Deutsches Creepypasta Wiki
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Die Haut löst sich beinahe mühelos von den frischen, roten Muskeln, als ich sie vom Bauch aus abziehe. Mein Blick wandert zu den gefühllosen Glasaugen der Anderen: Zwei Mäuse, eine Ratte, Eule und Specht, sogar ein kleiner Rotfuchs. „Keine Sorge, meine Lieben. Papa macht euch einen neuen Freund“, beruhige ich meine Schöpfungen. Wie immer bleibt es still, sie antworten nicht. Starren mich nur vorwurfsvoll an, da ich so lange brauche. Aber es soll schon ordentlich sein, wir wollen doch nicht, dass Frau Eichhörnchen fault und von Motten zerfressen wird.

Meine Finger schieben sich zwischen Haut und Fleisch, als ich beim Abnehmen hängen bleibe. Kalt und nass ist es, wundervoll. Lächelnd mache ich weiter, bis alles fein säuberlich getrennt ist. Den Kadaver, mit seinen offengelegten, starrenden Augen und den langen grotesken Zähnen, lege ich zur Seite. Er stinkt langsam nach Blut und Gedärmen, auch wenn die vorangegangene Kühlung das Schlimmste vermeidet. Mich interessiert nur die Haut, von deren Innenseite ich nun sorgfältig das restliche unerwünschte Gewebe abschabe.

Auf und ab streicht die Klinge, immer wieder, bis nichts übrig ist. Auch diesen Abfall werfe ich von mir, der Hund wird sich später damit begnügen. Dann streiche ich über das schöne Fell, bewundere meine gute Arbeit. Ich weiß, Eigenlob gehört sich nicht, doch ich kann nicht anders. Ich kann mir schon ausmalen, wie hübsch das Fell erst auf dem Drahtmodell aussehen wird, dass ich am letzten Abend angefertigt habe. Stolz nehme ich einen Schluck aus dem großen Wasserglas, dass ich neben mich gestellt habe. Blutige Fingerabdrücke bleiben auf der durchsichtigen Fläche zurück.

Zufrieden seufzend stehe ich auf, gehe an der offenen Balkontür vorbei. Kalter Wind fegt herein, als ich fröstelnd die Arme um meinen Körper schlinge. Dann wandere ich gemächlich ins Nebenzimmer, das ich eigens für mein Hobby umgebaut habe. Auf den klapprigen Regalen stehen Gefäße mit Chemikalien, doch vorerst konzentriere ich mich auf einen großen Sack in einer Ecke des Raumes. Natriumchlorid, Kochsalz für die, die keine chemischen Grundkenntnisse besitzen. Den schweren Beutel hinter mir herschleifend, wende ich mich wieder meiner Arbeit zu. Ich nehme auf dem hölzernen Stuhl Platz und greife nach einer Schere, um den oberen Rand einzuschneiden.

In dem Moment, in dem ich beginnen will, die Haut mit dem Salz einzureiben, wird die Tür aufgeschlagen und meine Frau stampft herein. Angewidert bleiben ihre Augen an dem toten Körper des Nagers hängen, bevor sie etwas vor mir auf den Tisch schleudert. „Schatz, was ist das?“, frage ich verwirrt. „Lies es einfach. Lies es!“, brüllt sie beinahe verzweifelt zurück. Ihr ganzer Körper zittert angespannt, sie meidet direkten Blickkontakt. Es ist ein Briefumschlag, ich reiße ihn vorsichtig auf und überfliege die Zeilen.

Dann sitze ich einen Moment still da und wiederhole meine Frage ungläubig. Sie sieht mich wutentbrannt an, bevor ihre Züge einen beinahe traurigen Ausdruck annehmen: „Henry ich... ich kann das alles“, sie deutet schwach auf den Tisch, „nicht mehr ertragen. Es ist einfach nicht richtig. Das hier ist ein Scheidungsantrag. Ich war schon vor Wochen bei meinem Anwalt, aber konnte es dir einfach nicht sagen... Nächste Woche ist der Gerichtstermin.“ Das Blatt Papier rutscht mir aus den zitternden Händen und landet auf der Holzfläche, verdeckt das leblose Eichhörnchen. Flecken von Wundwasser durchweichen es, als wir uns anschweigen.

„Honey, ich...“ Meine Stimme versagt, während ich aufstehe und sie in die Arme schließen will. „Nein, weg von mir!“, schreit sie entsetzt, den Blick auf meine befleckten Hände gerichtet. „Fass mich nicht an. Es ist aus, versteh das doch bitte... Henry, ich habe dich geliebt. Warum musstest du mit solch etwas Widerlichen beginnen? Warum? Es ist ekelhaft, krank... Sag schon, warum?! Du warst doch nie so ein Mensch.“ Ich antworte nicht. Sie macht mich wütend. Widerlich, ekelhaft, krank? Das ist Kunst, bewundernswerte Kunst! Meine Kinder blicken empört zu mir herüber, flüstern mir zu... Plötzlich saust das Glas quer durch den Raum, mitten in ihre Richtung.

In der selben Sekunde, in der ich es blind vom Tisch reiße und nach ihr werfe, bereue ich es bereits. Was, wenn es sie trifft? Ich liebe meine Frau doch mehr als jeden anderen auf der Welt. Was habe ich bloß getan? Sie reagiert ungewohnt schnell, duckt sich, kurz bevor das durchsichtige Gefäß an ihrem Schädel zerschellt. Es fliegt noch einige Meter, durch die offenstehende Tür hinaus und zerschellt hörbar in tausend Scherben.

Sie starrt mich an, fassungslos, enttäuscht. Dann dreht sie sich um, ich gehe ihr hinterher. „Honey, bitte... Das wollte ich nicht. Es war keine Absicht. Liebling-“ Ihre Hand hebt sich, begleitet von einem endgültigen Kopfschütteln, als sie die letzten Worte spricht, die ich je über ihre Lippen kommen hören würde: „Nein, es ist aus.“ Kühl, distanziert, lieblos. Es ist meine Schuld. Sie wird mich nie mehr lieben.

Stumm stehe ich hinter ihr, als sie sich über den grauen Boden des Balkons bückt, um die Glasstücke aufzusammeln. 44, es waren genau 44. „Es tut mir leid... Geh ruhig, ich mach das schon weg“, biete ich ihr an. Ich fühle mich wie ein Mistkerl, nein, ich bin ein Mistkerl. Wortlos lässt sie alles wieder zu Boden rieseln und erhebt sich. Und da passiert es: Sie verliert den Halt, die hohen Schuhe rutschen auf der nassen Oberfläche aus. Mit dem Kopf voran fällt sie nach vorne, als ich vergeblich zu ihr eile. Meine Hände greifen ins Leere.

Mit einem dumpfen Knacken schlägt ihr Schädel direkt auf das harte Betongeländer. Sie sinkt reglos zu Boden, Blutrinnsale fließen von ihrer Stirn, als ich mich neben sie Knie. Ich rufe ihren Namen, doch sie antwortet nicht. Ich fühle ihren Puls, kontrolliere die Atmung: Tot. So etwas muss gerade ich doch wissen, trotzdem will ich es nicht glauben. Ich will nicht alleine sein.

Meine Augen wandern über ihr Gesicht. Sie ist noch immer so wunderschön... so perfekt. Noch. Ich drücke ihr einen raschen Kuss auf die Lippen, dann hebe ich ihren leichten Körper an und trage sie in unsere Wohnung. Auch meine Kunstwerke scheinen zu trauern, als ich zu ihnen sehe. Zwölf falsche Augen sehen auf mich herab, ich nicke entschlossen.



Am nächsten Morgen setze ich meine Arbeit fort und mache einen präzisen Schnitt an der Bauchseite. Die Haut löst sich beinahe mühelos von den frischen, roten Muskeln...

Meine Finger schieben sich zwischen Haut und Fleisch, als ich beim Abnehmen hängen bleibe. Kalt und nass ist es, wundervoll. Lächelnd mache ich weiter, bis alles fein säuberlich getrennt ist. Den Kadaver, mit seinen offengelegten, starrenden Augen und den stumpfen grotesken Zähnen, lege ich zur Seite. Er stinkt langsam nach Blut und Gedärmen, auch wenn die vorangegangene Kühlung das Schlimmste vermeidet. Mich interessiert nur die Haut, von deren Innenseite ich nun sorgfältig das restliche unerwünschte Gewebe abschabe.

Auf und ab streicht die Klinge, immer wieder, bis nichts übrig ist. Auch diesen Abfall werfe ich von mir, der Hund wird sich später damit begnügen. Dann streiche ich über die feine Haut, bewundere meine gute Arbeit. Ich weiß, Eigenlob gehört sich nicht, doch ich kann nicht anders. Ich kann mir schon ausmalen, wie hübsch sie erst auf dem Kunstkörper aussehen wird, den ich am letzten Abend angefertigt habe.

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