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Ich drücke ihre Hand fester und ziehe sie mit mir mit. Was soll schon sein? Vielleicht ein paar wilde Tiere, vielleicht wird man abgeknallt. Es wird schon nichts passieren und wenn doch, dann bin ich versichert.
 
Ich drücke ihre Hand fester und ziehe sie mit mir mit. Was soll schon sein? Vielleicht ein paar wilde Tiere, vielleicht wird man abgeknallt. Es wird schon nichts passieren und wenn doch, dann bin ich versichert.
   
Ich lockere meinen Griff, als sie aufhört sich zu wehren und freiwillig mit mir in den dicht bewucherten Wald spaziert. Frieden, Entspannung, frische Luft, Natur. Ein Mensch an der Seite den man liebt?
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Ich lockere meinen Griff, als sie aufhört, sich zu wehren und freiwillig mit mir in den dicht bewucherten Wald spaziert. Frieden, Entspannung, frische Luft, Natur. Ein Mensch an der Seite den man liebt?
   
 
Irgendwann sehe ich das Skelett eines Vogels am Rand des Pfades. Dann noch eins. Und noch eins. Sie sind abgenagt worden. Das komplette Fleisch ist weg. Dann liegt da ein Rehkadaver mit einigen tiefen Bisswunden. Doch es wühlen sich keine Aasgetiere durch das Fleisch. Keine Maden oder Insekten. Ich kann auch keine Vögel sehen. Entweder sie sind alle tot oder geflüchtet.
 
Irgendwann sehe ich das Skelett eines Vogels am Rand des Pfades. Dann noch eins. Und noch eins. Sie sind abgenagt worden. Das komplette Fleisch ist weg. Dann liegt da ein Rehkadaver mit einigen tiefen Bisswunden. Doch es wühlen sich keine Aasgetiere durch das Fleisch. Keine Maden oder Insekten. Ich kann auch keine Vögel sehen. Entweder sie sind alle tot oder geflüchtet.

Version vom 7. Dezember 2018, 13:01 Uhr

Da sitze ich wieder. Zusammen mit meinem Weib auf dem alten Sofa. Eine fast schon rostige Springfeder lugt aus dem zerschlissenen Polster heraus. Ein Überbleibsel unseres letzten Streits. Ich habe eine Bierflasche nach ihr geworfen, als sie gemeint hat, dass mein Schwanz zu dreckig zum Blasen sei. Eine Glasscherbe hat sich irgendwie in den Stoff gebohrt. Danach hat sie es doch gemacht. Na ja.

Sie sitzt neben mir, glotzt auf den Film im Fernsehen. Irgendein Krimi. Tatort oder so eine Kacke. Irgendwann rutscht sie mit ihrem breiten Arsch näher an mich heran und kuschelt sich an mich. Scheißdreck, denke ich.

Sie schaut mich an. „Was?“, fragt sie.

Ich hab mal wieder meine Gedanken ausgesprochen. Ab einem gewissen Pegel krieg ich das nicht mehr mit. Es ist mir auch egal. Sollen alle von mir denken, was sie wollen. Ich seufze.

„Es ist ein Scheißdreck, dass ich nicht mal am Abend meine Ruhe haben kann.“

Ist doch wahr. Abends rumsitzen, Bier trinken, sich langweilen. Später nochmal ficken. Oder auch nicht. Ich will einfach nur meine Ruhe.

„Was meinst du, Schatz?“, fragt sie mit ihrer dümmlichen Art. Hat keinen Menschenverstand, die Alte.

Ich drücke sie wortlos weg und stehe auf.

„Wo willst du hin?“

„Pissen und dann was trinken“, sage ich.

Im Bad ist es ruhig. Ich höre nur das Ticken meiner Armbanduhr. Dann spritze ich ein bisschen Pisse auf die Klobrille. Vielleicht mit Absicht, vielleicht nicht. Egal.

Ich gehe wieder in den Wohnraum, der gleichzeitig Küche, Wohnzimmer und Eingangsbereich ist. Das Weib steht mit verschränkten Armen vor der Haustür und blickt mich verbittert an. Durch das dämmrige Licht der Deckenlampe, die einzige Lampe im Zimmer, die noch funktioniert, sieht sie noch verbrauchter aus, als ohnehin schon.

Ich gehe auf sie zu und schubse sie weg. Sie knallt mit dem Kopf gegen einen Schrank. Selber schuld. Sie hält sich die Stelle, fängt an hysterisch zu weinen und setzt sich auf das Sofa.

Ich geh raus und schließe die Tür. Vor der Eingangstür ganz unten im Treppenhaus höre ich immer noch ihr Geheule. Dass ihr das nicht peinlich ist.

Ein paar Stunden später komme ich wieder. Sie liegt schon im Bett und pennt. Mir soll es recht sein. Ich lege mich neben sie und wichse, denke dabei an andere Frauen – an jüngere, saftigere – und schlafe ein.

Am nächsten Morgen weckt sie mich mit ihrer quietschenden Stimme. Sie ist sehr fröhlich. Ungewohnt. Steht ihr aber ganz gut.

Sie sagt, dass wir mal wegfahren sollten. In die Natur. Was erleben.

„Wohin?“, frage ich.

„Nicht weit weg. In dem Wald neben der Stadt gibt es tolle Wanderwege und schöne Landschaften. Da kannst du dann mal in Ruhe entspannen.“

Ein kleines Ferienhaus hat sie auch schon gemietet. Sie lädt mich ein.

Ich habe auf so etwas eigentlich keine Lust. Ich will nur auf meinem Sofa sitzen, trinken und entspannen. Den Tag genießen. Meistens am liebsten allein.

„Von mir aus“, sage ich.

Wir packen ein paar Sachen zusammen, steigen ins Auto und fahren los. Je weiter wir von den grauen Hochhäusern wegfahren, desto annehmbarer wird meine Laune.

Das Haus ist eine winzige Holzhütte. Fließend Wasser und Strom sind da, gemütliches Bett auch, insgesamt vielleicht 30 Quadratmeter. Wir bringen die Sachen ins Haus, ziehen uns direkt danach aus und fallen wie wilde Teenager übereinander her. Ist nett.

Dann kocht sie etwas für mich. Spagetti mit Tomatensoße. Schmeckt gut, vor allem die Flasche Wein passt dazu. Ganz was Edles. Sie gibt sich wirklich Mühe.

Nach dem Essen ficken wir nochmal. In der Dämmerung gehen wir raus an die frische Luft. Ich ziehe mir eine Mütze und Handschuhe an. Kalte Februartage. Weißer Atem. Wir gehen an Schafen vorbei, an Feldern und an verschiedenem Geröll. Mit einer Pulle wäre es noch schöner, fast schon perfekt.

Plötzlich hält das Weib mich auf und reißt mich aus den harmonischen Gedanken.

„Ich mag dich, wie du bist, Schatz.“

Sie blickt mir tief in die Augen.

„Ja, genau“, sage ich.

Wir gehen weiter, ich werde wieder tiefenentspannt und kommen irgendwann an einen Waldrand. Vor dem Waldrand steht ein Schild.

„DO NOT ENTER“, steht drauf.

„Wir sollten umdrehen, Schatz“, plärrt das Weib.

Dieser Moment darf jetzt noch nicht vorbei sein. Ich fühle mich gerade so friedlich, da labert diese Schlampe wieder in mein Leben hinein.

„Wir sind zum Spazieren hier, also tun wir das auch.“

Ich drücke ihre Hand fester und ziehe sie mit mir mit. Was soll schon sein? Vielleicht ein paar wilde Tiere, vielleicht wird man abgeknallt. Es wird schon nichts passieren und wenn doch, dann bin ich versichert.

Ich lockere meinen Griff, als sie aufhört, sich zu wehren und freiwillig mit mir in den dicht bewucherten Wald spaziert. Frieden, Entspannung, frische Luft, Natur. Ein Mensch an der Seite den man liebt?

Irgendwann sehe ich das Skelett eines Vogels am Rand des Pfades. Dann noch eins. Und noch eins. Sie sind abgenagt worden. Das komplette Fleisch ist weg. Dann liegt da ein Rehkadaver mit einigen tiefen Bisswunden. Doch es wühlen sich keine Aasgetiere durch das Fleisch. Keine Maden oder Insekten. Ich kann auch keine Vögel sehen. Entweder sie sind alle tot oder geflüchtet.

Das Weib wird unruhiger. Ja, ein paar Tierleichen stören die Harmonie vielleicht. Noch ein Stück, Kleines, dann können wir umdrehen und uns in der Hütte zulaufen lassen.

Dann sehe ich es. Eine riesige Pflanze ragt vor uns aus dem Boden. Mittlerweile ist es dunkel geworden, sodass ich nur ein paar Schatten erkennen kann. Es scheint eine fleischfressende Pflanze zu sein. Sie bewegt sich ruckartig mit ihren Blättern und Ranken umher. Dann greift sie nach dem Bein von meinem Weib.

Sie schreit panisch auf, klammert sich fest an mich. Ich weiche zurück. Scheiße, denke ich mir. Irgendwann kann sie nicht mehr und lässt mich los. Sie verschwindet in der Dunkelheit. Ich höre nur noch ein paar Schreie.

Ich drehe um und gehe zurück zum Haus. Autoschlüssel, Geldbörse und ab dafür.

Ich fahre eine halbe Stunde zurück in die Stadt, denke dabei nach. Denke an sie.

Ich gehe in eine Bar, bestelle mir was. Gehen wir mal in die Natur, hat sie gesagt. Erleben wir mal was.

Das hat sie jetzt davon. Selbstgerechte Zicke. Jetzt bin ich allein. Ja, passiert. Frauen gibt es überall. Graue Betonwände auch. Die sind ungefährlich und reden nicht. Ich nehme einen großen Schluck und verziehe das Gesicht. Weine ich? Ne. Irgendwie ist mir das alles komplett egal. Was soll‘s?