Deutsches Creepypasta Wiki
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Aktuelle Version vom 13. Januar 2021, 19:35 Uhr

Hach, wie hat es alles noch mal angefangen?

Hm, sofern ich mich recht erinnere war es… Ja, es fing eigentlich an dem Dienstag vor zwei Wochen an, als ich nach meinem Kunstkurs nach Hause ging… Tja, aber zuvor muss ich mich erstmal vorstellen.

Mein Name ist Delmira Rees, aber nennt mich ‘Scarlet’.

Das ist der Spitzname, den mir meine Schwester Rieka gab. Und den die Idioten in meinem Jahrgang gegen mich verwendet haben. Ich bin 16 und war in der Q1 eines Gymnasiums. Die Leute da mochten mich nicht. Wann immer ich Freunde fand, nahmen die anderen sie mir fix weg. Und diese ausreden immer…

‘Nein, ich kann nicht mit Rees arbeiten, die ist doch bescheuert.’

‘Nein, ich habe Rees nicht beleidigt, die ist bloß dumm.’

‘Nein, ich will nicht mit dir die Pause verbringen, meine Freunde wollen das nicht.’

Nein, nein, alle unschuldig. Und wie es mir dabei ging war ihnen egal.

Es war schon immer so. Ich gehörte nie dazu. Hatte keine Freunde. Und wenn ich nicht gerade einen meiner Ausraster hatte, schämte ich mich unheimlich für mich selbst, so wie meine Mutter es mir beigebracht hatte. Ob sie mich jemals liebte? Sollte ich ihr nur ein Wort glauben? Aber Rieka… Rieka hatte mich immer lieb. Rieka, im Gegensatz zu meiner Mutter. Einen Vater habe ich nicht.

Tja, aber jetzt habe ich auch die beiden nicht mehr.

Ich habe niemanden. Und das ist auch gut so. Denn nur so muss ich mich nicht mehr darum scheren, was andere wollen. Nun kann ich mich ganz der Kunst widmen.

Es geschah also am Dienstag.

Ich ging nach Hause, total angepisst weil unser Mathelehrer wohl meinte, dass die Klausurenphase nicht ausreicht um das geistige Wohl eines Menschen zu vernichten. Nein, wir müssen erst noch sechs Aufgaben zur Vektorrechnung bewältigen, dann erst können wir uns heulend unter die Decke verkriechen und unsere drei Stunden schlaf bekommen, ehe wir zu der nächsten Klausur antanzen und unsere wohl wohlverdienten fünfen und vieren einkassieren. Ich war in Gedanken ganz bei den Richtungsvektoren, so dass mir nicht auffiel, dass mich jemand verfolgte. Anscheinend muss es wohl so gewesen sein, wie gesagt, mir fiel nichts auf. Ich bog gerade in eine Straße ein, als mir mein Schlüsselbund aus der Tasche fiel und ich mich umdrehte, um es aufzuheben. Da sah ich einen Typen mit Kapuzenpulli, der ein paar Meter hinter mir gegangen war und fix stehen blieb um sein Handy rauszukramen. Sein Gesicht konnte ich nicht sehen, doch ich sah definitiv, dass er nicht auf sein Handy, sonder mich achtete. Langsam bückte ich mich und hob meine Schlüssel auf, steckte sie in meine Tasche. Dabei sah ich ihn an. Er schien auch mich weiter anzustarren. Die ganze Sache war mir unheimlich, also dachte ich darüber nach, wie ich ihn loswerden könnte.

Und ich hatte einem Geistesblitz: Im Kopf zählte ich bis drei, rief mit anscheinend überzeugender Aufregung ‘Achtung! Ein Auto!’, und während der Typ sich erschrocken umdrehte rannte ich und rannte ich und rannte ich bis meine Lungen leerer waren als der Kopf meiner Stufenkameraden nach ein paar Bier. Mittlerweile war ich irgendwo, die Frage war nur wo.

Die spießigen, weißen Bauten reihten sich aneinander, ich hatte keinen Überblick, keinen Anhaltspunkt. Hier war ich zuvor noch nie und somit hatte ich keinerlei - wie gesagt - Anhaltspunkt.

Somit blieb ich einfach stehen. Ich war fertig. Komplett körperlich und geistig fertig, am Ende. Warum lief mir irgendso ein Typ hinterher? Ich drehte mich um, sah niemanden und spürte dann von der anderen Seite, wie mich jemand festhielt und mir ein Tuch ins Gesicht drückte. Eine weile später wohl wachte ich auf. Alleine. In einem dunklen Raum. Ich hörte zwei streitende Männerstimmen. Nein, Jungsstimmen. Bübchenstimmchen.

Wie aufgeschreckte Hühner gackerten die sich irgendeinen Mist zurecht und es dauerte, bis mein Gehirn überhaupt eines ihrer Worte entziffern konnte. ‘Rieka’.

Dann später ‘Delmira’. ‘Tot’, ‘Unachtsam’ und ‘Illegal’.

Zu guter letzt quietschte der von ihnen, der eine höhere Stimme besaß ‘Sag mal, Tom, musste das sein? Wir hätten sie auch einfach ansprechen können.’

‘Nein’, brüllte ‘Tom’ mit einer rüden Stimme, ‘Rieka hat gesagt, sie würde das nicht checken. Die wäre glatt zu blöd’. Langsam wurde ich etwas angenervt. Wie konnten die es denn wagen, Rieka so etwas zu unterstellen? Eine halbe Ewigkeit erst später hörte ich, wie jemand Schlüssel rauskramte und dann die Tür aufschloss. Ich erblickte ein Gesicht, dass ich nicht erwartet hätte. Erik aus meiner Grundschule. 3 Jahre älter als ich. Einer meiner Mobber.

Die unschönen Verknüpfung wurden in mein Bewusstsein gespült während er mich mit einem anscheinend einschätzenden Blick betrachtete. ‘Was ist jetzt mit Rieka, hä?’ warf ich dem Spacko entgegen. ‘Rieka...’, sagte er während seine Mundwinkel leicht nach oben glitten, ‘Rieka, die musst du sehen. Jetzt.’ ‘Tom’ steckte den Kopf durch die Tür und rief ‘Jetzt aber dalli!’.

In dem kurzen Moment erkannte ich nicht nur Eriks Gesicht sondern auch die Statur meines Entführers: Kräftig, im Gegensatz zu Erik dem Lauch. ‘Delmira…’, fing Erik an, doch Tom vervollständigte seinen Satz: ‘Bitte nimms persönlich.’ Ich wurde so heftig geboxt, dass ich mich kaum mehr bewegen konnte und Tom begann sogleich mich am Handgelenk und Erik am Haar durch den Gang zu schleifen. Von einem grauen Zimmer in einen grauen Flur in ein graues Treppenhaus. Alles war grau, grau, grau und langweilig. Meine Wut über die Verleumdung verflog schnell, mir war einfach nur noch langweilig. ‘Wie lange noch?’ quengelte ich als wir die Treppe hoch waren.

‘Halt’s Maul. Das war vielleicht ‘ne Minute.’ zischte Erik. Wie eine blöde Schlange die meint ihre Giftzähne würden sie vor einem Messer schützen. Oder einer kleinen Granate. Wie das wohl dann aussieht?

Verzeihung, weiter im Text. Also, ich hätte gern mit den Schultern gezuckt, aber das, was als nächstes kam ließ mich meinen Trotz komplett vergessen.

Ein Zimmer. Frische rote Farbe. Ungleichmäßig verteilt. Etwas am Boden, etwas an der Wand. Hier und da ein paar einzelne Tropfen Blut. Alles umhüllt von metallischem Duft. Und mittendrin… Rieka. Ihr tropfte etwas aus dem Mund.

Erik wich das bisschen Farbe aus dem Gesicht und er wurde genauso grau wie das Treppenhaus. Ich brauchte etwas Zeit um mich von der malerischen Schönheit zu lösen und merkte somit erstmal nichts. Bis sich der graue Typ in das Kunstwerk begab und anfing, Riekas Namen zu kreischen. Er klang wie eine todverkündende Banshee. Nur, dass Rieka bereits tot war. ‘Rieka’, heulte er. ‘Nein!’

Er drehte sich langsam zu mir um. Ich starrte ihn fassungslos an.

‘Sie… sie… wollte dich sehen. Sie starb… sie…’

Ich stieß ihn zur Seite und packte Rieka.

‘Rieka?’, flüsterte ich, ‘Lebst du?’

Keine Antwort. Da nahm ich einfach meine Faust und schlug ihr ins Gesicht. Das bisschen Aufregung verflüchtigte sich sofort als sie sich weiter schlafen stellte und ich machte Anstalten, das Rot aus ihrem Gesicht zu wischen. Sanft streichelte ich ihre Wangen, dann gab ich ihr eine Backpfeife, doch blieben ihre Augen starr wie vorher. Ich schloss sie. ‘Gute Nacht.’, flüsterte ich noch leiser. Dann ließ sie auf den Boden fallen. Ich bückte mich zu ihr.

‘Noch am schlafen?’, fragte ich. Immer noch keine Antwort. Da packte mich Erik am Arm und versuchte, mich von meiner Schwester wegzuziehen. Was soll das? Sie ist doch meine Schwester. Wütend schlug ich ihm in sein hässliches Gesicht und ging nach Hause.

Da stand ich nun in der Küche. Ich hatte Hunger. Es gab noch belegte Brote im Kühlschrank, also nahm ich mir eines. Dann betrat meine Mutter die Küche. ‘Hast du Rieka gesehen?’, fuhr die olle Trulla mich an. ‘Ja.’, sagte ich knapp.

‘Und wo ist sie bitte?’, japste sie. Ich dachte etwas nach. ‘Sag ich dir doch nicht. Das ist meine Schwester.’

‘Delmira’, nörgelte sie weiter, ‘wo ist Rie-’. Aber da hatte ich schon das nächste Küchenmesser genommen und ihr am den Hals gehalten. Sie schrie auf. Dabei tat ich ihr doch gar nicht weh. ‘Halt dein Maul, ich denke nach.’

Das tat ich tatsächlich. Doch selbst in einem Moment der ‘Bedrohung’ war die nur am zetern.

‘Delmira, ich bin deine Mutter!’ - ‘Hab ich mich dafür beworben? Nein. Also klappe halten.’

Da kam mir auch eine Idee. Während ich genüsslich mein Brot weiterkaute schnitt ich ihr ein bisschen auf der Wange herum. Darauf kam es zu einem Gerangel und sie schlug sie mir das Messer aus der Hand. ‘Was soll das?’, fragte ich vollkommen perplex. Meine Mutter fing an zu schreien. Irgendwas von ‘Hausarrest’ und ‘Wieso kannst du nicht einfach normal sein?’. Das nervte mich so sehr, dass ich ihr das Messer in den Kehlkopf rammte. Da wird nämlich die menschliche Stimme erzeugt. Und irgendwie fiel sie um.

‘Oh’, sagte ich, als mir bewusst wurde, dass sie gerade starb. Und so ging ich.

Dann stach ich die beiden Bübchen ab. Denn mir war klar geworden, dass die Rieka umgebracht haben müssen. Denn Rieka war ganz kalt gewesen. Und Leichen sind kalt.

Jedenfalls rächte ich meine Schwester. Und dann machte ich meine Kunstaufgaben. Das Porträt. Da gab es viele lustige Motive. Etwa Erik, dessen Mund den ‘Schrei’ nachstellt. Doch als plötzlich jemand klingelte bekam ich Angst. Mord ist strafbar, das hatte ich total vergessen.

Da wäre es wohl egal, ob ich meine Hausaufgaben gemacht habe oder nicht. Und nach Hause könnte ich auch nicht mehr. So ein Mist.

Also rollte ich meine Zeichnungen ein und kletterte aus dem Fenster.

Dann suchte ich lange und fand irgendwann auch mein Ziel: das Haus einer alten, einsamen Frau ohne Familie. Das war eine alte Bekannte meiner Mutter. Doch wollte ich es nicht riskieren, dass sie mich ablehnt. Also erstach ich sie im Schlaf und ging selber pennen. Am nächsten Morgen blieb es ruhig und ich glotze erstmal fern. Und plötzlich wurde in den Nachrichten meine Mutter eingeblendet. Dann kam es zur Reportage über ihren, Riekas, Eriks und Toms Tod.

Dann wurde über mich spekuliert. Ulkig.

Doch dann erschien meine Englischlehrerin auf dem Bildschirm. Ein Interview. Und die olle Schnepfe lästerte was das Zeug hielt.

Irgendwas mit ich sei ‘bescheuert und gefährlich’. Dann beschuldigte sie mich für alle Morde. Sogar für Riekas. Obwohl die Nachrichtenfrau ihr sogar sagte, dass Riekas Verletzungen nicht darauf hindeuten. Also habe ich nun vor, mich Verleumdung bei ihr zu beschweren und ihr zu zeigen, wie solche Verletzungen tatsächlich aussehen. Wieso wollen mich denn auch alle wegen Rieka zur Schnecke machen?

Also breche ich dann gleich auf um auch ihre Haut zu färben… in ein wunderschönes, lebhaftes, Rieka-gleiches Scharlachrot.

Obwohl, hat sie diesen Vergleich denn verdient?


Alte Version: Hier