Deutsches Creepypasta Wiki
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"Wachträume sind Träume, in denen der Träumende sich über den eigenen schlafenden Zustand im Klaren ist. Dieser Umstand ermöglicht es ihm diese Träume teilweise zu kontrollieren. Man kann versuchen diesen Umstand herbeizuführen um bewusst die eigenen Träume zu seinem Vorteil zu verändern. ", endete die Vorlesung. Ich besuchte solche Vorlesungen ständig. Ich wollte unbedingt einen eigenen Wachtraum herbeiführen, um so einige meiner wildesten Fantasien wahr werden zu lassen. Als ich den Raum verlassen wollte hielt mich der Dozent auf. "Dein Name ist Alice, richtig?" Ich nickte. "Ich habe dich schon öfter auf meinen Vorlesungen über Wachträume gesehen. Willst du wirklich einen Wachtraum herbeiführen?" "Auf jeden Fall. Ich befasse mich seit Jahren damit", sagte ich begeistert. Er lächelte: "Ich kann dir dabei helfen. Du hast bestimmt schon mal von Luzidem Träumen gehört. Wenn ich dich hypnotisiere kann ich so diesen Zustand herbeiführen." "Das würden Sie wirklich tun? Was wollen Sie dafür?" "Ich habe diese Technik noch nicht richtig ausprobiert, also kann ich nichts versprechen. Deshalb will ich nichts dafür. Wenn du es wirklich willst komm morgen um acht zu dieser Adresse. " Mit diesen Worten reichte er mir eine Visitenkarte mit einer Adresse und verschwand. Noch am selben Abend rief ich meine beste Freundin an. "Yume, du wirst nicht glauben was passiert ist. Der Dozent, der heute den Vortrag gehalten hat, hat angeboten mich zu hypnotisieren. Auf diese Weise könnte ich einen Wachtraum haben." Yume war da skeptischer: "Sicher, dass du das machen solltest? Du kennst diesen Mann nicht. Er könnte sonst was machen." "Jetzt komm schon, du willst mir nur alles mies machen. Ich dachte du freust dich für mich." "Alice, ich freu mich ja für dich, aber ich bin nun mal etwas vorsichtiger." Ich hatte es schon immer lustig gefunden, dass so ein skeptischer Mensch Yume hieß. Sie stammt aus Japan und ihre Eltern hatten sie >Die Träumende< genannt. Dass sie so ein phantasieloser Mensch geworden ist war pure Ironie. "Ich verspreche dir, dass ich absolut vorsichtig sein werde." Ich wollte ihr keine Sorgen machen. Sie versuchte trotzdem es mir auszureden, aber ich konnte sie mit dem Versprechen vorsichtig zu sein beruhigen.


Am nächstem Tag ging ich zu der Adresse, die der Dozent mir genannt hatte. Es stellte sich heraus, dass er eine eigene kleine Arztpraxis hatte, die auf Hypnotherapie spezialisiert war. Der Dozent selber begrüßte mich freundlich, "Hallo Alice, du kommst genau richtig. Mein letzte Sitzung ist gerade vorbei. Wenn du mir folgst, zeige ich dir den Raum in dem wir das Experiment durchführen werden." Ich folgte ihm und sah einen kleinen Raum mit einer Liege in der Mitte. "Ich hätte ehrlich gesagt noch ein paar Fragen." Obwohl ich mich wirklich auf die Hypnose freute, machten mir Yumes Einwände doch ein wenig Angst. "Gerne. Was willst du wissen?" Er lächelte. "Gibt es irgendwelche Gefahren dabei?" "Es gibt Gefahren, aber gegen die habe ich etwas unternommen als die Praxis eröffnet wurde. Die Hypnosetechnik selber ist ungefährlich. Die Hauptgefahren gehen von der eigenen Bewegung aus. Deshalb werden die meisten Patienten fixiert, damit sie nicht fallen oder sich und andere anderweitig verletzen können. Die größte Angst der meisten ist nicht wieder aufzuwachen, aber man kann nicht für immer in der Hypnose gefangen bleiben. Im Notfall kann man durch etwas wie einen Alarm aufgeweckt werden. Ich hatte allerdings noch nie Probleme mit dem Aufwecken eines Patienten, also mach dir keine Sorgen." Diese Antwort beruhigte mich so weit, dass ich einwilligte: "Okay. Legen wir los." Ich legte mich auf die Liege und der Dozent schnallte mich fest. Auch wenn ich mich dabei unwohl fühlte hielt ich still. Er hatte erklärt, dass er mich nur zur Sicherheit festschnallte." Ich muss dich nachher wieder aufwecken. Sagen wir, nach zwei Stunden wecke ich dich. Aber wenn du dich an einen Zeitplan halten willst, Uhren funktionieren in Träumen nicht wie in Wirklichkeit." Ich nickte. An das, was darauf folgte konnte ich mich nicht erinnern.

Das Nächste, an das ich mich erinnerte, war Dunkelheit. Ich konzentrierte mich und versuchte meine Umgebung zu beeinflussen. Dabei veränderte sich die Dunkelheit. Es entstand eine blaue Fläche die ich als Himmel erkannte und ich begann zu fallen. Wieder konzentrierte ich mich. Wenn ich auf die Erde aufschlagen würde, würde ich sterben und ich hatte gehört, dass man, wenn man im Traum stirbt, aufwachen würde. Es erschien eine Gestalt unter mir, die mich auffing. Es war eine riesige, rote Echse. Ein Drache. Ich lachte. Wenn so etwas Fantastisches passierte, musste es ein Traum sein. Ich dachte daran zu landen, um zu sehen was es hier gab. Zu sehen, was ich erschaffen konnte. Augenblicklich ging der Drache in einen Sturzflug über, den er erst kurz über der Erde abbrach. Ich keuchte. Der Aufprall war sehr hart gewesen. Ich sah mich um. Ich stand auf einer weiten Wiese. Es war wahrscheinlich Nachmittag, obwohl man das hier nicht wirklich beurteilen konnte. Ich überlegte, was ich machen könnte, als ein Wald zu wachsen begann. Im Zeitraffer sah ich Bäume und Sträucher wachsen. Tiere huschten an mir vorbei und wurden älter. Ich sprach mit mir selber: "Na, dann." Ich ging los.


Ich war gerade in einer Art Kampf mit einem undefinierbaren Wesen, als es dunkel um mich wurde und ich mich wieder auf der Liege in der Praxis wiederfand. Ich stöhnte, "Wenn sie noch eine Minute gewartet hätten, dann hätte ich das Ding fertig gemacht." Ich stutzte, als ich mir mit der Hand über die Stirn fuhr. Hatte er mich losgemacht, bevor er mich aufgeweckt hatte? Der Dozent hatte doch gesagt, dass es ein Risiko wäre. Ich richtete mich auf und sah mich um. Der Dozent saß neben mir und sah ziemlich verzweifelt aus: "Jetzt wach gefälligst auf. Warum willst du nicht aufwachen?" "Das ist ein schlechter Scherz. Ich bin schon wach." Ich schüttelte den Kopf. Er hatte wirklich keinen Sinn für Humor. Das konnte man schon sehen als er in seinen Vorträgen versucht hatte lustig zu sein. Ich stand auf und wollte ihm auf den Rücken klopfen. Ich sah auf der Liege immer noch meinen Körper. Das konnte nicht wahr sein. Ich stand doch hier. Ich war wach. Verzweifelt wollte ich den Dozenten schütteln und ihn auffordern mir alles zu erklären, aber ich fasste durch ihn durch. Ich fluchte. "Das ist doch verdammt noch mal unmöglich. Wie kann das hier passieren?" Das konnte doch nur ein Traum sein. Ich hatte mir angewöhnt Realitätchecks durchzuführen. Ich sah auf die Uhr, sah weg und sah wieder auf die Uhr. Die Zeit war normal weitergelaufen. Ich wollte den Dozenten auf mich aufmerksam machen, konnte aber nichts im Zimmer bewegen. Plötzlich war eine Stimme zu hören: "Du glaubst wohl das ich dich sofort wieder hergebe. Du hast so gekämpft um herzukommen und nun willst du gleich wieder gehen? Wenn du mich besiegst, werde ich dich gehen lassen ohne dir etwas anzutun. Du kannst ja traumhaft mit dem Schwert umgehen." Die Stimme hallte in meinem Kopf wider. Die Wände fingen an sich zu verändern und die Liege mit meinem leblosen Körper verblasste. Ich fand mich in einem kleinen Raum wieder. An der Wand stand ein Bücherregal und auf dem Boden war eine Dreckschicht. Die Tür sah vermodert auf, liess sich aber nicht öffnen. Auch als ich mich mit der Schulter gegen das Holz warf blieb sie intakt. "Verdammt. Die muss sich doch irgendwie öffnen lassen." Das konnte nicht wahr sein. Ich musste noch träumen. Ich konzentrierte mich. Die Tür sollte sich jetzt problemlos öffnen lassen. Ich konnte sie immer noch nicht öffnen. Wieder hörte ich die Stimme: "So leicht kommst du hier nicht raus. Du bist weder in der Traumwelt, noch in der echten Welt. Dies ist meine Welt. Ich kann hier alles bestimmen. Aber ich bin fair. Es gibt die Möglichkeit rauszukommen. Hoffentlich hast du keine Platzangst." Das Lachen hallte noch lange in meinem Kopf. Ich wühlte verzweifelt durch den Dreck am Boden und untersuchte das Regal. Selbst wenn ich es versucht hätte, hätte ich mich nicht beruhigen können. Ich hatte das Gefühl, dass die Wände immer näher kamen. Diese Situation war einfach zu abwegig. Der Dozent hatte mir versichert, dass keine Gefahr bestand. Ich war jetzt in Gefahr, also warum weckte er mich nicht. Plötzlich hörte ich ein Klicken und sah einen schimmernden Gegenstand auf dem Boden. Meine Augen weiteten sich. Ich tastete verzweifelt auf dem Boden herum und fand schließlich einen Schlüssel. Er war verrostet und konnte eigentlich nicht schimmern, aber es war mir egal. Ich stürmte zur Tür und versuchte sie aufzuschließen. Es klickte. Die Tür war offen.

Ich war frei und stand in einem Wald. Die Hütte hinter mir zerfiel augenblicklich. Im Zeitraffer sah ich das kleine Gebäude altern bis es nur noch eine Ruine war. Die Stimme meldete sich: "Auch wenn du aus der Hütte gekommen bist, solltest du dich nicht zu früh freuen. Sie war das Einzige, das dich vor den Kreaturen hier im Wald beschützt hat. Es gibt hier eine Straße. Sie ist einige Kilometer entfernt, aber du kannst es vor Anbruch der Nacht schaffen, wenn du schnell bist. Viel Erfolg." "Was für Kreaturen? Und in welcher Richtung liegt die Straße?" Ich schrie in die Leere ohne eine Antwort zu erwarten. Ein Schild wuchs vor mir aus dem Boden. Es zeigte einen Pfeil mit der Aufschrift >Straße<. Ich folgte dem Pfeil. Langsam ging ich geradeaus, immer in Erwartung eines Gegners. Ein Heulen war zu hören. Wölfe. Ich begann zu rennen. Wölfe waren Tiere, die sich in Gruppen aufhielten und selbst mit einem einzelnem Tier hätte ich Probleme gehabt. Ich rannte. Bald schmerzten meine Beine bei jedem Schritt und meine Lunge brannte bei jedem Atemzug, aber ich wurde nicht langsamer. Irgendwann stolperte ich. Ohne einen Muskel bewegen zu können, lag ich da und wartete darauf von einem Rudel Wölfe zerfetzt zu werden. Langsam verschwamm mein Blick.

Als ich die Augen wieder aufschlug lag ich in einem Krankenzimmer. Ich richtete mich auf und sah mich um. Neben mir lag ein Zettel. >Du bist noch nicht frei.< Erst jetzt fiel mir die Stille auf. Ich stand auf und ging auf den Flur. Niemand zu sehen. Ich war allein. Noch immer. Warum hatte ich nicht auf Yume gehört? Sie hatte geahnt, dass etwas schief gehen würde. Wie in Trance stolperte ich durch die Gänge bis ich auf der Straße stand. Schatten überall. Menschliche Umrisse, die herumliefen als wären sie lebendig. Ich wollte sie um Hilfe bitten, doch sobald ich sie berührte zerfielen sie zu Staub. "Warum tust du mir das an?" Ich fing an zu weinen. Alle Schatten wandten sich zu mir um und kamen langsam näher. Ich wollte wegrennen, aber sie zerfielen nicht mehr zu Staub sondern packten mich. Zerrten an mir. Verschlangen mich. Erstickten meine Schreie. Die Schatten waren überall und versperrten mir die Sicht auf alles andere. Es gab nur Schwärze. Plötzliche Helligkeit irritierte mich. Ich stand vor einer hochgewachsenen Gestalt. Sie sprach mit der Stimme, die ich schon in der Hütte gehört hatte. "Die meisten wären schon gestorben. Wenn man hier stirbt, dann stirbt..." Sie konnte nicht zuende sprechen. Ich hatte wieder ein Stück weit Kontrolle. Gerade genug, um ein Messer in meiner Hand entstehen zu lassen und es der Gestalt in die Maske zu rammen, die ich für sein Gesicht hielt.


Die Umgebung verwandelte sich. Ich lag wieder auf der Liege im Behandlungsraum. Der Dozent neben mir war vollkommen aufgelöst. "Oh Gott. Ich konnte dich nicht aufwecken. Ich habe Alarm geschlagen, aber du hast dich nicht bewegt." "Sie können nichts dafür. Ich hatte einfach Pech. Machen Sie mich bitte losmachen. Ich will mich bewegen können." Ich wollte ihn trösten. Er konnte wirklich nichts dafür. Er nickte und nestelte an den Verschlüssen herum. Schließlich konnte ich mich wieder aufrichten. Er reichte mir ein Glas Wasser. Ich lehnte es höflich ab und ging. Auf dem Weg nach Hause hörte ich eine Stimme in mein Ohr flüstern: "Das hat wehgetan."lol

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