Deutsches Creepypasta Wiki
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Hi Leute,

mein Name ist Bill, und um direkt mit der Geschichte anzufangen, ich hatte eine wahnsinnig einsame Kindheit. Nicht einmal, weil ich jetzt ein besonders verschlossenes oder schüchternes Kind gewesen wäre, das war ich eigentlich nie, aber mein Vater hatte sich schon lange vor meiner Geburt entschlossen, eine Karriere im Auswärtigen Dienst anzutreten, und diese musste natürlich genau dann beginnen, Früchte zu tragen, als ich langsam vom Baby- ins Kindesalter kam. Ganz nach Murphys Gesetz, was schiefgehen kann, wird auch schiefgehen. Wenn ihr mich fragt, dann ist Murphy ein ziemliches pessimistisches Arschloch, aber dummerweise hatte er recht. Und so kam es, dass ich meine gesamte Kindheit überall in der Welt verbrachte, immer in irgendeinem Konsulat oder einer Botschaft, wohin meine Mutter und ich ihm halt folgten.

Und ja, ich weiß was jetzt kommt, denn das höre ich meistens, wenn ich von meinen frühen Jahren berichte. „Oh Gott, ich beneide dich ja so.“ „Das muss ja total aufregend gewesen sein.“ „So eine Weltreise war auch schon immer mein Traum.“ Und mit zunehmendem Alter habe ich auch selbst einen anderen Blickwinkel gewonnen, habe erkannt, welches Privileg mit eigentlich zu Teil wurde und wie glücklich ich mich schätzen kann, mit so vielen verschiedenen Kulturen und Eindrücken groß geworden zu sein. Aber als Kind sieht man die Welt nun mal mit anderen Augen, und so kam mir mein Leben damals wie der pure Albtraum vor. Ständig in einer anderen Stadt, einem anderen Land, in dem ich weder die Sprache konnte, noch jemanden kannte, und immer, wenn ich gerade Freunde gefunden hatte, mussten wir wieder weg, bis ich irgendwann aufhörte, mir wirklich Mühe zu geben, welche zu gewinnen. So streunte ich, als ich so um die sieben oder acht Jahre alt war, meistens allein durch die Gebäude, die überall auf der Welt erschreckend gleich und doch unterschiedlich waren. Ich wünschte mir einfach nur ein normales Leben, beziehungsweise was ich darunter verstand. Mein Vater hatte in diesen Jahren kaum Zeit für mich, was ich ihm auch nicht vorwerfen kann, schließlich hatte er ja keine Wahl und musste unsere ganze Familie im Alleingang versorgen, woraus aber resultierte, dass ich den ganzen Tag Zeit hatte, meine Mutter die Ohren vollzuquengeln. Unzählige Stunden muss ich sie damit belagert haben, wie schön doch ein einfaches Leben an einem, einem festen Ort wäre. Und jedes Mal erklärte sie mir mit der Geduld, die nur Mütter aufbringen konnten, dass das leider alles nicht so einfach wäre, auch wenn es ihr um ihren kleinen Engel leidtun würde. So lief das mehr oder weniger jeden Tag.

Irgendwann, wir hielten uns in Budapest auf, muss ich ihr dann so sehr auf den Wecker gegangen sein, dass sie eines morgens in die Stadt ging und ein paar Stunden später mit einem kleinen Büchlein wiederkam, das sie mir dann freudestrahlend überreichte. Bis zum heutigen Tag weiß ich nicht, wie sie es geschafft hat, dort ein deutsches Kinderbuch zu besorgen, noch kann sie sich selbst erinnern und einige Jahre später hat sie mir dann auch gestanden, dass sie sich das Buch nicht so wirklich angesehen, sondern einfach gekauft hatte. Ich muss wirklich unglaublich genervt haben. Jedenfalls hatte dieses Buch auch einen denkbar treffenden Titel: „Wie man überall Freunde findet“ Das Buch war relativ dünn, maximal 60 Seiten und das Cover war denkbar billig gemacht, nur der Name des Buches, dazu der Autor und das Foto einer Tafel, auf die mit Kreide ein paar schlechte Smiley gemalt waren. Da ich nichts zu tun hatte, verschlang ich das Buch natürlich, jedoch kam es mir in meinem damals kindlichen Geist so bescheuert vor, dass ich es am Ende weglegte und es mehr oder weniger vergaß. Drüber geredet habe ich erst recht nie und meine Mutter war anscheinend ziemlich zufrieden mit sich, denn für die restliche Zeit verhielt ich mich ruhiger als vorher, zwei Wochen später wurde mein Vater ins Auswärtige Amt berufen und wir zogen nach Berlin. Ich bekam mein normales Leben, Freunde, alles, was ich mir solange gewünscht hatte.

Das Buch ist mir erst vor ein paar Tagen durch Zufall in die Hände gefallen, als ich für den Umzug in eine gemeinsame Wohnung mit meiner Freundin zusammengepackt habe. Um ganz ehrlich zu sein, im ersten Moment konnte ich mich gar nicht erinnern, jemals so ein Buch gehabt zu haben, doch als ich es durchblätterte, fiel es mir wieder ein. Ich zeigte es dann Amelie, meiner Freundin, weil ich mich tatsächlich dann noch erinnern konnte, wie lächerlich ich es als Kind gefunden hatte und ich sie etwas zum Lachen bringen wollte. Wie sich herausstellte, erschien es plötzlich gar nicht mehr so witzig, wie ich es in Erinnerung hatte. Eher beängstigend, um ehrlich zu sein. Ich hätte die Sache am liebsten direkt wieder vergessen, aber Amelie hat mich überzeugt, den Inhalt dieses „Kinderbuches“ lieber im Internet zu teilen, auch, um Eltern vom Kauf abzuraten. Auf Facebook habe ich es schon gepostet und auch in meinen Blog gestellt, aber dann ist mir diese Seite hier wieder eingefallen, und da dachte ich mir, wo, wenn nicht hier, würden Leute auf die Idee kommen, nach sowas zu suchen. Also bin ich zurück aus der Inaktivität gekrochen, um euch zu warnen, vielleicht doch die Finger davon zu lassen. Oder es wenigstens von euren Kindern fernzuhalten

Der Autor nennt sich selbst Levente Mészáros, aber als ich nach ihm gesucht habe, bin ich auf nichts Brauchbares gestoßen, dabei kann es sich also genauso gut um ein Pseudonym handeln. Das Buch an sich, wie gesagt um die 60 Seiten, ist im Großen und Ganzen, unglaublich schlecht. Fast über die gesamte Länge wird nur darüber philosophiert, wie wichtig denn Freundschaft für Kinder ist, wie viel Spaß man mit Freunden haben kann und wie gut man sich fühlt, wenn man mit Gleichaltrigen spielen kann. Es ist also quasi ein Standardratgeber, nach dessen Lesen man nicht wirklich schlauer als vorher ist, nur eben für Kinder und in stellenweise sehr gebrochenem Deutsch, was mir als Kind gar nicht so komisch vorgekommen war, zumal ich ja sowieso die ganze Zeit mit Leuten in Kontakt kam, die wenn überhaupt mit starkem Akzent sprachen. Daher kam es mir gar nicht so merkwürdig vor, dass jemand so ein Buch schreiben würde. Heute frage ich mich natürlich, wer sowas dann eigentlich verlegt, aber auch zum Publisher lässt sich weder im Buch noch im Internet etwas finden, womöglich gibt es gar keinen oder er ist im Schatten der Zeit verloren gegangen. Aber wie gesagt, über einen Großteil der Seiten hinweg ist das Geschrieben einfach nur belanglos und schlecht geschrieben, nichts weiter. Komisch wird es dann auf den letzten drei Seiten, die sowohl vom Inhalt als auch in Bezug auf die Sprache völlig aus dem Muster fallen. Der Autor schreibt, dass er nun noch für all die kleinen Kinder, die so gerne mit Anderen spielen wollen, aber einfach niemanden finden können, von einem alten Freund einen super Weg gefunden hat, doch ein paar Gefährten zu finden. Daraufhin wechselt der Text plötzlich von gebrochenem Deutsch mit schrecklicher Grammatik über zu einem Teil mit absolut perfektem Ausdruck, der zwar hier und da ein wenig altertümlich erscheint, aber trotzdem gut verständlich ist. Der Inhalt schwenkt nun auch um, davon, wie großartig Freunde sind, hin zu einer Anleitung, wie man „spielerisch“ welche finden kann. So zumindest der Autor.

Ich habe mir einfach mal die Mühe gemacht, den Text, der explizit diese Suche nach Spielgefährten beschreibt, Wort für Wort abzutippen, um den Eindruck nicht zu verfälschen und mögliche Zweifel auszuräumen, ob es sich bei einem Buch auch um dieses spezifische handelt. Passt auf eure Kinder auf Leute!

„Weißt du, mein kleiner Sozius, die Kinder, die sich ebenso wie du nach einem Partner für erfreuliche Späße sehnen, sind ganz unwahrscheinlich scheu. Sie haben so lange mit niemandem mehr spielen können, dass sie vergessen haben, wie man andere Kinder dazu auffordert, mit ihnen Spielchen zu spielen. Aber wenn du sie aufforderst, dir Gesellschaft zu leisten, dann werden sie vor Freude jauchzend zu dir kommen und sich mit dir einlassen wollen. Und sie sind ganz ausgezeichnete Gefährten, die besten Freunde, die man sich nur vorstellen kann, so wunderbar, dass du sie nie wieder verlassen wollen oder müssen wirst. Ihr werdet unzählige Stunden damit zubringen können, auch gegenseitig an den lustigsten und ausgelassensten Unternehmungen zu vergnügen. Alles, was du tun musst, ist diese besonderen Kinder zu finden und sie einzuladen mit dir zu spielen, dann wird dir eine unbekannte Welt des Spaßes geöffnet werden.

Sie zu finden, ist ganz einfach. Sie sin d so schüchtern geworden, dass sie sogar vor der Sonne erschrecken und sich nur noch trauen, im Schatten zu bleiben und dort für sich allein zu sein. Ein wahrlich trauriges Schicksal, ja, aber du wirst sie davon erlösen können und sie werden dafür Glück und Freude in dein Leben bringen. Mehr als du dir auch nur vorstellen kannst. Also geh einfach an einen ganz besonders dunklen Ort, dort wirst du sie finden können, denn in der Dunkelheit haben sie keine Angst. Da musst du auch keine haben, sie ist dein Freund, die wird dich unterstützen, sie zu finden. Bring auch kein Lämpchen und auch keine Leuchte mit, das Licht würde sie verschrecken und dann hätten sie auch Angst vor dir und du würdest dich niemals nie mit ihnen an unterhaltsamen und erquickenden Spielchen erfreuen können. Das wäre doch wirklich zu schade, findest du nicht auch? Also hab keine Angst im Dunkeln, sie haben es ja auch nicht und sie sind die unwahrscheinlich tollsten Freunde die du dir nur vorstellen kannst. Du schaffst das, und dann kannst du so viel und so lange spielen, wie du nur möchtest!

Wenn du dann an diesem ganz ganz finsteren Ort bist, dann sind sie schon ganz nah, ihre kleinen Äugchen leuchten sicherlich schon vor Freude, einen Partner zum Spielen zu sehen. Aber sie sind so unglaublich schüchtern, dass sie sich immer noch nicht trauen werden, deine Bekanntschaft zu machen. Du musst ihnen erst zeigen, wie aufrichtig und gern du mit ihnen lustige Unternehmungen anstellen solltest, also bring ihnen doch ein kleines Geschenk mit. Und wie jedes andere Kind haben sie eine ganz besondere Lieblingssüßspeise, wie du doch sicherlich auch. Und das tolle daran ist, dass du die ganz bestimmt auch zu Hause hast, du musst also nicht viel mehr tun, als sie holen zu gehen und schon wirst du ganz viel spielen und lachen können. Vielleicht hast du sie schon einmal gesehen, wenn deine Mama ein leckeres Essen gekocht hat, dann nimmt sie diese Nascherei und gibt sie zum Essen, um es ganz besonders wohlschmeckend zu machen. Es sind kleine Pralinen, aus fester Schokolade und wundervollen Gewürzen, die die Erwachsenen „Muskatnüsse“ nennen. Du weißt ja, manchmal haben die Großen unlogische Wörter für einige Dinge, aber lass dich von dem Namen nicht beirren, denn bei Muskatnüssen handelt es sich um die feinsten und besten Süßigkeiten, die man im gesamten Erdkreis bekommen kann. Und deine neuen Freunde lieben sie so sehr, wie sie es lieben würden, mit dir Spaß haben zu können. Nimm dir einfach ein paar aus der Küche, doch frag bloß nicht deine Eltern, denn du willst sie doch mit deinen neuen Freunden überraschen, nicht wahr? Sie werden sich bestimmt so sehr freuen wie du dich selbst.

Wenn du ein wenig von dieser leckeren Speise zusammen hast, dann geh an den dunklen dunklen Ort, den du dir ausgesucht hast und leg sie einfach vor dich auf den Boden. Deine neuen Freunde werden sie sich schon nehmen, sie sind ganz verrückt danach, und dann werdet ihr unfassbar viel Spaß zusammen haben. Am besten isst du auch eine dieser leckeren Dinger, nicht, dass sie noch beleidigt sind, weil sie dir eine anbieten und du nicht willst. Das wäre ja fatal, jetzt wo ihr so kurz davorsteht, die allerbesten Freunde zu werden. Kau sie gut und schluck sie dann einfach runter, beim ersten Mal schmeckt sie dir vielleicht gar nicht so gut, doch du willst deine neuen Kumpanen doch nicht verschrecken, indem du vor ihnen ihre Leibspeise ausspuckst, nicht wahr? Wenn du nun ein bisschen müde wirst, ist das gar kein Problem, sie sind ja deine Freunde und werden Verständnis dafür haben, falls du dich kurz niederlegen willst. Sie werden auf dich warten, sie werden immer auf dich warten, um bei dir zu sein. Denn jetzt seid ihr Spielgefährten. Ganz wichtig ist aber, dass du, bevor du ins Schlaraffenland entfliehst, noch zweiklitzekleine Worte sagst, dann werden sie auf dich aufpassen, das ist quasi sowas wie euer neues Kennwort. Sag ein Mal „Ego immolo“ in den Raum. Das ist etwas kompliziert, präg es dir vorher gut ein, es bedeutet „Beste Freunde“ in ihrer Sprache, denn sie waren so lange allein, dass sie zu sprechen verlernt haben. Doch keine Angst, wenn sie mit dir spielen, dann werden sie die Sprache wiederfinden, und dann werdet ihr bis in alle Ewigkeit zusammen spielen und Spaß haben können.

Wenn du direkt ganz ganz tolle Spiele und viel Freude haben willst, dann frage, wenn du aufwachst einfach den ersten deiner neuen Gefährten, wo Lucy ist, und dass du mit ihm spielen magst. Dann wird Lucy, weithin der witzigste und liebste unter deinen neuen Freunden zu dir kommen und dann werdet ihr haufenweise erfreuliche Späße unternehmen, denn du bist jetzt ein Teil der Gruppe, ein Part von ihm. Viel Spaß mit all den lustigen Spielchen, und denk daran, frag nach Lucy zum Spielen. Er wird sich freuen, dich zu sehen.

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