Deutsches Creepypasta Wiki
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Ich blicke auf. Wie ein aufgescheuchtes Tier blicke ich mich um, blecke meine Zähne ein wenig und analysiere mein Umfeld. Wieder ein Rascheln, diesmal hinter mir. Ich drehe mich um, grinse.

„Hey“, sage ich.

„Hi“, ertönt es hinter dem Busch.

„Willst du nicht aus dem Gestrüpp rauskommen?“

Ein leises genervtes Aufstöhnen. Dann tritt ein Mann aus dem Gebüsch vor. Er war klein und schlacksig. Wirkte beinahe schon zu zierlich. Schwach, langweilig.

„Es ist ein bisschen spät, um um diese Uhrzeit in den Wald zu gehen, meinen sie nicht?“, frage ich amüsiert.

Das Zirpen der Grillen hallt immer noch durch die Nacht, doch auch bald wird dieses verklingen.

„Nun, manchmal ist es besser spät das Richtige zu tun, als nie“, der zierliche Mann hat eine überraschend kratzige Stimme. Unglaublich unpassend zu seiner Gestalt.

Ich lege den Kopf schief. „Es ist also das Richtige, sich im späten Abend in einem dichten Wald, wo sie niemand finden wird, hinter einem Busch zu verstecken?“ Ich grinse ihn an.

Der Mann lächelt. „In diesem Fall.. Ja“, er zeigt auf den Sack den ich neben das Loch, das ich gerade graben wollte, gelegt habe, „Wir wissen wohl beide was da drin ist. Hat sie dir wenigstens gefallen?“

Ich kichere. „Kann man wohl sagen.“

„Warum hast du sie dann nicht am Leben gelassen?“, fragt er unverständlich.

Ich schaue auf den Sack. „Ich weiss nicht“, gebe ich zu, „Es hat mir so wohl einfach mehr Spaß gemacht.“

Der zierliche Mann nickt. „Ich verstehe.“

Er dreht sich auf dem Absatz um und setzt zum gehen an.

„Ey!“, rufe ich, „Wars das etwa?“

„Was erwartest du?“, fragt mich der Mann schulterzuckend. Ich blicke ihn verwirrt an. Er schüttelt nur den Kopf und verschwindet im Gestrüpp.

Ich drehe mich um, wobei zwei Hände nach meinen Füßen greifen.

Scheiße.

Ich kralle mich an den Ästen fest, so sehr, dass sich die Stacheln in meine Haut bohren und mir kleinere Wunden zufügen. Nichts, was mir weiterhin schaden sollte. Ich trete mit den Füßen nach meinem Angreifer , doch dieser zieht mich unbarmherzig weiter. Bis ich falle. Ich falle nicht wirklich tief, was heißt, dass keiner meiner Knochen verletzt ist, doch habe ich keine Zeit mich darüber zu freuen, denn ich werde bereits mit Erde überhäuft. Ich kann meinen Angreifer nicht sehen. Verzweifelt versuche ich mit der Hand die schweren Brocken abzuhalten, doch mein Körper gehorcht mir nicht mehr. Ich drücke mich mit aller Kraft ein Stück hoch, dann spüre ich einen Schlag auf den Hinterkopf und die Dunkelheit nimmt mich ein.


Hi“, grüße ich in meinem krächzenden Ton. Ich schaue auf das zugeschaufelte Grab, dann auf die Frau, „Weißt du, ich habe dir nicht unbedingt diese Chance gegeben, um Selbstjustiz zu verüben. Ich weiß, er hat es verdient. Aber du hast dabei einen Teufelskreis betreten, der“, ihr Knurren unterbricht mich. Ich seufze.

Schon gut. Du wirst es in deinem nächsten Leben wohl selbst sehen. Aber du solltest wissen, dass er auch nichts dafür konnte, als sein Nachbar ihn damals bei lebendigem Leib verbrannte. Naja, du weißt ja, was man sagt. Keine Seuche verbreitet sich schneller als menschliche Missgunst. Vergeben ist für euch Menschen wohl ein No-Go.“

Sie faucht wieder. Ich schüttle den Kopf. Das ist jetzt wohl sinnlos.

Geh schon ins Licht“, sage ich und zeige auf einen hellen Streifen der sich inmitten des Waldes gebildet hat. Gierig nach dem Licht läuft die Frau in den Schein und.. verschwindet.


Ich seufze. Menschen. Sie lernen es wohl nie.

Aylo (Diskussion) 19:13, 21. Mär. 2016 (UTC)

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