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Sie setzten sich auf ihre Decken, säuberten sich und betrachteten, wie langsam im Osten die Sonne aufging. Schlaf hatten wir in dieser Nacht wenigstens ein wenig gefunden. An mehr war leider nicht zu denken und ein langer Tag stand uns bevor.
 
Sie setzten sich auf ihre Decken, säuberten sich und betrachteten, wie langsam im Osten die Sonne aufging. Schlaf hatten wir in dieser Nacht wenigstens ein wenig gefunden. An mehr war leider nicht zu denken und ein langer Tag stand uns bevor.
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[[Kategorie:Tagebuch]]

Version vom 29. Januar 2019, 17:47 Uhr

Eine Nacht unter der Brücke

Nach einem langen Tag und vielen Kilometern, die wir hinter uns gelassen hatten, fanden wir am Abend eine kleine Brücke. Wir ließen uns darunter nieder und streckten unsere müden Füße aus. Ich sammelte ein paar teilweise feuchte Holzscheite zusammen und wir entzündeten ein kleines Lagerfeuer. Unser Abendessen bestand aus zwei verbeulten Dosen. Für mich gab es klassisch Ravioli, für den Kleinen Geflügelgeschnetzeltes mit Erbsen in Soße.

„Um ehrlich zu sein spricht mich dein Essen viel mehr an, als mein eigenes.“, sagte ich an den Keinen gewandt, einen Löffel in meiner Dose und Soße im Bart. Er sah mich an, blinzelte kurz und widmete sich wieder dem Inhalt seiner Schüssel.

Ich hatte vor dem Essen kleinere Fallen rund um unser provisorisches Nachtlager angelegt. Keineswegs Fallen, um etwas zu fangen. Es waren Fallen, die uns geräuschvoll das näher kommen ungewünschter Gäste zu unserer schönen Dosengesellschaft, wie ich unser Abendessen meist nannte, früh genug wahrzunehmen und gegebenenfalls rechtzeitig das Weite zu suchen.

Nach dem Essen rollten wir unsereDecken aus und legten uns nah an das kleine Lagerfeuer.Ich erzählte dem kleinen, der neben mir eingerollt auf seiner Decke lag und seinen Kopf an meiner Schulter anlehnte die Geschichte eines Brückentrolls, der früher unter unserer Brücke gelebt hat.

Der kleine neben mir fiepste ein wenig.

„Okay, ich gebe zu, in unserer momentanen Lage war es nicht besonders einfühlsam von mir unbedingt eine Geschichte über menschenfressende Trolle zu erzählen, doch macht das Ende Hoffnung.“

Der kleine fiepste wieder und sah mich mit großen, braunen Augen an.

Ich blickte über das Feuer hinweg in den dunklen Wald. Kein Laut drang aus dem Dickicht, nur das knacken der kleinen Äste und das Zischen des Harzes waren in den Flammen zu hören.

Der Tag war für uns hart, aber sehr erfolgreich gewesen. Wir hatten viele Kilometer geschafft und sogar in einem alten Auto etwas zu essen und zwei Flaschen Cola gefunden. Mehr, als in den drei Tagen zuvor.

Ich spürte, wie mich der Schlaf langsam in das Reich der Träume zog. Ich sah nach links.

Der Kleine hatte die Augen geschlossen und atmete ganz sanft. Dies war das Zeichen für mich, dass auch ich beruhigt die Augen schließen konnte.


Ich glaube, lange haben wir nicht geschlafen. Ich hörte ein tiefes Brummen an meinem Ohr und hielt es im Traum noch für das aufheulen eines Motors. Ich schreckte hoch und sah mich um. Statt wie kurz zuvor noch in meinem Traum saß ich nicht auf einem Motorboot, sondern kerzengerade auf meiner Decke. Die Nacht war kühl und neblig, das Feuer war heruntergebrannt und nur der durch den Nebel scheinende Mond spendete etwas Licht. Ich konnte nichts erkennen. Dies hatte nichts zu bedeuten, ich glaubte schon eine Weile, dass meine Augen schlechter wurden. Ich schloss die Augen und lauschte angestrengt in die Nacht, so, wie es der Kleine immer tat.

Plötzlich hörte ich es auch. Das langsame Schlurfen durch das Unterholz, das keuchende Atmen. Es näherte sich langsam von links, aus dem kleinen Gestrüpp, nah am Ufer des Flusses, über den sich unsere Brücke erstreckte. Langsam schob ich meine Decke fort und griff nach meinem Beil. Der Kleine hatte sich langsam aufgerichtet und fixierte das Gebüsch mit seinem Blick. Dann sah ich, was wir beide gehört hatten.

Offenbar waren meine Fallen nicht ordentlich aufgebaut, oder zu weit auseinander. Der ungebetene Gast hatte es zumindest geschafft, an ihnen vorbei zu taumeln, ohne eine auszulösen. Er war kaum größer als ich, trug ein weißes Shirt, welches von Dreck überzogen war und keine Schuhe.

Der Kleine neben mir war in Lauerstellung gegangen, jede Sekunde bereit zum Sprung, sollte ich ihm das Zeichen geben oder unser Gast uns zu nahe kommen. Der Hals unseres Gastes war an der rechten Seite nur noch ein blutiger Klumpen, aus dem Sehnen herausstanden. Meine eigenen Nerven waren bis zum bersten gespannt.

Langsam taumelte er Richtung Lagerfeuer. Nicht zum ersten Mal fragte ich mich, ob diese Wesen von Wärme angezogen wurden? Der Kleine und ich hatten uns sehr nah an den Brückenpfeiler gedrängt und bewegten uns nicht. Plötzlich drehte sich der Gast in unsere Richtung. Ich sah tief in seine bleichen Augen. Der Gast hob die Arme und stolperte mehr als er rannte mit unsicheren Schritten auf den Brückenpfeiler zu. Der Schrei auf seinen hängenden Lippen zerriss die Stille der Nacht.

Ich verlor keine weitere Sekunde. Ich sprang auf und hechtete nach rechts. Dort rappelte ich mich auf und warf einen Blick auf den Kleinen, der sich auf den fallenden Gast gestürzt und sich in dessen Bein verbissen hatte. Der Keine riss wie wild an der gammeligen Haut des Ungetüms. Der Angebissene holte ungelenk aus und schlug mit seiner Hand gegen die Flanke meines Freundes. Jaulend ließ dieser los und wich zurück.

In diesem Moment überkam mich blinde Wut. Ich stürzte mich mit dem Beil in der Hand auf das am Boden strampelnde Wesen und hieb mit der Axt wild auf dessen Rücken. Die Axt blieb knackend stecken und ein dunkler Schwall Blut spritzte mir entgegen. Ich ließ die Axt, wo sie war und schlug mit meiner Faust auf den Kiefer des Ungeheuers. Danach packte ich mit der linken Hand den Unterkiefer und mit der rechten Hand die Stirn des Gastes und zog mit ganzer Kraft so lange, bis sich der der Unterkiefer knackend löst.

Ich warf das nutzlose Stück aus Knochen, Zähnen und Fleisch hinter mich und Steckte meine Daumen in die Augen des Ungeheuers. Die Kratzer die es mir unentwegt mit den um sich schlagenden Armen zufügte merkte ich nicht. Noch immer hatte ich das jaulen des einzigen Lebewesens in den Ohren, das ich wirklich liebte und zog so kräftig, dass der morsche Knochen in meinen Händen barst und vor mir das grau-grüne Gehirn auf den Boden unter der Brücke klatschte.

Der Körper unter mir zuckte kaum noch.

Ich stand auf, drehte mich um und sah den Kleinen ein paar Schritte entfernt im Gestrüpp liegen. Ich ging auf ihn zu. Er hob den Kopf, sah mich mit seinen großen braunen Augen an, legte die Ohren an und wedelte mit seinem Schwanz.

„Hey mein Kleiner. Geht es dir gut? Du sollst doch nicht immer den Helden spielen.“, sagte ich zu ihm, während ich seinen Kopf in der Hand hielt und mit der anderen hinter seinem Ohr zu kraulen begann.

„Das ist ja nochmal gut gegangen. Wir sehen zwar aus wie Carrie am Ende des Balles, aber wir haben es geschafft, Pinsel.“

Pinsel stellte kurz die Ohren auf, als weit entfernt ein Wolf heulte.

„Vielleicht war die Trollgeschichte vorhin doch keine gute Wahl. Als hätte ich unseren Troll heraufbeschworen. Aber du weißt ja, bei Tageslicht verwandeln sich Trolle zu Stein.“, sagte ich, während wir auf unsere Decken zuliefen. Pinsel humpelte leicht, aber er hatte schon weitaus schlimmere Verletzungen überlebt. Das hatten wir beide.

Sie setzten sich auf ihre Decken, säuberten sich und betrachteten, wie langsam im Osten die Sonne aufging. Schlaf hatten wir in dieser Nacht wenigstens ein wenig gefunden. An mehr war leider nicht zu denken und ein langer Tag stand uns bevor.