Deutsches Creepypasta Wiki
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Eine Freundin sagte mir mal, dass das Gehirn jede Nacht, selbst während der Tiefschlafphase, die Außenwelt sondiert. Dazu taucht es aus der klebrigen Dunkelheit der Träume auf und aktiviert alle Sinne, außer den Augen, das wäre ziemlich kontraproduktiv, und prüft, ob für uns Schlafende eine akute Gefahrensituation besteht. Wenn das Gehirn die Situation als unbedenklich einordnet, wird einfach selig weitergeschlafen.
Falls jedoch nicht, werden wir sofort aus unserem Schlaf erwachen, fast komplett wach sein und unsere Umgebung genauer wahrnehmen. Dieses Verhalten hat unseren Vorfahren in der Urzeit sehr oft den Arsch gerettet. Stellt euch mal vor, ihr wacht nicht auf, obwohl laut brüllend ein Säbelzahntiger auf euch zugerannt kommt.
Ich habe mir über die Thematik vorher nie Gedanken gemacht, doch seitdem sie mir das erzählt hat, denke ich sehr oft darüber nach.
Letzte Nacht bin ich urplötzlich wach geworden. Natürlich fiel mir ihre Geschichte sofort ein und kalter Schweiß breitete sich auf meiner Haut aus. Ich bin auch schon früher mitten in der Nacht wach geworden, meistens lag es dann daran, dass ich einen Albtraum hatte, soweit ich mich daran erinnern kann. Dann habe ich produktiverweise immer an all‘ die Horrorfilme gedacht, die ich je gesehen habe. Plötzlich war mein Schrank voller Monster, auf der Straße liefen Zombies entlang und eine Schar Vampire wartete vor meinem Fenster, während der gruselige Mörder schon längst neben dem Bett stand. Ist beim Einschlafen nicht hilfreich. Für Sie getestet.
Aber letzte Nacht konnte ich nur noch an ihre Geschichte denken. Mein Gehirn hatte irgendetwas wahrgenommen und es als für mich gefährlich eingestuft. Ich versuchte mich zu beruhigen, sicherlich hatte draußen nur ein Hund gebellt, und mein Reptilienhirn hatte das als Wolf eingeordnet. Oder ein Auto hatte gehupt.
Aber hatte ich nicht im Halbschlaf gehört, wie der Dielenboden knarrte? Nein, das entsprang nur meiner Einbildung, bestimmt. Dann schossen mir die unsinnigsten Gedanken durch den Kopf, wie, ob die Haustür abgeschlossen ist und ob ich die Fenster zugemacht hatte, obwohl ich mich im vierten Stock befand. Nein, dachte ich und drehte mich geräuschlos auf die rechte Seite, hier ist absolut nichts, was mir Angst einjagen könnte.
Wahrscheinlich war ich nur wach geworden, weil mich die Enge meines Versteckes belastete. Zwischen Boden und Bett waren es immerhin nur knapp fünfzig Zentimeter.
Ich lauschte den Atemzügen des Mannes, der im Bett über mir schlief, und versuchte es mir auf dem Boden wieder gemütlich zu machen. Wenn sein Gehirn ihn nicht weckte, dann musste ich mir keine Sorgen machen, dass etwas Gefährliches in der Wohnung war. Naja, nichts außer mir. Bald würde sein Gehirn bemerken, dass etwas da war, etwas Dunkles. Aber bis es soweit war, konnte ich mir noch etwas Schlaf gönnen.  

Autor: Foxlock  

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