen schauen ? Da drin ist der Schlüssel", bat Sie mich mit einem leicht auffordernden Ton.
Na Gut! Ich spiel noch kurz mit, nur um Ihr dann zu sagen, dass Ich dieses braune Kästchen, natürlich nicht finden konnte, weil Es Das nicht gibt. Doch Da stand wirklich ein braunes Kästchen, und ein kleiner silberner Schlüssel war auch drin. Ich ging zurück und gab ihr den Schlüssel. Dann sperrte Sie die Tür auf und öffnete Sie.
Der Raum war düster, die Luft stickig, und Sie machte das Licht an.
"Liebling !", sagte Sie fröhlich...
Aber was war Das Denn auf dem Bett ?
Irgendeine... menschengroße Stoffpuppe, die eine Maske trug. Dieses Ding rappelte reflexartig seinen Oberkörper auf, doch seine Arme hingen nur kraftlos herab. Dann drehte Es den Kopf in unsere Richtung und bewegte sich auf seinen Knien aus dem Bett, bis es vor Miss Riley reglos stehen blieb. Die Ärmel des Hemdes, das dieses Ding trug waren viel länger als seine Arme und diese furchtbare Maske... Ein trauriges, grünes Gesicht mit großen Augen.
"Schatz ! Das ist Mister Kersh. Er sorgt und pflegt für mich ", sagte Sie und küsste diese Maske.
Zuckartig drehte dieses Ding seinen Kopf zu mir und schaute mich an. Mir blieb voller Entsetzen der Atem stecken, sowie mein Körper von einer Starre gelähmt war.
5 Wochen später...
Ich sitze mit meinem Kollegen Gregor in der Kantine und esse Mittag. Seit dem letzten Vorfall bei Miss Riley wollte Ich Da nicht mehr hin und habe Sie deshalb in die Obhut von Gregor gegeben.
"Na Gregor, wie läuft´s denn? Nerven die debilen Alten, wieder", scherzte und lachte ich.
"Nein, Alles Gut... Mir macht Das nichts aus. Sind doch liebe Menschen", sagte Gregor.
Dieser christliche, liebe Langweiler! Ich kann ihn eigentlich nicht ausstehen.
"Ach Ja. Dieses Zimmer bei Miss Riley, wovon Du Mir erzählt hast... Ich war da Jetzt drin, aber Es ist leer", sagte Gregor und zuckte mit den Schultern.
"... Leer ?!", fragte Ich, als hätte Ich mich verhört.
"Ja Leer. Nix. Da ist kein Bett und auch keine Puppe", sagte Er und aß seine Spaghetti.
Wütend packte Ich seinen Arm!
"Das ist unmöglich Mann! Ich hab´s doch gesehn!"
Mit betroffener Mimik sprach Gregor dann weiter.
"Eddie, es tut Mir leid dir das Jetzt sagen zu müssen, aber Miss Riley ist gestern gestorben", sagte Gregor leise.
"Was ?!"
"Ja. Sie saß auf ihrem Sofa und Ich wollte Sie ins Bett bringen, aber Sie hat nicht mehr geatmet"
Ich war von der Nachricht mehr als überrascht.
"Der Notarzt meinte Herzversagen..."
Kurz überlegte Ich, Was Ich dazu sagen sollte... "Mein Gott ! Das ist Ja furchtbar..."
Ich sperrte die Haustür zu Miss Riley´s Apartment auf. Ihre Schlüssel hatte Ich ja noch. Mir ist nämlich noch was Wichtiges eingefallen.
Dass Ich die Uhr doch noch mitnehmen wollte !
Es war Nacht und der verdammte Strom wurde in ihrem Apartment schon abgestellt. Das Licht der Straßenlaternen schien aber durch manche Fenster und so ging ich in das düstere Wohnzimmer. Da war Sie ja noch, meine Uhr !
Ich nahm Sie an mich, aber als Ich mich umdrehte, erschrak Ich. Mein Vorgänger, Mr. Kersh saß reglos, wie in einer Starre gefangen, auf dem Sofa und blickte nur auf den leeren Fernsehbildschirm.
"Was machst Du Denn hier ?!", fragte Ich geschockt.
In der dunklen Wohnung wurde plötzlich irgendwo eine Tür aufgestoßen und stumpfe Schritte wurden immer schneller, kamen näher, bis Sie direkt vor der Türschwelle zum Wohnzimmer verstummten. Mein Herz raste.
"... Hallo? ". Meine Stimme war nur ein Flüstern, da mir die Kraft zum Sprechen fehlte.
Ich zuckte zusammen, als ein Gegenstand auf den Boden des Wohnzimmers geworfen wurde. Und ich erkannte auch was es war... Es war die Maske, die dieses Ding getragen hatte.
Mr. Kersh starrte nur auf den leeren Bildschirm. Ich kam der Türschwelle näher, als Mr. Kersh plötzlich auf mich sprang und mir mit einem Grinsen den Hals zudrückte. Sein Mund war jedoch derart schlimm verzerrt, dass es kein natürliches Grinsen mehr war. Mr. Kershs Gesicht so nämlich nun so aus, wie Das eines Monsters. Und als die Schmerzen allmählich abnahmen und alles immer schwärzer wurde, sah Ich noch wie diese Knie angewatschelt kamen...